16.11.2018
09:00 Uhr
Schon mal vielen lieben Dank für die ausführlichen Antworten in so kurzer Zeit, es scheint hier ja wirklich vielen Leuten am Herzen liegen, den Neulingen unter die Arme zu greifen, bin sehr positiv überrascht :-)
Am besten ich antworte euch allen mal in einer einzigen Nachricht, sonst wird das hier zu unübersichtlich.
@Astrid1983:
Ich denke du hast Recht mit der selbsterfüllenden Prophezeiung. Ich bin bisher nicht wirklich überzeugt, dass ich den Rauchstopp schaffen kann, und hab all die Erinnerungen von den Versuchen, die gescheitert sind, im Hinterkopf. Ich frag mich da Dinge wie: was soll denn dieses mal anders sein, schließlich wollte ich die anderen male ja auch aufhören, ich habe absolut keine Zweifel, dass der Wille da war, zumindest für eine Zeit. Sonst hätte ich ja nicht einmal 10 Tage durchgehalten.
Gegenüber Ersatzpräparaten bin ich skeptisch, da ich einige Leute kenne, die damit zwar mit dem Rauchen aufgehört haben, dann aber an den Kaugummis oder Pflaster hängen geblieben sind. Aber ich hab es noch nie probiert, ich sollte das, wenn alle Stricke reißen, vielleicht in Betracht ziehen. Hast du denn auf diese Weise aufgehört?
Mein Arzt weiß natürlich von meinem Rauchen und auch von meiner Unzufriedenheit damit. Er sagt auch, dass es bei mir mit Depression durchaus möglich ist, dass zunächst meine Depression eine Weile verschlimmert wird während dem Entzug. Das klingt plausibel, wenn man bedenkt, dass selbst bei psychisch "gesunden" Menschen beim Entzug depressive Verstimmungen eintreten können. Tatsächlich habe ich mal meine Medikamente anpassen lassen auf den geplanten Rauchstopp. Es gibt ein Antidepressivum, dass beim Rauchstopp helfen soll, genannt [Markenname wurde vom rauchfrei-team entfernt]. Das hat mir der Arzt dann anstelle meiner [Markenname wurde vom rauchfrei-team entfernt] morgens verschrieben. Das Problem war dabei, dass die Nebenwirkungen zu heftig waren, ich konnte ums kurz zu machen ganz einfach nicht mehr schlafen, wirklich gar nicht. Das ist bei dem Medikament eine der häufigsten Nebenwirkungen. So hatte sich die Sache dann erledigt.
Ich glaube mittlerweile auch, dass es keinen Unterschied macht, wie lange ich im Urlaub aufhören würde. Ich war damals 8 Tage im Urlaub, insgesamt 10 Tage nicht geraucht, und ja nach ner Woche wars nicht mehr ganz so schlimm mit der Müdigkeit, der Verstimmtheit, der Schmacht. Immer noch schlimm, aber der Trend war aufwärts. Aber ich musste halt auch nichts machen. Das Essen gabs im Hotel, und sonst haben meine Mutter und meine Großeltern den Plan für den Tag gemacht, ich musste also nur folgen. Ich musste nicht nachdenken, keine Probleme lösen, ich wurde so quasi "mitgeschleppt". Für mehr wäre ich aber auch nicht in der Lage gewesen, ich war extremst müde, meine Sicht war ziemlich benebelt, verschwommen, weiche Knie, kraftlos. Eigentlich sind die Entzugserscheinungen bei mit fast exakt die Symptome die ich bekomme, wenn sich meine Depression verschlimmert. Und ich denke vor allem sind sie psychisch, das Körperliche kann ich eigentlich ertragen. Ich bekomme keine Kopfschmerzen oder Übelkeit, ich finde eigentlich, dass alles psychisch ist, ich kann körperliche und psychische Entzugserscheinungen bei mir überhaupt nicht trennen, um ehrlich zu sein. Selbst wenn ich ein halbes Jahr im Urlaub wäre, irgendwann käme der Tag, an dem ich in den Alltag zurückkehren müsste, und dann müsste ich immer noch die Verknüpfungen der Zigarette mit den Alltagssituationen lösen, ich glaube nicht, dass diese sich jemals lösen, wenn man die Situationen nicht bewusst ohne Zigarette einige male durchlebt hat.
