Grüß Dich Mathias,
herzlich willkommen hier bei uns Aufhörwilligen! Ich freue mich sehr, daß Du Deinen Weg zu uns gefunden hast - und auch freue ich mich sehr über Deinen langen Text. Vielen Dank, daß Du von Dir erzählt hast!
Ich würde Deine Raucherkarriere ja nahezu als klassisch bezeichnen, inclusive der Suchtanerkenntnis um die 20, dem Rauchstopp, der durchaus einige Jahre vorgehalten hat (bei mir waren es 11!) und dem Rückfall, weil man es wohl einfach nochmal gebraucht hat, um zu kapieren, daß uns die Sucht immer am Haken haben wird, und anschließenden erneuten Rauchstopps unter verschärfter Schmacht. So kenne ich es auch und viele andere hier. Das bedeutet für Dich aber im Umkehrschluß: Du wirst es wieder schaffen, rauchfrei zu werden. Und dann - mit den Erfahrungen, die Du bereits hast, und Deiner Selbstreflexion - auch dauerhaft und ohne wieder aufsteigendes Rauchverlangen.
Du sprichst schon sehr viele Aspekte des Rauchstopps in Deinem Post an. Die "Vorteile", die man dem Rauchen mit viel Toleranz noch zugestehen möchte, sind tatsächlich keine, wie Dir augenscheinlich auch schon bewußt geworden ist, vor allem keine, die man nicht anderweitig erlangen könnte. Bewußt flüchten bieten wir tatsächlich auch in vielen Situationen an, nicht nur dann, wenn der Rauchdruck zu groß wird, sondern auch in Situationen, in denen Du normalerweise geraucht hättest. Verlasse das Umfeld, in dem Du geraucht hättest, geh aus dem Zimmer, aus dem Gebäude, verwende eine Ersatzhandlung (Relaxball kneten, einen Schluck Wasser nehmen) ändere diese Situation ab. Diese Flucht ist keine Schande, sondern räumt Dir den Kopf etwas frei. Gleiches gilt für bewußte Pausen. Mach die ruhig trotzdem weiterhin bewußt, das ist ja wichtig für die Regeneration. Aber fülle sie anders. Mit Tee, Treppensteigen, im Home-office Liegestützen (tatsächlich hat ein früherer Aufhörer jedesmal bei Suchtdruck zehn Liegestützen gemacht - er hat erfolgreich aufgehört), oder was Dir sonst noch in den Sinn kommt.
Tatsächlich ist auch der Genuß alkoholischer Getränke im Kopf eines Rauchers ganz eng mit dem Konsum von Nikotin verknüpft, das heißt, wie Du selber schon genau weißt, triggert Alkohol bei Rauchern das Rauchverlangen. Manchen hilft da auch, eine Strategie schon vorab festzulegen. Sei es, den Genuß von Alkohol zu deckeln, auszusetzen oder Ersatz in Form von gebrannten Mandeln oder Salzstänglein bereit zu halten und dann auch nur auf diese zurückzugreifen.
Ich möchte Dir ein Angebot machen. Deine Idee, die kommende Woche als Übergang zu nutzen, ist wirklich gut! Die kannst Du prima zur Vorbereitung auf ein tolles neues Rauchfrei-Leben nutzen. In der Zeit könntest Du z.B., wenn Du Lust hast, ein Rauchertagebuch führen (wann rauchst Du/warum gerade jetzt/wie fühlst Du Dich dabei/was könntest Du ersatzweise machen), um die Situationen schon mal überschaubar zu machen, in denen Du Rauchgelüste bekommen könntest, wenn Du die Zigarette weg läßt. So kannst Du auch schon mal eingeschliffene Rauchersituationen identifizieren und Dir zurechtlegen, wie Du diese ändern könntest. Denn Rauchgelüst ist oft auch einfach nur situationsbedingt. Tritt eine bestimmte Situation ein, will man rauchen, weil man es da einfach immer tut oder getan hat. Schon mit kleinen Änderungen genau dieser Situationen kann die Rauchlust erträglicher oder ganz ausfallen.
Es gibt auch ein Rauchfrei-Startset mit ein paar nützlichen Inhalten, das Du Dir hier einmal ansehen und, falls Du es möchtest, kostenfrei bestellen kannst:
http://www.bzga.de/infomaterialien/foerderung-des-nichtrauchens/foerderung-des-nichtrauchens-informationsmaterialien-fuer-erwachsene/rauchfrei-startpaket/
Und dann möchte ich Dich einladen, Dir einen Startzeitpunkt zu setzen, ab dem Du ganz von den Zigaretten lassen möchtest. Natürlich ist ein Ausrutscher kein Scheitern, sondern nur eine weitere Situation, die Du anders bewältigen kannst, wenn Du das nächste Mal darin wiederfindest. Da bin ich ja bei Dir und ich bin auch froh, daß Du Ausrutscher nicht als Scheitern begreifst (denn das ist es auch nicht). Die Erfahrung hat ganz einfach gezeigt, daß sehr viele Aufhörer von der Strategie profitieren, sich bewußt noch rauchend vorzubereiten und dann mit einem festgelegten Datum aufhören. (Hat bei mir auch geklappt, nach vielen Versuchen und längerem Rumgeeier. Ich hab diesen Zeitpunkt gebraucht - so und jetzt! Pack mer`s! Das hat meinen Ehrgeiz voll angeheizt.) Könntest Du Dir das für Dich auch vorstellen?
Laß bald wieder von Dir hören Mathias, wie es Dir so geht und wie Du bewußt so mit dem Rauchen umgehst. Dein Plan, davon weg zu kommen, verdient alle Unterstützung und jeden Respekt - der meine ist Dir gewiß. Ich wünsche Dir noch einen schönen Tag und eine erfolgreiche Woche, hoffe man liest sich.
Viele Grüße sendet Dir
Lydia