Liebe ManyLu,
[quote="ManyLu"]
Ich versuche zu unterscheiden, was ein Suchtargument oder Suchtgefühl ist und was ich wirklich will, was mir wirklich gut tut... harte Arbeit... zwei Wochen schon,.. und ich bin noch lange nicht fertig damit, glaube ich...[/quote]
an diesem Punkt arbeite ich im Grunde genommen schon mein ganzes Leben lang.
Ich möchte das Rauchen, Trinken etc. nicht schön reden und ich werde es auch niemals tun.
Ich werde niemals meinen ersten Vollrausch vergessen. Er war nicht gewollt. Das war an einem Silvesterabend, die Erdbeerbowle schmeckte so genial, das werde ich nie vergessen. Ich habe keine 2 Gläser geschafft, den Neujahrswechsel habe ich nicht mehr mitbekommen. Anstatt Sekt und Wein, wie ich das kannte, waren harte Alkoholika in der Bowle. Mir ging es am nächsten Tag so hundeelend.
Und dennoch habe ich seit dem immer wieder zu Alkohol gegriffen. Genau wissend, was das Zeug eigentlich mal mit mir angestellt hat. Man hats im Griff. Hmm. Jeder von uns hatte schon mal seinen Vollrausch mit Kater am nächsten Tag und dem Wunsch, sterben zu wollen.
Schau Dir mal die Werbung an für Alkohol. Da wird einem auch ein total tolles Lebensgefühl vermittelt. Wie toll sieht so ein Hugo im Glas aus. Und und und. Da hat man alles im Griff, während Zigarettenwerbung verboten ist.
Das letzte halbe Jahr habe ich es mit Feiern echt übertrieben. Kaum war mein Sohn am Wochenende bei seinem Vater, bin ich losgezogen. Ich wusste genau, wieviel ich wovon trinken kann, um Montag wieder topfit zu sein. Man ist schliesslich keine 20 mehr und steckt das alles nicht mehr mit Links weg. Meine Freundin und ich haben uns so manches Mal gegenseitig nach Hause getragen. In diesen Nächten habe ich allein schon 40 Zigaretten geraucht.
Mit 3 oder 4 Gläsern Wein bzw Sekt intus ist es kein Problem, am Morgen darauf 5 km in einer passablen Zeit zu laufen. Bei Bier ist das nicht ganz so einfach.
Soll ich Euch mal was sagen? Diese Gedankengänge sind krank! Das wusste ich aber auch schon vor gestern und vorgestern. Aber warum sich Gedanken machen. Die gelaufene Zeit ist ok und der Puls dabei wars sowieso. Also, warum Gedanken machen?
4 Gläser Wein sind eine ganze Flasche! Je mehr Alkohol, je mehr Nikotin.
Es war nur eine Frage der Zeit, dass ich zusammengebrochen bin. Die OP's im Sommer, von 100% agil runter auf 0%, die Depressionen, falsche Medikation, immerzu Schmerzen. Die letzte Woche im Rollstuhl habe ich vor der Tür gesessen und eine Kippe nach der anderen geraucht.
Ich wusste doch, was passiert. Warum habe ich es dennoch getan?
Meine Antwort ist, weil ich es geliebt habe. Ich rede mir nichts schön, ich habe auch kein schlechtes Gewissen. Ich sehe das alles sehr pragmatisch - es ist jetzt so.
Freud hat gemeint, der Mensch hat neben seinen Trieben zum Überleben (Nahrung, Fortpflanzung, Schlaf, etc.) auch einen gewissen Todestrieb. Ich weiss, Freud ist sehr umstritten, aber ich finde, er hat Recht. Warum tun wir uns Dinge, die uns nicht gut tun, an? Weil wir es wollen. Weil es uns egal ist. Schlechtes Gewissen beim Rauchen? Wenn ich welches gehabt hätte, wäre es gehäuchelt gewesen. Ich wollte rauchen. Ich wollte Alkohol trinken. Ich liebe es.
Nicht, dass hier ein falsches Bild von mir entsteht. Ich habe ein geregeltes Leben mit einem intakten und gesunden Freundeskreis und einem wohl erzogenen Kind ;-)
Ich habe weiter oben geschrieben, dass ich einen Ruhepuls von 60 Schlägen die Minute habe. Ich bin ein sehr ruhiger und ausgeglichener Mensch - eben neben meiner Ader, mich selbst zerstören zu wollen.
[b]Und genau hier ist mein Problem: ich traue mir selber nicht. [/b]
Ich habe vor nichts Angst. Respekt ja, aber Angst nein. Ich denke, ich kann heute von ganz großem Glück reden, dass mir in früher Jugend die ersten Versuche mit THC nichts gebracht haben. Wer weiss, wo ich heute wäre...
Ich habe keine Angst vorm Sterben. Ich habe keine Angst vor Inkontinenz.
Ich möchte das alles nur jetzt noch nicht.
Was ich jetzt nur spannend finde ist, wie ich darüber denke, wenn ich wieder zu 100% körperlich fit bin und dann mal ohne frischem Nikotin in der Lunge losziehe. Das rauszufinden reizt mich jetzt auch.