Guten Tag Andrea,
ich wünsche Dir einen guten Wochenstart. Und beglückwünsche Dich heute zu genau vier Wochen auf der Rauchfrei-Uhr! Das hast Du schon mal super gemacht - hättest Du nicht Lust auf eine kleine Belohnung? Womit könntest Du Dir eine Freude machen? Belohnungen sind richtig und wichtig auf dem Weg, um die Motivation oben zu halten und Dir selber zu verdeutlichen, daß schon vor dem Abschluß der Entwöhnung was für Dich dabei rausspringt, daß sich die ganze Mühe lohnt - insbesondere dann, wenn die Laune gerade nicht so brilliant ist.
Es tut mir leid, daß Du momentan so ein wenig mit der Entwöhnung haderst. Ich denke nicht, daß Du selbst unbewußt Gründe suchst, wieder anzufangen. Ich habe das gerade auf einem anderen Thread genau so geschrieben (was zeigt, daß Du mit Deinen Befindlichkeiten nicht allein bist Andrea): Die Sucht wird, besonders wenn sie in ihrer Existenz bedroht wird, will heißen während der Entwöhnung, plötzlich ganz groß darin, unseren Willen und unsere Beweggründe infrage zu stellen. Da redet sie einem dann plötzlich ein, der Rauchstopp hätte vielleicht doch keine Vorteile, nur Nachteile, und bringen würde er möglicherweise auch nichts mehr. Diese Gedankengänge sind hier keine Unbekannten. Und es tut mir leid, daß Du Dich momentan damit rumschlagen mußt (ich weiß das noch von mir, war nicht lustig).
Also zum Gewicht kann ich vielleicht was sagen: So Zunahmen passieren in der Entwöhnung, das ist auch nicht so ganz ungewöhnlich. Sie setzen sich aus folgenden Faktoren zusammen: Einmal verbraucht ein rauchender Körper 200 kcal mehr als ein nicht rauchender. Nur 200, mehr sind das nicht! Gehst Du gern zu Fuß oder mal spazieren oder sowas? Das wäre zum Beispiel eine geeignete Gegenmaßnahme, so viel mehr braucht es da gar nicht. Dazu kommt tatsächlich die Umstellung des Stoffwechsels, die Verdauung kann vorübergehend etwas langsamer werden, diese ganzen Prozesse müssen sich erst wieder einpendeln - das kann auch zu einer leichten Zunahme führen. Dieser Aspekt reguliert sich allerdings von allein wieder. Was dann noch bleibt, ist die erhöhte Nahrungsaufnahme durch die Veränderung der Geschmacksnerven, dazu später nochmal.
Auf jeden Fall, bitte überbewerte die leichte Zunahme für den Moment nicht. Wir schreiben hier immer wieder das schöne Motto "Erst rauchfrei, dann bauchfrei". Das heißt, erst soll die Entwöhnung bewältigt werden, und wenn dann im Anschluß am Gewicht noch nachzubessern sein sollte, kannst Du dieses später tun. Tu Dir doch nicht zwei Baustellen auf einmal an, vor allem dann, wenn Du die eine momentan nur bedingt beeinflussen kannst. Gegensteuern ist ok, gesunde Ernährung ist sowieso immer gut, aber könntest Du Dich damit arrangieren, das Gewicht erstmal hintenanzustellen? (Außerdem bist Du ohne Rauch sowieso schon attraktiver als mit, Haut, Haare und Nägel werden besser, Du dünstest keinen Rauchgeruch mehr aus, gelbe Flecken auf Händen und Zähnen gehören der Vergangenheit an - das machen Dir ein paar Pfündchen mehr auch nicht kaputt!)
Was die Gesundheit angeht: Ja, möglicherweise haben wir uns schon Schäden eingebrockt, und wenn wir uns nicht untersuchen lassen, können wir nur vermuten. Garantieren kann ich Dir indes, daß Du Dir in jedem Fall welche einbrocken wirst, wenn Du weiterrauchst, und das kann auch mal ganz schnell gehen. Ich habe in der letzten Zeit zwei liebe Menschen an den sog. plötzlichen Herztod verloren, beides Raucher, einer weiblich und noch keine 50. Es war nicht absehbar, nicht mal für sie selbst, weil sie Pläne gemacht hatten. Also, egal ob ich vorbelastet bin oder nicht: Sowas möchte ich schon gerne vermeiden, wenn ich kann. Und dazu kann ich beitragen, indem ich nicht mehr rauche. Geht es Dir nicht auch so?
