12. Feb 2025
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Soziale Unterschiede

Das Wichtigste in Kürze

  • In Deutschland rauchen Menschen aus verschiedenen sozialen Gruppen in unterschiedlichem Ausmaß.
  • Menschen mit weniger Geld und weniger Bildung rauchen häufiger. Stress und schwierige Lebensbedingungen könnten diese Unterschiede erklären.

Unterschiedliche Rauchquoten in unterschiedlichen sozialen Gruppen

Untersuchungen zeigen immer wieder, dass sich die Raucherquoten verschiedener Bevölkerungsgruppen in Deutschland zum Teil stark voneinander unterscheiden. Jugendliche greifen zum Beispiel deutlich seltener zur Zigarette als Erwachsene, Männer rauchen wiederum mehr und häufiger als Frauen. Unterschiede im Rauchverhalten finden sich aber auch zwischen verschiedenen sozialen Gruppen.

Mit steigendem Einkommen sinkt die Raucherquote

So hat eine im Jahr 2018 veröffentlichte Untersuchung der Universität Düsseldorf die Raucherquoten verschiedener Einkommensklassen ermittelt. Das Ergebnis: Je niedriger das im Haushalt verfügbare Nettoeinkommen war, desto größer fiel der Raucheranteil aus. So rauchen beispielsweise fast 37 Prozent der Menschen, die in einem Haushalt mit weniger als 1.000 Euro Nettoeinkommen leben. Liegt das Haushaltseinkommen dagegen über 5.000 Euro, sinkt die Raucherquote auf 23 Prozent. Ein Blick auf die Einkommensklassen dazwischen bestätigt den Zusammenhang zwischen Einkommenshöhe und Rauchverhalten: Je geringer das Haushaltsnettoeinkommen ausfällt, desto höher ist der Prozentsatz an Raucherinnen und Rauchern.

Zusammenhang zwischen Bildung und Rauchen

Ebenfalls deutlich fallen die Unterschiede bei den Raucherquoten aus, wenn Bildungsgruppen miteinander verglichen werden. In der Studie „GEDA 2019/2020-EHIS“ wird zwischen unteren, mittleren und oberen Bildungsgruppen unterschieden. Zur oberen Bildungsgruppe zählen beispielsweise Menschen mit Fachschulabschluss oder Meisterausbildung. In fast allen Altersgruppen ist die Raucherquote in den unteren Bildungsgruppen deutlich höher als in der oberen Bildungsgruppe. Ein Beispiel: Ca. 19 Prozent der 18- bis 29-Jährigen, die zur oberen Bildungsgruppe zählen, rauchen. In der unteren Bildungsgruppe liegt die Raucherquote im gleichen Altersspektrum bei 47 Prozent. In den meisten anderen Altersgruppen zeigen sich vergleichbare Unterschiede bei der Raucherquote. Lediglich bei den Über-65-Jährigen sind keine entsprechenden Bildungsunterschiede beim Rauchen zu beobachten.  Bei Männern zeigen sich zudem – in Abhängigkeit von ihrem Bildungsabschluss – Unterschiede bei der täglichen Passivrauchbelastung: Männer aus der unteren und mittleren Bildungsgruppe sind häufiger einer täglichen Passivrauchbelastung ausgesetzt als Männer, die der oberen Bildungsgruppe zugeordnet werden.  

Schwierige soziale Lebenslagen könnten Unterschiede erklären

Wie sind diese sozialen Unterschiede beim Rauchen zu erklären? Auf diese Frage gibt es keine einfache und schon gar nicht nur eine Antwort. So könnten die beschriebenen Unterschiede beim Rauchverhalten mit schwierigeren Lebenslagen etwa in einkommensschwachen Haushalten erklärt werden. Aus der Stressforschung weiß man, dass Menschen mit einem sogenannten „niedrigem sozioökonomischen Status“ (in diese Kenngröße fließen zum Beispiel das Einkommen und der Bildungsgrad ein) mehr Stress haben als Menschen mit einem vergleichsweise hohen sozioökonomischen Status. Stressund Überlastung wiederum stehen in einem engen Zusammenhang mit Risikoverhaltensweisen wie Rauchen und Alkoholkonsum.

Ebenso könnte es sein, dass die vielen Forschungsbefunde zur Gesundheitsschädlichkeit des Tabakkonsums, die in den vergangenen Jahren ermittelt wurden, bisher noch nicht ausreichend bei den genannten Zielgruppen angekommen sind. Ein anderer Erklärungsansatz führt die Unterschiede beim Rauchen wiederum auf unterschiedliche „Kulturen“ in verschiedenen sozialen Milieus zurück. Wenn über Generationen geraucht wird, könnten sich diesem Ansatz zufolge, die Heranwachsenden das Rauchen bei den Älteren „abschauen“ und selber damit anfangen. 

BZgA hilft beim Rauchstopp

Wie auch immer die Unterschiede beim Rauchen erklärt werden können – die Gruppe der Raucherinnen und Raucher in Deutschland ist vielfältig. Anders gesagt: Es gibt viele verschiedene Gruppen und Typen von Rauchenden. Die Angebote der rauchfrei-Kampagne sind kostenfrei und qualitätsgesichert und so entwickelt worden, dass sie von den verschiedensten Menschen genutzt werden können. Hier geht es zu unseren Materialien ((Link zu Unterseite)). Die Broschüre „Rauchen ist riskant“ stellt die Risiken des Rauchens in leichter Sprache dar. Die Broschüre kann bestellt oder heruntergeladen ((direkter Link zur Broschüre)) werden.

  • Kotz D, Böckmann M, Kastaun S: The use of tobacco, e-cigarettes, and methods to quit smoking in Germany — a representative study using 6 waves of data over 12 months (the DEBRA study). Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 235–42. DOI: 10.3238/arztebl.2018.0235
  • Kotz D & Kastaun S (2020) Anteile von Rauchenden nach Schulabschluss. Datenquelle: DEBRA-Studie, aggregierte Daten aller 6 Wellen in 2019 (Wellen 16–21), Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Persönliche Mitteilung im Juli 2020
  • Starker A, Kuhnert R, Hoebel J, Richter A (2022) Rauchverhalten und Passivrauchbelastung Erwachsener – Ergebnisse aus GEDA 2019/2020-EHIS. J Health Monit 7(3): 7–22. DOI 10.25646/10290
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