Meine Gedanken, mein Mitgefühl und meine Trauer sind nicht nur bei den Angehörigen - dort in erster Linie -, sondern auch bei den Helfern, die sich jetzt am Unfallort befinden, unter schwierigsten Bedingungen arbeiten und Schreckliches sehen müssen, das sie bis an's Ende ihres Lebens nicht vergessen werden. Zwar sind die meisten dafür ausgebildet, aber trotzdem geht es an den Professionellsten unter ihnen nicht spurlos vorbei.
Nun muß ich etwas loswerden, sonst platze ich:
Als die Nachricht des Absturzes über den Ticker kam, rutschte mir das Herz in die Hose, der Atem stockte, Panik machte sich breit. Unser Sohn und unsere Schwiegertochter wollten am gleichen Tag zur gleichen Zeit den Flieger aus dem südlichen Urlaub zurück nach Hause nehmen. Wir wußten aber nichts Genaues. Das Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffnung und Bangen ist nicht zu beschreiben. Gefühle und Gedanken, die ich nach über 30 Jahren schon vergessen glaubte, schwabbten über mich hinweg (Einige von euch wissen, was ich meine). Über Stunden das Mobil-Phone heißlaufen lassen, bis die erlösende Nachricht kam, dass die beiden gerade gelandet seien. Für uns natürlich ein großes Glück; für die Betroffenen das größte Unglück, das man sich nur denken kann. Kann man so etwas gegeneinander aufwiegen? NEIN, das kann man nicht! Ich bin einfach nur froh.
Liebe Trini, ich muß dir widersprechen. Selbst Kränkung, Demütigung oder was auch immer der Grund für den jungen Piloten war, diesen erweiterten Suizid (wenn es denn wirklich so war) zu begehen, rechtfertigt nie, nie, nie, niemals, so viele unbeteiligte Menschen, die ihm wohl im Leben nichts getan haben, mit in den Tod zu reißen.
Selbst wenn er depressiv gewesen sein sollte, so hat er doch logisch und überlegt (für ihn jedenfalls) gehandelt.
Du schreibt, dass ihm wohl zu Lebzeiten Hilfe verweigert worden sei. Das mag sein, aber viele Depressive können sich nicht öffnen, sind Weltmeister im Überspielen und Schauspielern, fühlen sich "im Recht", alle Anderen haben keine Ahnung usw., sodass ihnen keine Hilfe gegeben werden kann oder sie lehnen sie rundweg ab - aus o.g. Gründen. Weiterhin dürfte "ein Mann hat keine Depression!" auch oft eine Rolle spielen. Liebe Trini, ich möchte nicht, dass du dich belehrt fühlst, das ist ganz gewiß nicht mein Ziel und ich entschuldige mich, falls du es so empfindest. Es lag mir aber sehr am Herzen, es loszuwerden. Für diesen Mann, der sich ganz sicher in einer Ausnahmesituation befand, empfinde ich keine Entschuldigung und auch kein Mitgefühl, so leid es mir tut. Seinen Eltern jedoch umso mehr, sind sie jetzt Doppelopfer geworden.
Es ist ein langer und etwas durcheinander laufender Beitrag geworden, für den ich mich entschuldige, aber ich hatte das Bedürfnis danach. Sollte sich jemand gestört fühlen, mag er mir dies bitte mitteilen.
Rita