[Geschrieben am 17.06.20 um 00:45, abgeschickt um 09:00 Uhr.
Anmerkung:
Ich sage ehrlich: Posts wie dieser sind der Grund, warum ich es schade finde, dass so
viele rauchfreiprojekte inzwischen auf Facebook-Infrastruktur umgeschwenkt sind.
Solche Inhalt wuerde ich nie mit meinem Realnamen veroeffentlichen, und auch nicht
einem weiteren Bekanntenkreis vorlegen.]
Okay, das war knapp.
Der Umzug ist geschafft, ich stehe alleine in der Wohnung, die wir 12 Jahre lang zusammen
bewohnt haben. Und was wurde da an Tabak vernichtet. Ich fege durch, und finde in der
hintersten Ecke ein B*c - es zuendet und brennt. Das Bier in der Linken, das Feuerzeug
in der Rechten ueberlege ich: Entsorgen? Es kribbelt im Rueckgrat, ich stelle es auf den
Kuechentisch: "In diese Kueche gehoert einfach ein funktionierendes Feuerzeug!"
Und peng, ist der einzige Gedanke: Nun willst du wirklich eine rauchen,
zum emotionalen Abschied. Und ich greife mein Geld, gehe runter und stehe vorm Kiosk.
"[i]Schmerzen? Zittern[/i]?" Nein, nichts davon, ich [b]will[/b] gerade einfach nur eine oder zwei rauchen.
"[i]Junkiedenken![/i]" Nein, ich [b]muss[/b] keine rauchen, ich [b]will[/b] eine rauchen: Aber zugegeben,
dann habe ich morgen mit hoher Wahrscheinlichkeit ein richtiges Problem...
"[i]Denke nie an die eine, sondern an alle, die der einen fast immer folgen.[/i]"
Okay, mit denen kann ich leben, wenn es tatsaechlich dazu kommt.
"[i]Gesprochen wie ein echter Junkie, keine Disziplin, kein Rueckgrat![/i]"
Frontaler cortex, nucleus accumbens, amygdala ... Wer ist ich?
Ich [b]will[/b] rauchen. Ich [b]will[/b] nicht abhaengig sein. Beide Aussagen
stimmen gerade. "[i]Da spricht die Sucht![/i]" Bloedsinn. Die Sucht ist ein
Teil von mir, keine separate Entitaet.
Aber es ist egal, was ich "[b]will[/b]". Sucht beeinflusst meine Risikobewertung des Rauchens,
Sucht sorgt dafuer, dass du dich selber beluegst, ohne es zu merken.
Wenn dem so ist, habe ich in dieser Sache erst wieder eine richtige Wahl, wenn die
Sucht nicht mehr mein Denken dominiert. Und das ist sicher nicht nach 17 Tagen,
eher nach 17 Monaten. "Ich muss nicht rauchen, ich [b]will[/b] eine rauchen"? Musst
du wirklich nicht? Oder [b]willst[/b] du, weil du musst.
Und schon wieder dieses Personifizieren... Anders:
Angelerntes Verhalten, das nahezu instinktiv geworden ist und im Stellenwert mit
grundlegensten Beduerfnissen wie Essen und Schlaf rangiert, muss man ernst nehmen.
17 Tage ging es leicht, die Gedanken an Zigaretten waren oberflaechlich und konnten easy
verdraengt werden. Dies jedoch: [b]War beachtlich.[/b] Wollen oder nicht wollen spielte minutenlang
gar keine Rolle, das war [b]tiefe Sehnsucht,[/b] nur Bauch und nix Kopf. Ja, die Zigarette haette
den Abend emotional komplett gemacht. Aber diesen Stellenwert und diese Macht, so
komplett alles andere ausblenden zu koennen und Verhalten zu bestimmen, sollte
nicht bei etwas substanzarmen wie Rauch liegen.
Momente wie diese sind es, wenn "einfach nur mal schauen, wie lange ich das durchhalte" ohne eine
Form von commitment nicht ausreicht. Daher ab jetzt konkret das Ziel, was mir immer schon eigentlich
im Hinterstuebchen rumgeisterte: [b]Ich will meine alte Zeit knacken, [u]420 Tage[/u], komme was da wolle.[/b]
Rauchfrei seit: 407 Std. [= 17.00 Tage, 4% eines Jahres]
Edit 1: Markenname entfernt