Guten Abend Simone,
vielen Dank für Deine ausführliche Beschreibung. Gleich mal eins vorweg, ich teile Deine Einschätzung, daß eine Reduktion nicht sachdienlich ist. Sie hält die Sucht am Leben, erzeugt Frust und Gereiztheit und ist dann trotzdem nicht durchzuhalten. Und das erzeugt dann noch mehr Frust... Die Erfahrung habe ich auch gemacht. Bringt nichts, das sehe ich wie Du. Wenn wir schon ein Ziel haben wollen, kann es nur das sein, rauchfrei zu werden.
Und Du hast den Rauchstopp nicht vergeigt! Du bist mutig ausgestiegen, nur diesmal hat Dich der Weg halt noch nicht bis ans Ziel geführt, das ist alles. Man muß doch seinen Weg auch erstmal finden Simone, das hat nichts mit Vergeigen zu tun.
Jeder Aufhörer benötigt seine eigenen Rahmenbedingungen für einen gelungenen Ausstieg. Und so wie ich es sehe, hast Du dieses Mal die Erfahrung mitgenommen, daß die Rahmenbedingung "Ruhe bis zum Abwinken" für Dich nicht zielführend ist. Siehst Du das ist es was ich immer sage: Kein Ausstieg, auch wenn er nicht dauerhaft erfolgreich war, ist nutzlos. Er verschafft Dir eine Erfahrung. Und Deine scheint jetzt zu sein, daß Du gut beschäftigt besser gewappnet bist. Wenn Du sagst, Du hast Dich damit beschäftigt, Rauchfrei-Minuten zu zählen... das verschafft dem Rauchen natürlich schon viel Präsenz in Deinem Leben. Das mag für andere Aufhörer anders sein - aber Dein Weg scheint das nicht, wie wir jetzt wissen.
Du fragst nach meiner eigenen Erfahrung. Tatsächlich war es bei mir bei beiden erfolgreichen Entzügen so (schau, ich habe es auch mehrmals durchgezogen! Und ich bezeichne den ersten trotzdem als erfolgreich, weil ich hernach elf Jahre lang rauchfrei war), daß ich mitten in meinem jeweiligen Alltag ausgestiegen bin. Den ersten habe ich an einem Montag zu einer Stoßzeit in meinem damals ausgeübten Beruf begonnen, also durchaus im Alltag, sogar noch Alltag hoch zwei sozusagen, und das zweite Mal (wieder angefangen :roll: und auch aufgehört), als ich dann schon meine Kinder hatte, da gibt´s für die Mami ja sowieso kein Entrinnen. Also ja, ich habe keine Ruhe- oder Ausnahmephasen zum Aufhören genutzt - und ich denke sogar, bis zu einem gewissen Grad mit Absicht.
Ich könnte mir daher vorstellen, daß Dir die Ablenkung, die Beschäftigung mit etwas anderem als dem Nicht-Rauchen, durchaus hilfreich sein könnte. Warum den Ausstieg nicht so planen, daß das Leben mit anderen Inhalten gefüllt ist.
Und ich unterstütze auch Deinen Plan, erstmal zur Ruhe zu kommen, nicht unter dem Eindruck (und dem Druck) des zurückliegenden Ausstiegs wieder auszusteigen. Komm zu Dir, mach Deinen Frieden, reflektiere Deine Erfahrungen und ordne Dich. Mit etwas Abstand kannst Du dann sicher auch wieder optimistischer an Deinen Ausstieg rangehen.
Aber ja, bleibe gern bei uns. Erzähl uns, wie Du das Rauchen so erlebst, artikuliere, was Dich daran stört, ängstigt, für uns, für Dich. Vielleicht festigt das ja Deinen Entschluß, Deine Motivation zusätzlich. Ist vielleicht auch ein Schachzug. Überzeuge Dich davon, daß es anderen genauso geht wie Dir - aber auch davon, daß es machbar ist. Auch für langjährige Raucher mit bemerkenswerten Raucherkarrieren. Auch für Dich.
Für heute einen schönen Abend, weiterhin alles Gute, und würde mich freuen, weiterhin von Dir zu lesen. Mit vielen Grüßen
Lydia