@Nomade:
das Raucherpaket würde ich mir bestellen, warum nicht? Danke für den Tipp.
Also das mit dem Konzentrieren bekomme ich bisher wirklich nicht hin. Rede ich mir das ein? Ich weiß es nicht, jedenfalls geht es selbst dann nicht, wenn ich es hartnäckig probiere. Das ist bisher vielleicht das schwerwiegendste Hindernis. Es ist auch so, dass ich mit Antriebslosigkeit, Konzentrationsproblemen, Kraftlosigkeit auch schon ALS RAUCHER hadere. Das ist eben die Depression. Ich hadere, aber ich kämpfe dagegen an, und mittlerweile hab ich mein Leben soweit ich Griff, dass ich das wichtigste am Tag erledigt bekomme, wenn auch meistens nicht mehr. Das ist ein riesen Fortschritt im Vergleich zu vor 5 Jahren. Gewissermaßen im Entzug finde ich mich dann noch des letzten Nerfs beraubt, da geht dann selbst das wichtigste nicht mehr. So war es bisher immer. Deshalb hat es auch im Urlaub geklappt, denn ich musste nichts machen, die größte Herausforderung war morgens aufzustehen und zu duschen und mich anzuziehen, und das war schon schwer, aber der Rest lief von selbst, denn meine Familie hat mich dann nur nur mitschleppen müssen, essen ging auch, ich musste ja nur das schon servierte in mich reinschaufeln. Jedenfalls ich konnte mir meine Kraftlosigkeit leisten in dieser Zeit, und dachte mir, naja wenn du zurück kommst sind 10 Tage rum, dann haste das schlimmste schon geschafft, der Rest geht dann auch noch...Irrtum. Ich kam zurück, vielleicht war meine Verfassung schon besser als am 3. Tag des Rauchstopps, ja sicher war sie das, aber sie war immer noch viel zu schlecht, um an die Uni gehen und lernen zu können. Mir blieb keine Wahl, oder zumindest erlebte ich es so. Vielleicht ist das ja auch alles eine gewaltige Selbstmanipulation, eine selbsterfüllende Prophezeiung wie Astrid schon sagte. Du merkst zurecht an, dass ich mich während der Seminaren konzentrieren kann. Das stimmt, aber nur, weil ich vorher geraucht habe, und ich nach 1 1/2 Stunden noch keinen starken Entzug habe. Bedenke, dass ich im Schnitt 10 Kippen pro Tag geraucht habe, das heißt es ist völlig normal, das mal 90min dazwischen liegen. Ich will aber nicht abstreiten, dass mir meine Sucht hier auch Ausreden diktiert, wie "aber du brauchst mich doch, um dich zu konzentrieren. Du willst doch nicht wieder werden wie früher?? Lieber Raucher sein, als ein bettlägeriger kraftloser Versager!" Möglicherweise muss ich erst wieder neu lernen, mich auch so zu konzentrieren. Die Frage ist, gibt es etwas, dass ich statt der Zigarette einsetzen kann, um gegen diese Mattigkeit und geistige Gelähmtheit vorzugehen, in dem Moment wo ich mich konzentrieren muss? Medikamente nehme ich ja schon genau hierfür, aber die kompensieren nicht den Entzug.
