Psychische Abhängigkeit

Eine besondere Herausforderung beim Rauchstopp – die psychische Abhängigkeit von der Zigarette

Eine psychische Abhängigkeit vom Rauchen zeigt sich vor allem darin, dass in bestimmten Situationen nur schwer auf die Zigarette verzichtet werden kann. Für den einen ist es die gemütliche Zigarette nach dem Essen, für den anderen die Belohnungs-Zigarette nach einem harten Arbeitstag. Die Zigarette hat für Rauchende unterschiedliche soziale und psychologische Funktionen. So kann sie Anlass für eine Pause sein, als Anlass für ein Gespräch dienen oder als Hilfe, eigene Unsicherheiten zu überspielen. Besonders wenn jemand über viele Jahre raucht, kommt auf diese Weise eine Vielzahl von solchen „Funktionen“ der Zigarette zusammen. Eine ganze Reihe davon ist den Rauchenden selber auf Anhieb gar nicht bewusst.
 
Für Menschen, die rauchen, ist das angenehme körperliche Gefühl, das beim Tabakkonsum oft ausgelöst wird, emotional eng mit bestimmten Situationen verknüpft. Häufige Wiederholungen dieser Verknüpfung erzeugen unbewusst einen Zusammenhang zwischen der Zigarette und der jeweiligen Situation. Weit verbreitete Assoziationen mit dem Rauchen sind Gemütlichkeit, Genuss, Belohnung oder eine Auszeit. Diese kurzfristigen, positiven Auswirkungen des Rauchens treten für viele Rauchende in den Vordergrund, während die negativen Langzeitfolgen ausgeblendet werden. Übrigens: Das für viele Raucherinnen und Raucher angenehme körperliche Gefühl beim Ziehen an der Zigarette ist vor allem darauf zurückzuführen, dass dadurch Entzugssysmptome gedämpft werden.

Weniger Stress – eine gute Vorbereitung für den Rauchstopp

Gerade in Stresssituationen ist die Zigarette für Rauchende oft der vermeintliche „Rettungsanker“, der die sehnsüchtig erwartete Auszeit liefert. Eine Pause und die Zigarette gehören für viele Rauchende irgendwann einfach zusammen. Äußere Bedingungen wie der volle Schreibtisch bekommen dann eine Signalwirkung („Jetzt erstmal eine Zigarette!“).

Wenn Rauchende glauben, dass sie mit Hilfe der Zigarette ihren Stress tatsächlich besser bewältigen können, unterliegen sie damit auch einer Art Trugschluss. Eine Studie[1] konnte zeigen, dass der scheinbar entspannende Effekt des Rauchens vor allem dadurch zustande kommt, dass der „Stress“ abgebaut wird, den der Nikotinentzug auslöst. Der Rauchende selber registriert in der Stresssituation jedoch in erster Linie das körperlich angenehme Gefühl, das durch das Rauchen ausgelöst wird. Die Zigarette erscheint dem Rauchenden deshalb tatsächlich als „Stresslöser“.

Aus diesem Grund sind Stresssituationen für viele, die mit dem Rauchen aufhören möchten, eine besondere Herausforderung. Man sollte sich daher im Voraus überlegen, wie auf und in Stresssituationen reagiert werden könnte. Alternative Handlungen sollten die Funktionen der Zigarette in Stresssituationen übernehmen – ein wichtiges Thema im Rauch-Ausstiegsprogramm der BZgA.
Im Unterschied zur körperlichen Abhängigkeit, die schon wenige Wochen nach der letzten Zigarette kaum noch spürbar ist, lässt sich die psychische Abhängigkeit nicht auf einen konkreten Zeitraum begrenzen. Eine möglichst breite Palette von Entspannungsverfahren oder Stressbewältigungstechniken kann helfen, auf Dauer rauchfrei zu bleiben.

Eine Studie[2] konnte zeigen, dass ein Rauchstopp langfristig zu weniger Stressempfinden beiträgt - ein weiterer guter Grund für einen konsequenten Rauchstopp.

Quellen

[1]Parrott, Andy C. Does cigarette smoking cause stress?. American Psychologist. Vol 54(10), Oct 1999, 817-820. psycnet.apa.org/journals/amp/54/10/817/

[2]Megan Piper et al (2011). Smoking cessation and quality of life: changes in life satisfaction over three years following a quit attempt. Annals of Behavioral Medicine.