09.05.2017
11:23 Uhr
Hallo Cajahepa,
ja genau das sehe ich auch als das größte Problem. Nicht die Insassen der gemeinsamen Haft, welche uns nicht berühren, eher abstoßen, sind die Gefahr, sondern die die wir gerne haben. Die lassen wir hinter den Mauern zurück. Und irgendwie kommt es uns wie ein kleiner Verrat vor. Es ist ja nicht so, dass es nicht auch glückliche Gefangene gibt. Klar gibt es die. Nur wir, die wir uns hier zusammengefunden haben, sind es eben nicht. Wir sind eigentlich Freigeister. Wir hassen Abhängigkeiten, und glaubten wohl einst, gerade die Kippe wäre das Symbol der Unabhängigkeit. Wir kamen uns verwegen vor. Gegen die Strömung, gegen den Wind. Wir hatten Vorbilder, die ganz cool die Kippe im Mundwinkel, von der großen Freiheit sprachen oder sangen. Und auch heute noch gibt es diese Menschen, die mit der Sucht, scheinbar frei sind. Aber nochmal: Wir sind es nicht.
Das Freiheitssymbol war für uns nichts anderes als der Speck auf der Mausefalle. Frech, alle Gefahr ignorierend nahmen wir uns die Freiheit von dem Köder zu knabbern, und dabei merkten wir erst garnicht, das genau dieser Akt uns unsere Freiheit nahm.
Ich sitze noch hier hinter meinen selbst geflochtenen Gittern, und sehe euch da draußen wandeln. Erst zaghaft, immer wieder zurück blickend, dann schon aufrechter auf die Blumenwiese zu, und manche tanzen ganz weit hinten am Horizont, und wirken so frei und so leicht. Ach ja da will ich auch hin.
Ich wünsche dir auf dem Weg zur Blumenwiese alles Gute.
LG Anton