Erstmal vielen Lieben Dank für euren regen Zuspruch. Damit hätte ich nicht gerechnet, auf so viel Verständnis hier zu treffen. Da geht einem das Herz auf. :-)
Ich bin halt so ein Typ: alles oder nichts. Deswegen kommt für mich reduzieren oder sonstiges nicht infrage.
Einmal hatte ich 5 Tage mit Nikotinpflastern aufgehört, was mein zweitlängster Versuch war. Dann hatte ich über Whatsapp Streit mit meiner damaligen Freundin und gleichzeitig war mein Raucherkumpel bei mir zu Besuch..was darauf folgte, könnt ihr euch sicherlich denken.
Das mit den Pflastern hatte zwar bis dahin ganz gut geklappt, aber es war auch irgendwie unbefriedigend. Weil wenn ich aufhöre, dann will ich das Dreckszeug so schnell wie möglich aus meinem Körper haben, wissend dass sofort nach der letzten Zigarette die Regeneration und Reinigung meines Körpers in vollem Gange ist. Mir weiterhin Nikotin zuzuführen mindert diesen guten Gedanken irgendwie.
Ich bin auch ziemlich sicher, dass meine körperliche Abhängigkeit, (wenn man sie denn so nennen will. In meinen Augen kann man das nämlich nicht wirklich trennen. Körper und Psyche gehen hier Hand in Hand) eher gering ist. Es ist eher der Kopf. Alles ist an Situationen geknüpft. Und leider rauche ich fast überall und in fast jeder Situation. Mir hat mal jemand gesagt, ich wäre ja eigentlich gar nicht so süchtig, da ich nach dem Essen zB locker auch mal ne halbe Stunde warten kann, bis ich mir eine anzünde. Und das ist für mich der Beweis. Ich habe mich über die Jahre nie so richtig konditioniert, mir immer nach dem Essen eine anzünden zu müssen. Also ist das Verlangen direkt danach auch vergleichsweise gering.
Meine Ängste beim aufhören werden auch immer geringer, da ich ja weiß, dass sie unbegründet sind und ich weiß, dass wenn ich mit einem positiven Gefühl an die Sache rangehe, die Schmachtanfälle viel viel geringer sind, als wenn ich mit immenser Willenskraft und innerem Beklagen über die verlorenen Zigaretten an die Sache herangehe.
Mittlerweile glaube ich fast, dass ich auch nur zu arrogant bin. Ich schiebe es einfach immer einen Tag raus. Ich glaube schon daran, dass ich es schaffen kann. Und glaube, dass es mir nicht so schwer fallen wird, da ich aufgrund einer Krise vor einem Jahr mich viel mit Achtsamkeit beschäftigt habe.
Das ist in meinen Augen der Schlüssel. Sobald ich aufhöre, bemerke ich fast Stunde um Stunde dass sich dieses oder jenes an meinem Körper und meinem Wohlbefinden verbessert.
Eine Liste mit positiven Veränderungen die ich mir durch den Rauchstopp verspreche, hatte ich mir auch schon gemacht. Da standen dann 20 oder 30 Punkte drin. Nur scheine ich alles zu vergessen, und selbst wenn ich den Zettel in der Hosentasche habe, ignoriere ich ihn einfach, wenn der gewisse Moment kommt. Die Schmacht ist nicht sehr groß, aber trotzdem gibt es etwas in mir, dass teilweise 2h nach meiner "letzten Zigarette", sagt, "eine Schachtel noch, aber das ist die letzte". und dann zieht es mich wieder zum Automaten.
Der Druck ist nicht sehr groß in diesem Moment und ich gehe nur zögerlich hin, lasse mir Zeit und es geht mir eigentlich gut. Ich hadere mit mir: "Soll ich jetzt. Soll ich nicht. Der Druck ist eigentlich sehr gering, ich brauche das eigentlich nicht. Aber komm, die eine Schachtel rauche ich jetzt noch"
Es ist wirklich eine Entscheidung aus Leichtsinnigkeit jedes Mal. So kommt es mir zumindest vor.
Aber dann ziehe ich mir wieder die nächste Schachtel raus.
Man sagt ja oft, im Moment ist nicht der richtige Zeitpunkt zum Aufhören. Später, wenn sich der Sturm gelegt hat.
Nur habe ich das Gefühl, dass jetzt ein super Zeitpunkt für mich wäre! Der kleine ist jetzt 3,5 Monate alt, den "Umstellungsschock" auf einmal Vater zu sein habe ich zu einem großen Teil überwunden. Auf der Arbeit habe ich nach Monaten, in denen ich nur Stress mit meinem Chef hatte und mich die Arbeit richtig angekotzt hat, seit ein paar Wochen wieder ein gutes Gefühl. Und ein privates Projekt, dass mich lange Zeit belastet hatte, da es nicht fertig wurde, habe ich nun beendet.
Jetzt ist eine gute Zeit, das spüre ich.
Der nächste Versuch steht wieder in den Startlöchern. Ich habe noch so viele Zigaretten in der Schachtel, dass sie ca. bis 1, 2 Uhr heute Nacht reichen werden. (habe Nachtschicht).
Meine Überlegung ist nun, dass ich dann noch mindestens 4 Stunden wach sein werde und dann ja ca. 8 h Schlafe und es mir nach dem Aufstehen morgen dann schwerer fallen wird, wieder aus Leichtsinn eine neue Schachtel zu holen. Weil eins weiß ich, je länger die letzte Zigarette her sein wird, desto mehr werde ich davor zurückschrecken mir das schon erreichte durch eine neue kaputt machen zu lassen.
Hoffentlich grüßt mich morgen nicht wieder das Murmeltier.
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