Liebe Xandra,
na Du steuerst ja schon die zweite Null an, wahnsinn. Und gleich darauf folgt die Vollendung der dritten Woche - da wäre ja wohl mal eine Belohnung angemessen, findest Du nicht? Man darf, soll sich ja sogar belohnen während der Entwöhnung: es hält Laune und Motivation oben, spricht das Belohnungszentrum an (welches ja auch vom Nikotin verstopft worden ist und erst wieder lernen muß, normal zu arbeiten und auch auf andere Reize zu reagieren) und visualisiert für Dich, daß beim Rauchausstieg was für Dich herausspringt, schon bevor Du die Entwöhnung hinter Dir gelassen hast. Also womit könntest Du Dich morgen oder übermorgen belohnen?
19 Tage ohne Rauch sind eine tolle Leistung Xandra, die nimmt Dir keiner und die ist wirklich stark. Aber geraucht haben wir viel, viel länger. Und in dieser Zeit auch Gewohnheiten erworben. Situationen, Tätigkeiten mit der Zigarette verknüpft. Und diese Verknüpfungen, die sind noch da, das hast Du schon echt gut erkannt. Deshalb gibt es auch Situationen, die Rauchverlangen triggern. Und die gibt es auch nach 19 Tagen noch. Da mußt Du Dir keine Sorge machen, wenn sich Schmacht einstellt. Das könnte auch noch ein paarmal so weitergehen, doch Du weißt jetzt, daß Du es aussitzen kannst. Und darfst Dir sicher sein, daß es irgendwann vorbei ist. Also das geht jetzt nicht ewig so weiter für den Rest Deines Lebens. Es wurde ja schon geschrieben, ein Erfahrungswert sind so drei, vier Monate ab Ausstieg (den Zeitraum von drei Monaten hat ja auch der Nichtraucherpapst Allen Carr schon beziffert), also ab da können viele Aufhörer die Entwöhnung als erledigt ablegen. Das ist nicht so viel im Vergleich zum Rest Deines Rauchfrei-Lebens, findest Du nicht?
Diese augenscheinlichen "Out-of-nothing-Schmacht-Attacken" haben natürlich nochmal ne ganz andere Qualität, auf die ist man gern mal nicht vorbereitet... sie können durch bestimmte Zeithorizonte bedingt sein ("um die Uhrzeit hab ich sonst immer geraucht"), durch körperliche Faktoren (ich hörte mal in meinem eigenen Bekanntenkreis von einem Aufhörer, dass er grundsätzlich auf der Toilette rauchte, der hat Schmachtattacken nach der "Erledigung" beschrieben) oder auch einfach, weil sich die Sucht gerade aufbäumt, weil sie nicht ausgehungert werden will. Es empfiehlt sich, da ein paar Ablenkungsmanöver schon bereitzuhalten, damit man nicht vor lauter Überraschung überrumpelt ist. So kannst Du der Sucht immer entgegenwerfen: "Ha! Da hab ich doch was in der Hinterhand." Und auch diese unerwarteten Schmachten sind nach 19, 20, selbst mehr Tagen noch absolut im Rahmen normaler Parameter Xandra. Was für Ideen hättest Du, um Dich abzulenken? Ein Glas Wasser trinken (entschmachtet wirklich!) oder das feste Kneten eines Relaxballes (fährt das Streßlevel herunter, das beim Schmachten entsteht) ist eigentlich immer ziemlich schnell und wenig aufwendig umsetzbar...
Also keine Panik. Allein Deine Erkenntnisse, wie widersinnig das alles ist, sind schon mal ein Sieg über die Sucht (die verbietet uns normalerweise nämlich so rationale Überlegungen, aber diesbezüglich hast Du Dich schon über sie hinweg gesetzt: toll gemacht Xandra!). Laß Dich nicht von den Schmachtanfällen erschrecken, das ist alles. Du machst das wirklich gut und ich bin sicher, das wird.
Ich wünsche Dir einen schönen Rauchfrei-Tag und weiterhin viel Power und Optimismus! Viele Grüße sendet Dir
Lydia