Liebe Sandra,
du machst das alles richtig großartig, bis hier her. Jetzt also auch von mir ein herzliches Willkommen!
Du hattest dich in meinem Wohnzimmer 'EIN GROßES PROJEKT BRAUCHT GUTE VORBEREITUNG' gemeldet, da dachte ich mir, ich antworte dir am besten hier, in deiner Suite.
Zunächst möchte ich dich um Nachsicht bitten, dass wir dir hier keine medizinischen Ratschläge geben können und dürfen. Aber ich kann dir gerne davon berichten, welche Erfahrungen ich sammeln konnte.
Das erste, was mein Lungenfacharzt damals gemacht hat, war ein Blut-Test. Es gibt nämlich auch einen angeborenen Gen-Defekt, den sogenannten "Alpha-1-Antitrypsin-Mangel". Du hattest beschrieben, dass deine Atemwegserkrankungen erblich bedingt seien. Meinte du DAS damit?
Ich habe die allerbeste Erfahrung sammeln dürfen, indem ich jedes Jahr mindestens einmal eine Reha-Maßnahme gemacht hatte. Fünf Wochen lang in einer Reha-Klinik haben mir immer wieder neue Kraft und neuen Mut geben können. Neben einer Ernährungsberatung (ich habe massives Untergewicht), psychologischer Beratung und einem umfangreichen Bewegungsprogramm und obendrein noch eine grandiose, schmackhafte Ernährung, dieses Gesamtpaket ist einfach toll. Könntest du dir so etwas auch für dich vorstellen?
Als meine COPD festgestellt wurde, war ich auf "Stufe 2". Da dachte ich mir noch so, "och, das ist ja noch nicht so ausgeprägt, " und rauchte weiter. Ungefähr zwei Jahre später nahmen meine Luftprobleme zu, was mich wieder mal zum LuFa gehen ließ. "COPD Stufe 3," war die Diagnose. Dann bin ich zum ersten Mal in eine Reha gegangen. Und eine meiner ersten Fragen an die Ärzte dort, war, ob sich das auch zurückbilden könne. Mir wurde gesagt, dass diese Möglichkeit bestehe, z. B. aus der "Stufe 3" die "Stufe 2" zu erreichen. Voraussetzung hierfür sei der absolute Rauchstopp, sowie ein ausgeprägtes Sport- und Atemgymnastik -Programm. Was soll ich sagen? Inzwischen habe ich das Endstadium "Stufe 4" erreicht - jetzt geht es nur noch um die Verbesserung der Lebensqualität. Ich bin 24 Stunden am Tag auf Flüssig-Sauerstoff angewiesen, der Rentenantrag wurde Ende 2018 ohne lange Wartezeit bewilligt.
"DAS MONSTER IN MIR", so lautet auch der Titel eines anderen Wohnzimmers von mir. Wenn du Lust hast, lies dich doch dort mal ein. Schwerpunkt dort ist meine COPD.
Ein weiterer Punkt, den ich in den Rehas lernen durfte, war, zu erkennen, rechtzeitig Pausen zu machen und nicht erst, wenn ich gewaltig nach Luft japste. Und für die Atemtechnik gibt es tolle Übungen, die helfen, Atemnot zu lindern.
Auch wenn für dich keine Reha in Frage kommen sollte, bieten alle gesetzlichen Krankenversicherungen das DMP-PROGRAMM, das "Desease Management Program" an. Dabei lernst du viel über den Umgang mit den Atemwegserkrankungen. Ich sage immer, die Ärzte sind die Fachleute. Der Experte bin ich!
Liebe Sandra, was ich dir abschließend für heute noch mitgeben möchte, sind die "4 A's". Dabei geht es um den Umgang mit Suchtattacken während der Entwöhnungszeit.
1. Aufschieben
Das Verlangen wird auch ohne Zigarette vorbeigehen. Atmen Sie zum Beispiel zehnmal tief durch. Der Wunsch nach einer Zigarette wird allmählich schwächer. Oder machen Sie eine Entspannungsübung, zum Beispiel indem Sie einzelne Muskelgruppen wechselweise an- und entspannen (progressive Muskelrelaxation nach Jacobson). Nach der Entspannungsübung „schwenken“ Sie dann um und beschäftigen sich mit etwas ganz anderem (siehe auch vierter Tipp: Ablenken)
2. Ausweichen
Gehen Sie vorausschauend kritischen Situationen, wie Raucherpausen oder
Kneipenrunden, eine Zeit lang aus dem Weg. Geben Sie anderen, z. B. Kolleginnen und Kollegen, einen Hinweis, dass diese Situationen für Sie noch schwierig sind, und bitten Sie gegebenenfalls um Hilfe (z. B. keine Zigarette anbieten).
3. Abhauen
Entfernen Sie sich z. B. einfach aus einer Gruppe von Rauchenden bis Sie sich wieder besser fühlen. Ziehen Sie sich für einen Moment zurück und befolgen Sie Tipp 4.
4. Ablenken
Ersetzen Sie das Rauchen bewusst durch andere Tätigkeiten, die Spaß machen, Sie ablenken und auf keinen Fall mit dem Rauchen vereinbar sind. Rufen Sie beispielsweise jemanden an, der Sie auf Ihrem Weg in die Rauchfreiheit unterstützt hat. Wenn Sie zu Hause sind, können Sie auch für einige Minuten duschen. Oder machen Sie eine Atemübung. Legen Sie sich auf den Boden und entspannen Sie sich. In jedem Fall sollte die Tätigkeit ein angenehmes Gefühl in Ihnen auslösen.
So, das soll es für's erste gewesen sein. Ich wünsche dir einen schönen Abend, soweit möglich und BITTE melde dich hier im Forum, wenn's brennt, das bringt einen flugs auf andere Gedanken.
Lieben Gruß
Meikel