01.06.2020
18:26 Uhr
Grüß Dich Finja,
schön, daß Du hier postest und Dir Unterstützung beim Aufhören holst. Willkommen hier bei uns Aufhörern.
Wie Du ja schon gehört und auch gelesen hast, brauchen die meisten Aufhörer mehrere Anläufe, es sind ganz ganz wenige, die es im ersten Durchgang schaffen. Das liegt daran, daß und viele Rauchersituationen "unerwartet überfallen", man muß also erstmal die Erfahrungen machen, in welchen Momenten und die Sucht und die Schmacht überhaupt umschubsten können! Daher ist es wirklich kein Beinbruch, auszurutschen (von einem Rückfall sprechen wir dann, wenn sich die vor dem Ausstieg praktizierten Raucherroutinen wieder eingeschlichen haben, unabhängig von der Anzahl der gerauchten Zigaretten). Solche Erfahrungen muß man doch erstmal machen, vorher weiß man es ja nicht. Darum mach Deinen Frieden mit dem Ausrutscher.
Danach hilft dann Manöverkritik, was ist passiert, welche Situation, welches Gefühl, und was kann ich beim nächsten Mal tun, wenn ich mich wieder in derselben Lage befinde, anstatt zu rauchen? Und beim nächsten Mal machst Du es dann anders. Rauchfrei. So gewinnst Du an Erfahrungen und merkst schon vorher, daß jetzt eine kritische Situation eintreten könnte - und frühstückst sie von vornherein anders ab.
Wie wäre denn zum Beispiel ein Relaxball, denn Du in Streßsituationen kneten kannst? Eine Beschäftigung bereitzulegen für Langeweile? Oder - das hört sich jetzt vielleicht komisch an, hat aber schon so vielen geholfen - schneide Dir einen Trinkhalm auf Zigarettenlänge ab und "rauche" durch ihn Luft. Allein die Bewegung und das Inhalieren kann die Sucht schon etwas befriedigen - bevor sie merkt, daß da gar kein Suchtkraut mitkommt, ist die Spitze schon überschritten.
Und egal was Dich umtreibt, Du kannst Dir immer sagen: Nein danke, heute rauche ich nicht. Beschränke Dich ruhig stets darauf, nur den laufenden Tag rauchfrei zu überstehen. Das langt, denn Du lebst heute. Nicht morgen, nicht übermorgen - heute. Und wenn da der Tabak von Deinem Lebensgefährten liegt: nein, heute nicht. Und wenn es Streß gibt: heute nicht (den Streß tilgt die Zigarette ohnehin nicht, der ist hinterher immer noch da). Eine Atemübung wie von Dir angedeutet hilft da wirklich! Versuche mal diese: atme durch die Nase bei geschlossenem Mund fünf Sekunden lang tief in den Bauch ein, der darf sich dabei wölben. Dann halte die Luft etwa weitere fünf Sekunden an. Anschließend blase die Luft sachte durch die leicht geöffneten Lippen für etwa acht bis zehn Sekunden lang aus, so sanft als würdest Du heiße Suppe abkühlen. Nach ein, zwei, drei Atemzügen im eigenen Rhythmus kannst Du diese Übung wiederholen. Sie entstresst, entschmachtet, beruhigt, normalisiert... Wenn Du magst, schau ruhig mal, ob das was für Dich ist.
Geh Deinen Weg unbeirrt weiter Finja, Du machst genau das Richtige. Ausrutscher sind nicht das Ende des Rauchfrei-Werdens. Nur eine Erfahrung auf dem Weg dahin. Versuche ruhig, Dir klar zu machen, welche Situationen Dich in Schwierigkeiten bringen könnten, und halte Alternativen bereit. Und wenn es Dich doch mal wieder umhaut - was ja nicht sein muß und natürlich, auch nicht das Ziel sein sollte - dann nimm es als "Lerngeschenk" mit auf den Weg.
Und schreibe Dir jederzeit Deine Schmachter und Deinen Frust vom Leib, dazu kannst Du das Forum auch nutzen. Ist sinnvoller als zu rauchen, denn da kommen dann eher sogar Tipps und Unterstützung für Dich herum. Einen Monat nicht zu rauchen ohne jede Hilfe ist eine Superleistung Finja, das ist unbestritten! Aber das Forum ist 24/7 geöffnet, wenn Du doch mal Beistand wünschst.
Viele Grüße sendet Dir
Lydia