Was tue ich bei Verlangensattacken? Also ich rauche eine E-Zigarette OHNE Nikotin. Mir hilft das ein wenig, die Zeit des Cravings zu überspielen. Ich steck was in meinen Mund, es kommt eine Dampfwolke, ein kleiner Teil des Raucherlebnisses wird sozusagen ersetzt, es hilft, ein bisschen, ein kleines bisschen, es ist nicht so, dass die Schmacht dadurch weg ginge, aber ja es hilft ein wenig. Gut da sind auch eine Hand voll Stoffe drin, von denen man aufgrund von mangelnden Langzeitstudien noch nicht genau weiß, ob und wie sie schädlich sind, man bläst etwas in seine Lunge, so gesund wird das nicht sein, aber ehrlich gesagt, das Nikotin würde ich loswerden und ich kann mir nicht vorstellen, dass das Propylenglykol und Glycerin auch nur 1% so schädlich sein könnten, wie die tausenden karzinogenen Stoffe der Chemiekeule Zigarette. Ich halte das als Übergangslösung für eine gute Idee, und wie gesagt, ich dampfe ein Liquid OHNE Nikotin. Außerdem mache ich autogenes Training, ich hab das vor ein paar Jahren mal gelernt als Hilfe bei nervlicher Überlastung und Stress. Ich mache eigentlich auch Sport, ich weiß, dass es mir hilft, vor allem Ausdauersport. Während dem Joggen und bis zu ner halben Stunde danach habe ich keine Schmacht zumindest, das bringt das Außer-Puste-Sein irgendwie so mit sich. Ich muss aber ehrlich sagen, momentan bei Tag 3 rauchfrei habe ich keine Kraft, Sport zu machen, ich komm nicht in die Gänge, jedenfalls hab ichs gestern probiert und es ging nicht. Hatte meine Sportsachen angezogen, bin aufgestanden und hab versucht mich aufzuwärmen, aber ich hab verschwommen gesehen und war irgendwie sehr unsicher auf den Beinen, ich hab Gleichgewichtsprobleme irgendwie, muss mich beim Stehen festhalten, so hab ichs sein lassen dann.
Jetzt noch zu der Fete. Das wird auch eine große Herausforderung sein, das weiß ich aus Erfahrung. Ehrlich gesagt, ich glaube, ich müsste das genau so wie du machen. Erstmal sollte ich wahrscheinlich wirklich gar nicht Feiern gehen. Auf Dauer ist das aber keine Lösung, ich werde durch Isolation nicht zum zufriedenen Nichtraucher werden. Und dann das Entkoppeln der Verknüpfung "Bier - Zigarette". Phew, davor hab ich riesen Bammel. Neben "Kaffee - Zigarette" ist das stärkste Suchtverknüpfung, die ich mir antrainiert habe. Irgendwann muss ich mich der Situation aber mal stellen, wahrscheinlich sollte ich das gut planen. 1 Bier trinken, gucken was passiert, und wenns brenzlig wird einfach heim gehen. Oder gibts da nen besseren Plan? Du hast auch hierbei Recht, es ist ein Problem, dass sich mein Sozialleben fast nur um Feiern dreht. Ich kenne vielleicht die falschen Leute, aber irgendwie ist das einfach so. Die meisten Leute die ich kenne studieren oder srbeiten hart, und ihr Ausgleich besteht darin, am Wochenende feiern zu gehen, um den Kopf von dem verdrießlichen Alltag frei zu bekommen. Das ist, für jemand wie mich, der Medikamente nimmt, keine gute Option. Deshalb gehe ich mittlerweile selten mit feiern und trinke sehr wenig. Aber das Problem bleibt, wenn ich Menschen treffe ist es größtenteils im Kontext einer Fete. An der Uni und beim Sport habe ich einen regelrechten Tunnelblick und rede sehr wenig mit Leuten, ich kann mich sonst irgendwie nicht konzentrieren, also ohne alles drumherum so gut wie möglich auszublenden. Warum ich irgendwie nur Leute kennen lerne, die einen "work hard - play hard" lifestyle leben, weiß ich nicht, da bin ich überfragt, ich bin selbst eigentlich nicht so. Aber irgendwie ist es so, ich kenne nicht wirklich Menschen, die mit mir ins Kino gehen würden oder Essen gehen oder ins Theater, obwohl ich das eigentlich gerne machen würde. Es würde helfen, mehr soziale Aktivitäten zu haben, die nicht so stark mit dem Rauchen verknüpft sind. Aber die Realität ist nun mal gerade, dass ich die nicht habe. Die Frage warum kann ich ehrlich gesagt nicht beantworten, das ist mir selbst ein Rätsel.
Ich hoffe, die Nachricht ist nicht zu lang :roll:
Aber kürzer geschrieben hätte ich doch wichtige Punkte auslassen müssen.