Ferner regeneriert sich der Körper ja auch, schau mal hier:
http://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/vorteile-des-rauchstopps/gesundheit/
Ein Rauchstopp kann somit auch eine angegriffene Gesundheit stabilisieren. Ist also in jedem Fall ein Gewinn für die Gesundheit, egal ob Du schon was hast oder nicht. (Wenn Du Dir da unsicher bist, laß doch mal einen Gesundheitscheck machen - immerhin hast Du dann Sicherheit. Und schau, laut der Auflistung kann so ein Husten auch mal erst nach einem Dreivierteljahr zurückgehen, es ist also noch kein Indiz für eine dauerhafte Schädigung. Aber wie gesagt, wenn Du sicher sein willst, laß es anschauen. Ist niemals ein Schaden, sich Sicherheit zu holen.)
Und was die verändert Geschmacks- und Geruchswahrnehmung angeht, ja die kenne ich auch. Vor allem das Salz-Phänomen. Igitt, was hab ich denn da zusammengekocht, viel zu versalzen!!!! - und der Gatte würzt nach und sagt, da hast heut aber arg gespart. Mittlerweile scheine ich wieder auf einem Niveau zu kochen, dass allen wieder schmeckt. :riesengrinser: Also ich bin schon der Meinung, daß das Rauchen unseren Geschmackssinn total verbaut hat. Ich glaube auch, daß uns diese intensivere Geschmackswahrnehmung erstmal überfordert, ja erschreckt. Ist auch nicht so verkehrt, denn zu viel Salz ist ohnehin schädlich, da fängt unser Frühwarnsystem wieder das Arbeiten an! Ich habe allerdings auch das als ein Extrem kennen gelernt, daß sich wieder nivelliert. Ich gehe heute auch gern wieder auswärts essen. Lasse doch ruhig mal "naturbelassene" Geschmäcker auf Dich wirken (ja vielleicht fad am Anfang, aber man gewöhnt sich dran, wirklich!) und "lerne" dann wieder das Würzen. Vielleicht brauchst Du am Ende einfach nicht mehr so viel Gewürz... Und meine liebste Süßspeise ohne Zuckerzusatz ist warmes hausgemachtes Apfelmus. Gute Äpfel, geschält, entkernt und grob geschnitten, sanft mit einem ganz kleinen Spritzer Apfelsaft gedünstet, kein Zucker dran, kein nix... Ob ich nun drei Äpfel esse oder das Mus davon. Ich liebe es.
Daß Dir Zigarettenrauch noch ansprechend vorkommt, ist wohl der Entwöhnungsphase zuzuschreiben. Denn weißt Du, vier Wochen sind eine unglaublich gute Leistung Andrea! Hierzu kann ich Dir nur gratulieren, hast Du wirklich super gemacht bis hierher. Aber vier Wochen reichen nicht, um sich eine Sucht aus den Knochen zu bekommen, die man jahre-, vielleicht sogar jahrzehntelang fett gefüttert hat. Es ist noch ganz im Rahmen normaler Parameter (leider), daß man da noch Befindlichkeiten und Rauchverlangen hat und mit der Sucht und der Entwöhnung hiervon noch nicht fertig ist. Allen Carr hat die drei Phasen drei Tage - drei Wochen - drei Monate definiert. Ohne jetzt ins Detail gehen zu wollen (die ersten zwei Phasen hast Du ja eh schon gewuppt, die haben keine Bedeutung mehr), heißt das ja, daß eine Entwöhnung so um die drei Monate rum dauert, bis man damit durch ist. Manche spüren schon vorher keine Befindlichkeiten mehr, andere müssen zum Abschluß nochmal durch eine haarige Phase (so war das bei mir - hab ich auch geschafft, aber das muß Dich ja nicht ereilen), aber so um die drei Monate rum sind schon ein Erfahrungswert. Also bitte ärgere Dich nicht, daß Du noch zu knabbern hast - es ist alles ganz normal. Komm lieber wieder her und nöle Dich aus, das ist völlig ok! Das muß so.
Du kannst und wirst es schaffen. Heute rauchst Du nicht, egal was kommt. Das bekommst Du doch locker hin, stimmts? Und weiter brauchst Du heute noch gar nicht denken. Und morgen? Da nimmst Du Dir wieder vor, heute nicht zu rauchen. Immer ein Tag nach dem anderen Andrea. Schritt für Schritt. Das macht es überschaubarer, überwindlicher. So viele hier haben hohe Tageszähler, auch viele, die ewig geraucht haben - das kannst Du auch!
Ich wünsche Dir weiterhin viel Power, der Entzug ist endlich! Es wird besser, Du schaffst das. Herzlich grüßt Dich
Lydia