Guten Tag einelust,
auch von mir herzlich willkommen, ich freue mich, daß Du zu uns gefunden hast.
Weißt Du, jedes Motiv, das Rauchen aufzugeben, ist ein legitimes. Und wenn es die Finanzen sind. Und das ist in meinen Augen gar nicht so ein profanes Motiv, sondern es zeigt Verantwortungsbewußtsein und Überlegung. Vielleicht müßtest Du ja nicht aufhören, könntest Du ja Geld erbitten, wenn ich das so rauslese. Tust Du aber nicht, denn das _willst_ Du ja eben ganz genau nicht (spricht für Stärke und Selbstbestimmung). Ferner sagst Du, Du hast Dich schon länger mit dem Aufhören beschäftigt und auch schon Anläufe unternommen! Also ich erkenne da sehr wohl Deinen Willen, nicht mehr zu rauchen!
Daß Du eigentlich gar nicht aufhören willst, das redet Dir jetzt die Sucht ein, die beleidigt ist, weil sie kein Futter mehr bekommt. Weißt, die ist, in ihrer Existenz bedroht, ganz groß darin, unsere Motive und unseren Willen infrage zu stellen. Diese Gedankengänge sind ein Klassiker beim Aufhören, damit geht es Dir nicht alleine so. Da werden Motive, Überlegungen und Pläne verrissen, daß es einem hinterher, wenn alles überstanden ist, die Haare sträubt. Natürlich gibt es Aspekte am Rauchen, die Du nicht mehr willst! Aber die Sucht sagt Dir jetzt: Stimmt doch gar nicht, Du willst doch gar nicht aufhören. (Da lügt sie Dich aber an. Willst Du schon. Willst Geld sparen und nicht in die Luft blasen. Und das ist, wie gesagt, kein schlechterer Grund als alle anderen!)
Versuche nicht mit Deiner Sucht zu diskutieren. Denke nicht über Willen und Argumente nach. Du hast Dich entschieden, das ist Deine Freiheit, und die setzt Du jetzt durch. Einfach ist es nicht. Den allermeisten hier ist es schwer gefallen, wir wissen, wie schrecklich es sich anfühlt. Nein es ist nicht schön. Und gerade die erste Zeit erleben viele Aufhörer als am schlimmsten. Weil die Entgiftung noch läuft, die Schmacht schon sticht, man noch keine Routine im Nichtmehrrauchen hat. Deine rauchfreie Woche ist wirklich schon eine supergute Leistung einelust, das muß man mal ganz klar loben! Toll gemacht. Aber viele Jahre rauchen bekommen wir nicht innerhalb einer Woche aus den Knochen. Klar, daß es Dir noch nicht viel Spaß machen, nicht zu rauchen. Klar, daß es noch schwer fällt. Aber die Sucht kann das nicht ewig mit Dir machen, sie wird an Kraft und an Macht verlieren.
Mitstreitern mit medizinischen Vorgeschichten lege ich allerdings schon generell gern ans Herz, ärztlichen Beistand mit ins Boot zu holen. Gerade da ist medizinische oder psychologische Unterstützung wünschenswert, wenn nicht sogar erforderlich. Da wir hier kein medizinisches Forum sind, können wir diese nicht leisten. Hast Du einen niedergelassenen Therapeuten oder Psychologen, dem Du vertraust? Den Du mit ins Boot holen kannst? Dem gegenüber Du Deinen Wunsch, rauchfrei zu werden, Ausdruck verleihen kannst und der Dich darin unterstützen könnte? Vielleicht, wenn Du Vorbehalte gegenüber einer Einrichtung hast, könntest Du Dich auf diesem Wege unterstützen lassen? Grundsätzlich jedoch stellen wir hier ärztliche Anweisungen nicht infrage. Also ich möchte Dich schon gerne ermutigen, Dir da medizinischen Beistand zu besorgen. Moralischen Beistand indes leisten wir gerne. Bist also in jedem Fall und auch weiterhin herzlich willkommen bei uns.
Ich hätte vielleicht noch ein Angebot für Dich: Es gibt ein Rauchfrei-Telefon, wo geschulte Berater tätig sind, die auch individuell beraten können. Vielleicht gibt es da noch weiteren Input, der speziell für Dich hilfreich ist? Schau mal, hier findest Du die nötigen Infos (kostenfreie Servicenummer, Zeiten etc):
http://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/unterstuetzung-beim-rauchstopp/telefonberatung/
Und was das "sinken" angeht... Die Sucht macht uns zu erbärmlichen Konsumenten. Solche Geschichten sind hier auch keine unbekannten - ich saß im Winter auch schon im Lichtschacht, damit mich keiner erwischt... Und bei herbstlichem Feuchtnebel mit einer abklingenden Lungenentzündung, in einen fetten Schal gewickelt, hinter der Hecke... Wenn wir uns die Frage stellen, was denn bitte mit uns los ist, daß wir so erbärmliche Aktionen fahren, dann hat unsere Vernunft, unser Wille, schon die Oberhand erlangt. Und genau so ist es jetzt bei Dir.
Du leistest wirklich was Großes, auf das Du stolz sein darfst. Hol Dir alle Hilfe, die Du kriegen kannst, das ist völlig legitim. Und vielleicht hilft Dir ja die Denkweise: Heute rauche ich nicht. Egal was kommt, heute nicht. Und weiter denken wir jetzt mal noch gar nicht. Es teilt die Entwöhnung in übersichtliche Häppchen auf und ist vielleicht nicht ganz so beängstigend, was meinst Du? Hilft Dir diese Denkweise irgendwie weiter?
Und falls Du noch einen guten Aspekt am Nichtmehrrauchen brauchst: Freiheit. Deine Freiheit zu entscheiden, was Du mit Deiner Zeit anfängst. Was Du mit dem Geld anfängst. Dir keine Handlungen mehr von einer Sucht vorschreiben zu lassen. Wieder Chef im eigenen Kopf zu werden. Das war für mich unheimlich viel wert.
So nun habe ich auch einen Roman geschrieben - ja ich sehe es genauso, ich freue mich, daß Du uns viel zu erzählen hattest, und danke Dir für Deinen Mut und Deine Offenheit. Hier darf jeder schreiben, was und wieviel ihm einfällt. Schön daß Du es getan hast.
Ich hoffe bald wieder von Dir zu lesen! Bis dahin weiterhin alles Gute und herzliche Grüße von
Lydia