Hallo Verena,
nee nee, blöd ist das überhaupt nicht, ein Gefühl wie "Liebeskummer" im Entzug zu verspüren. Tatsächlich geht es vielen Aufhörern so! Es ist ja auch durchaus vergleichbar: wie eine lange und sehr enge Beziehung, die da beendet wird. Jemand oder in dem Falle etwas, das in Dich in jeder Lebenslage begleitet hat, ist nicht mehr da. Ist doch klar, daß da erstmal sowas wie Verlust- oder Verlassenheitsgefühl auftritt. Das ist nicht blöd, sondern durchaus erklärbar.
Nur: Gesetzt den Fall, Du hättest eine Freundin, die Dir nicht nur das Geld aus der Tasche zieht, sondern Dir auch die Gesundheit nimmt, die Attraktivität (gelbe Zähne, gelbe Nägel, fahle Haut, seltsamer Geruch), Lebensqualität (Einschränkungen in der Leistungsfähigkeit, der Geruchs- und Geschmackswahrnehmung) und es dennoch schafft, daß Du ihr komplett hörig bist: Würdest Du nicht sagen, daß diese Dir eine denkbar schlechte Freundin ist? Wäre so eine Freundin Kummer wert? Und ich denke, ich kenne Deine Antwort.
Dein Kraftaufwand wird belohnt werden Verena. Es ist nicht leicht, sich über die Sucht hinwegzusetzen, aber sie wird auch schwächer. Es bleibt kein Kampf, es wird leichter und vergeht. Schau Dich doch hier um: Du triffst hier Aufhörer mit Tageszählern im oberen dreistelligen Bereicht oder noch höher. Denkst Du denn, das wäre zu schaffen, wenn es ein immerwährender Kampf bliebe? Nö - es wäre viel zu anstrengend. Laß Dir das doch Beweis sein, daß der Kampf aufhören wird.
Und auch daß Du im Moment einen Energieabfall spürst, ist nicht ungewöhnlich - diese Entzugserscheinung kenne ich aus eigener Erfahrung. Auch das ist erklärbar: Dein Körper entgiftet, die Körperfunktionen fangen an, sich umzustellen und zu regenerieren, vom psychischen Entzug mal ganz abgesehen - das ist schon Schwerstarbeit für Körper und Geist. Ist doch klar, daß das ein wenig schlaucht. Aber gesteh Dir das doch zu: Du leistest schließlich was dafür, es ist für eine gute Sache und auch das bleibt nicht so. Gönne Dir doch die nächsten Wochen etwas mehr Ruhe, falls möglich, Pausen, Auszeiten - und ganz wichtig, eine kleine Belohnung dann und wann. Es hilft, die Motivation zu erhalten und tut einfach gut. Na und nach der ersten bereits geschafften Woche ist doch das verdient, meinst Du nicht auch? Gönne Dir was.
Du bist gewiß nicht allein mit Deinen Wahrnehmungen. Viele Aufhörer kennen das. Komm her und tausch Dich aus, laß Dich bei Schmachtern auffangen, gemeinsam geht es einfach besser. Weiterhin viel Erfolg wünscht Dir
Lydia