Hallo liebe Bärbel,
also zunächst möchte ich in dasselbe Horn tuten wie auch Andreas: Ich teile die Erfahrung, daß mit 120 Tagen (heute, huiiiii, herzlichen Glückwunsch!) die Sucht schon nochmal recht präsent sein kann. Das waren bei mir massive Schmachtattacken, bei Dir drängt sie sich mithilfe von ständigem Daran-Denken und Davon-Träumen wieder ins Bewußtsein zurück. Bitte laß Dich davon nicht ins Bockshorn jagen! Dies ist nochmal eine Form der Auseinandersetzung mit der Sucht, die nun immer weniger Macht über Dich hat. Auch die Tageszahl ist noch nicht außerhalb normaler Parameter, bei mir hat der Spuk bis ca. Tag 140 angedauert. Das hört sich von jetzt an noch nach viel an, aber sieh das, was Du schon geschafft hast! Das sind viel mehr Tage! Für so viele rauchfreie Tage und die vielen, die noch folgen, nachdem Du diese letzte fiese Phase geschafft hast, lohnt es sich doch, den ständigen Gedanken gerade jetzt nochmal den Mittelfinger zu zeigen, meinst nicht auch?
Auch glaube ich, so rein aus meiner Erfahrung heraus, daß wenn diese letzte Phase so deutlich ausfällt, die Erleichterung, das Freiheitsempfinden und auch das Verspüren des Entzugsendes besonders klar sind. Ich bin eines Morgens aufgewacht und es war einfach weg - und zwar alles, die ständigen Gedanken, die Schmacht, das Interesse an Zigaretten und am Rauchen. Das ist doch auch eine schöne Perspektive für Dich, denkst Du nicht?
Und was das Aufhören der Träume angeht... also ganz ehrlich? Das hat bei mir nie aufgehört, ich träume heute noch vom Rauchen, sehr selten zwar, aber doch. Aber die Qualität hat sich verändert: die Träume sind nicht mehr gefühlt real und beängstigend, sondern so skurril, daß ich schon im Traum merke, warte mal, da stimmt jetzt aber gar nichts. Und ich wache dann auch nicht mehr derangiert auf, sondern eher dankbar und teilweise sogar amüsiert. Ja, ich habe es geschafft - und vom Rauchen und dem Verlangen danach ist nichts mehr übrig als wirklich so unrealistische Träume, wie sie in der Realität nie vorkommen können - ein tolles Zeichen für mich, daß ich in der Realität auch nicht mehr rauche/n werde.
Bleibe im Hier und Jetzt Bärbel, lenke Dich jetzt nochmal ab, mach Dir keine Sorgen über das Morgen oder darüber, wie lang es wohl noch dauert - es geht vorbei, sowieso. Und am besten kommst Du durch diese Zeit, indem Du jetzt gut für Dich sorgst, heute Dinge für Dich tust, die Dir gut tun, so wie am Anfang, das funktioniert alles noch. Mach Dir klar, was sich schon jetzt für Dich verbessert hat, und frag Dich, ob Du das jetzt, nach so vielen guten rauchfreien Tagen, wegen des letzten Aufbäumens der Sucht wieder drangeben möchtest. Ich denke nicht, stimmt's?
Ich feiere Dich heute für 120 Tage - das darfst Du auch! Weiterhin paß gut auf Dich auf. Viele Grüße sendet Dir
Lydia