Hey Helga,
deine Ängste lassen sich nun vollkommen nachvollziehen. Auch, dass sie panisch sind. Selbst ein Raucher, der keine Vergangenheit wie diese hatte, fühlt sich mit dem Gedanken an ein ganzes Leben ohne Zigarette vollkommen verloren.
Ich rate dir, dass du dir immer sagst: "Heute wird nicht geraucht. Heute rauche ich die eine nicht." Das ist so eine Art psychische Bremse, wenn einem der Gedanke an den Rest des Lebens zu viel wird. Wenn man das eine Weile macht, denkt man eben nur an das Heute und vielleicht lernt man auch wieder ein bisschen mehr im Heute zu leben. Kinder können einem das sehr gut beibringen.
Schlimm ist es da, wenn wie in deinem Falle, Kindern durch die Eltern sowas Schlimmes beigebracht wurde. Du bist nicht die erste, von der ich höre, dass sie durch ihre Eltern angefangen hat zu rauchen, weil sie dazu animiert wurde. Bei dir ist es allerdings das erste Mal, dass ich höre, wie krass manche "Elternhäuser" wirklich sind. Wenn es dir gut tut, davon zu erzählen, haben wir auch weiterhin ein offenes Ohr. Ich hoffe, du konntest in der Klinik zumindest aufarbeiten, wenn auch nicht verkraften, denn solche Erlebnisse in der Kindheit verkraftet man nie. Ich sehs in meiner Familie, wie heute noch erwachsene Menschen damit zu tun haben, dass man ihre Kindheit kaputt gemacht hat. Aber du scheinst stark, denn du hast dich immer wieder aus dem Morast gezogen.
Friedrich Fröbel - die Geschichte las ich gestern. Er hatte auch keine schöne Kindheit. Sein Vater war Pfarrer und heiratete eine neue Frau. Als die dann ihr eigenes Kind bekam, wurde das Leben für den Stiefsohn auch zum Horror. Dann kam er aber mit 10 Jahren in Obhut und lernte das Leben neu kennen. Aber die Jahre im alten Elternhaus ließen sich eben nicht abstellen. Und er sagte: "Man kann an einer kaputten Kindheit zerbrechen. Oder dafür sorgen, dass es anderen Kindern besser geht." Und damit erfand er in Thüringen im 18. Jahrhundert den ersten Kindergarten und war Zeit seines Lebens selbst Erzieher. :-) Gemerkt, dass die Kindheit fehlte, haben seine Schülerinnen (angehende Erzieherinnen) es dann, wenn er als erwachsener Mann mit den Kindern spielte und plötzlich vollkommen die Welt um sich herum vergaß. Aber er hat Großes geleistet und war ein Genie in Sachen Erziehung, weil er das Kindsein tatsächlich noch lebte. Ich möchte dir mit dieser Geschichte ein kleines Lächeln auf die Lippen zaubern, denn sie zeigt eines: dass man auch mit einer bitteren Vergangenheit Großes leisten kann. Du hast das schon mehrmals geleistet und kannst es wieder tun. Lass dir die Zeit, denn etwas Großes muss erst einmal wachsen. ;)
Wir sind mit dir, Helga. *drück*
Grüße
Steff