17.03.2013
15:24 Uhr
Hallo, ich bin auch neu hier im Forum,
ich lese hier schon seit ein paar tagen mit und habe eben im thread "Hilfe - Krise !!!" den Tipp bekommen, einen eigenen thread zu erstellen, was ich hiermit tue, auch wenn es mir etwas schwer fällt...
ich bin mir nicht ganz sicher, ob es klug ist, hier in dieses forum zu posten.
vielleicht sollte ich euch warnen, ich bin mir meines aufhörwillens im moment sehr unsicher. ich möchte hier niemanden runterziehen oder "triggern", also bitte nur lesen, wenn ihr damit zurecht kommt.
ich bin 29 jahre alt und habe mit 14 angefangen zu rauchen. das war auf einer jugendfreizeit und ich habe mir das rauchen buchstäblich beibringen lassen, weil ich unbedingt kiffen wollte :roll:
was mein erster impuls dazu war, weiß ich nicht mehr, aber ich kann mich erinnern, nachdem sich, wieder zuhause, ein regelmäßiger konsum (zigaretten und thc) eingependelt hatte, fühlte ich mich zum ersten mal in meinem leben richtig "frei", im kopf, in meinem alltag. verrückt, aber wahr.
ich war aber damals schon unheimlich schüchtern und unsicher und das wurde natürlich durch 12 jahre kiffen auch nicht besser.
nach dem abi bin ich dann ernsthaft psychisch erkrankt, mit depressionen, sozialphobie und einer borderline-störung.
ich habe therapien gemacht und mich nach und nach stabilisiert. für die hilfe, die ich damals erhalten habe bin ich bis heute unendlich dankbar.
es hat nach der therapie noch einige jahre gedauert, bis ich das kiffen aufgeben konnte. das geschah ungeplant, und anfangs wollte ich auch gar nicht aufhören.
ich habe mit fast allen leuten, mit denen ich damals regelmäßig zu tun hatte den kontakt abgebrochen, anders hätte ich das nicht geschafft. ich mache einen großen bogen um leute, die drogen nehmen.
die zigarette wurde für mich danach umso wichtiger, als krücke, ersatz und beruhigungsanker.
vor ca. einem jahr habe ich nach und nach angefangen, sport zu machen. dazu muß ich sagen, dass ich schon immer ganz furchtbar unsportlich war, immer schlechte noten im schulsport (zumindest seit der mittelstufe) aber ich bekam auch mehr und mehr lust, etwas für meine gesundheit und meine kondition zu tun. durch die borderline-störung habe ich grundsätzlich eine erhöhte innere anspannung und auch dagegen hilft der sport.
natürlich merke ich beim joggen erst recht die nachteile des rauchens und schaffe es logischerweise auch nicht, am stück zu laufen (zwischendrin immer gehpausen).
in letzter zeit habe ich mir öfter gewünscht, endlich mal 20 minuten am stück laufen zu können.
seit ein paar monaten hat es sich so ergeben, dass ich immer später am tag anfing zu rauchen. unter der woche rauche ich fast nur nachmittags, manchmal sogar erst abends. ich habe ein paar freundinnen mit kleinen kindern und wenn ich mit denen etwas unternehme rauche ich auch nicht.
trotzdem stellte sich das gefühl "jetzt ist feierabend/jetzt darf ich entspannen" immer erst dann ein, wenn ich mir eine anstecke und den rauch inhaliere.
ich wollte auch noch nicht aufhören, eben wegen dem genuß, den ich immer noch damit verbinde.
vor einigen wochen fiel mir dann beim hausarzt die rauchfrei-broschüre in die hände.
ich habe sie nach und nach durchgearbeitet, aber dann wieder liegen lassen, zu einem termin konnte ich mich einfach noch nicht durchringen.
letztes wochenende habe ich dann auf einmal beschlossen, am 13.3. aufzuhören. habe vorher noch ein buch gelesen und war danach ganz zuversichtlich, es schaffen zu können.
der mittwoch lief dann vormittags gut, aber nach der arbeit ging es los. ich habe versucht alles wie immer zu machen und bin nachmittags joggen gegangen, danach habe ich meine lieblingsserie geschaut. und irgendwann fingen meine gedanken an nur noch ums rauchen zu drehen. ich fing an, panik zu kriegen und fühlte mich psychisch total schlecht. körperlich war mir auch komisch, so mit verschwommener sicht und schwindel.
ich war enttäuscht, dass es mir doch so schwer fiel. am späten abend bin ich dann eingeknickt und habe drei zigaretten geraucht,
am nächsten tag habe ich es dann nochmal probiert, weil ich dachte, es kann doch nicht sein, dass ich es nicht mal einen tag ohne zigaretten aushalte. habe das desktop-programm von swr3 installiert und immer wieder draufgeschaut. außerdem habe ich mich darauf eingestellt, dass es nicht leicht sein würde. der 14.3. war mein allererster tag seit 15 jahren, den ich ohne zu rauchen verbracht habe.
das hat mir soviel auftrieb gegeben, dass ich den 15ten auch noch geschafft habe.
aber regelmäßig am nachmittag oder abend wird es richtig schwer...
ich habe so eine routine drin, an der ich sehr hänge. es sind drei lieblingstätigkeiten, die ich bombenfest mit rauchen verknüpft habe (lesen, lieblingsserie schauen, kreuzworträtseln). im moment habe ich das gefühl ich kann keine dieser tätigkeiten ausüben ohne unbedingt rauchen zu wollen. das sind die zigaretten an denen ich am allermeisten hänge, so dass ich mich im moment abends so fühle, als ob mir einer ständig in den bauch tritt.
ich habe am donnerstag und freitag entspannungsübungen gemacht, aber dann geht mir wieder die puste aus und die "leidensbereitschaft" lässt nach.
ich ertappe mich dabei, dass ich denke wieviel einfacher es doch wäre, jetzt einfach zu rauchen.
auch habe ich immer noch ein selbstbild von mir als raucherin. ich habe zwei freundinnen, die nichtraucherinnen sind und schon immer waren, die mir auch irgendwie als vorbilder dienen, aber die sind wiederum auch so meilenweit von mir entfernt, dass ich mir kaum vorstellen kann, jemals so zu werden.
letzte nacht bin ich wieder eingeknickt und habe eine geraucht. ich kann es gar nicht leugnen, im hinterkopf regt sich der gedanke mich erneut mit dem kram zu versorgen. ich vermisse das drehen und anstecken und das rauchen.
heute habe ich wieder bei null angefangen. im moment geht es, aber zwischendurch kommen so momente, in denen ich mich ganz kurz panisch fühle. ich muß dazu sagen, dass ich auch mit zigaretten immer wieder unter panikattacken leide.
so langsam wird mir jedenfalls klar, was damit gemeint ist, dass man den ausstieg wirklich wollen muß.
ich schäme mich ziemlich, hier mit einer solchen wischiwaschi-einstellung anzukrauchen, aber ich hoffe ihr verzeiht mir das.
liebe grüße,
janina