02.01.2024
19:32 Uhr
Ich war Opfer der Sucht und nahm mir damit jede Möglichkeit etwas tun zu können. Ich war Opfer meiner Depression, in der ich nichts tun konnte. Ich war Opfer des Staates, weil ich arm war - hangelte mich jahrelang durchs Hartz4. Ich war Opfer der Gesellschaft, weil die Gesellschaft böse war - gegenüber Schwachen.
Ich war Opfer der Umstände, weil scheinbar nur mir immer Unglück passierte. Ich war Opfer der Menschen, die mir gegenüber die Nerven verloren und erkannte nicht, dass andere auch Opfer von mir waren - in dem ich sie in die Täterrolle zwang (allein aus der Tatsache heraus, weil ich Opfer war).
Nun, das alles ist sehr überspitzt formuliert. In Wirklichkeit war ich Opfer von mir selbst.
Als ich merkte, dass ich Selbstwirksamkeit besitze, dass ich etwas tun kann, sehe ich den Spruch "Jeder ist seines Glückes Schmied" mit anderen Augen. Oft habe ich mich gefragt, wie Menschen mit Schicksalsschlägen es schaffen, trotzdem den Lebensmut nicht zu verlieren, trotzdem optimistisch zu bleiben. Heute weiß ich es. Es liegt an der inneren Einstellung und Bewertung der Dinge.
Seit ich meine Selbstwirksamkeit spüre, bin ich vom passiven Gesellschaftsmitglied zum aktiven geworden. Und das tut unglaublich gut.
Ich bin noch nicht vollständig genesen, aber auf einem guten Weg dahin.
Was hat das mit dem Rauchen zu tun ? Nun, ich habe geraucht, weil der Alltag so stressig war - der böse Alltag, ich habe geraucht, weil ich Emotionen regulieren wollte - die durch andere, die Gesellschaft, ... (Liste beliebig fortsetzbar) verursacht wurden, ich habe geraucht, weil ich nichts anderes hatte - mir passierte ja auch nur Unglück, da musste ich ja rauchen, um das alles zu ertragen. Heute weiß ich, dass ich a) meine Umstände selbst in der Hand habe b) meine eigene Bewertung der Umstände ursächlich waren - und diese kann natürlich nur ich allein ändern.
Mein Selbstwert war absolut im Keller ... nicht nur der Selbstwert, ich hatte keinerlei Selbstachtung mehr. SELBSTwert - wieder etwas, was nur ich ändern kann. Zwar sind wir soziale Wesen, aber ich halte es mittlerweile für gefährlich seinen eigenen Selbstwert von äußeren Faktoren abhängig zu machen. Da ist die Partnerin, die ständig nur was auszusetzen hatte - so what ? Was tangiert mich das, wenn ich in mir drin sicher bin, dass ich ok so bin wie ich bin. Am Ende hab ich mich getrennt, weil es zu viel Energie gezogen hat, ständig Konflikte klären zu müssen. Aber auch die Trennung hatte ich ja in der Hand.
Wir können so viel. Und sind uns dessen oft nicht bewusst. Verorten das irgendwie in das Außen. Etwas, was wir ja scheinbar nicht in der Hand haben.
Ich bin jetzt über ein Jahr rauchfrei und fast 2 Jahre alkoholfrei. Durch meinen inneren Wandel.
Ich hoffe, dass ich diese düsteren Zeiten nie wieder erleben muss. Drin stecken kann man natürlich nicht - aber ich glaube ich bin dadurch resilienter geworden.
Im November ist mein Kleiner gestorben - einer meiner Fellkinder. Es passiert nicht nur mir, auch anderen Menschen. Und ich hab es überstanden ohne rückfällig zu werden. Ja, ich bin resilienter geworden.
(ich wollte nicht bei anderen weiter irgendwelche Diskussion führen, deshalb der eigene Faden - den ich aber nicht als mein Eigentum betrachte. Also fühlt euch frei zu schreiben)
Lasst uns unseren Selbstwert aufbauen - die Stärke, die es braucht, um der Sucht die Stirn zu bieten.
LG Seni :smileumarmung: