Morgen Gabriele,
mache gerade einen kleinen Morgenspaziergang hier durch und dabei habe ich Deine schöne Schnapszahl entdeckt: die letzte vor der Blumenwiese, unserem Meilenstein bei 50 Tagen. Kannst Du den Duft schon riechen? Meinen Glückwunsch zu Deinem Erfolg bis hierher! Sag mal gönnst Du Dir auch mal eine Belohnung für Deinen schönen Erfolg? Denke ruhig daran, Deine eigene Leistung auch zu honorieren, das ist hochverdient und auch hilfreich, da motivierend und gut für die Stimmung.
Du mach Dir bitte keine Gedanken, daß Deine Kollegin ihre Rauchfreiheit anders erlebt als Du. Weißt Du, jeder Ausstieg verläuft anders, und jeder Aufhörer erlebt ihn anders. Es kann schon sein, daß Deine Kollegin anders da herangeht als Du, daß sie die Anwesenheit von Rauchern nicht (oder nicht mehr) stört oder daß sie diese bewußt als Lern- und Abhärtungsmaßnahme eingesetzt hat. Und das ist eben wie es ausschaut nicht Dein Weg, also scheue Dich auch nicht, ehrlich zu sagen, daß Du Dich (eventuell momentan noch, das kann sich auch ändern) dem Rauch nicht aussetzen willst. Es ist nun mal eben Dein Weg, und es ist richtig daß Du ihn gehst. Und nicht den Deiner Kollegin.
Ebensowenig brauchst Du Dich an den langen Gesichtern der Kollegen stören. Diejenigen, die nicht rauchen oder keinen Ausstieg planen, können meiner Meinung nach nicht ganz nachvollziehen, was Du gerade großartiges leistest (denn jeder Ausstieg ist eine großartige Leistung, mal so gesagt!), und diejenigen, die vielleicht auch gern aufhören würden, könnte das Gewissen plagen. Sowieso kann keiner fühlen, was Du fühlst. Aber all das soll nicht Deine Sorge sein, Du ziehst den Ausstieg für Dich durch, es ist Dein Projekt, und Du kannst stolz darauf sein. Rechtfertigungen sind da absolut nicht nötig.
Konfliktbewältigung ist für ganz viele Aufhörer so eine Schwierigkeit, da war ich auch wacklig. Wir haben ja bei Problemen immer geraucht und das steckt tief in uns fest. Doch ebenso wie Nichtraucher ihre Probleme lösen können, können wir das auch rauchfrei - auch Du: es erfordert nur ein wenig Umdenken und Übung. Wir wäre denn folgende Herangehensweise: Wenn der Konflikt droht, erst einmal das Zimmer verlassen, Tapetenwechsel. Dann eine Atemübung durchführen, die beruhigt und Dich herunterbringt. Dann ziehst Du von mir aus einen auf Zigarettenlänge gekürzten Trinkhalm aus der Tasche und "rauchst" durch ihn Luft. Und derweil überlegst Du Dir eine Sofortmaßnahme (zum Beispiel ansprechen der Problems in sachlich-friedfertigem Ton, gemeinsames Brainstorming, Anrufen des Reparaturdienstest, des Arztes oder wie das Problem eben gelagert ist). Und ich bin sicher, das wirst Du über kurz oder lang auch ohne den Trinkhalm schaffen.
Weißt Du Gabriele, du bist mit 44 Tagen wirklich schon supergut aufgestellt! Aber bitte vergiß nicht ganz, wie lange wir vorher alle geraucht haben (wie lange war es bei Dir?), wie fest die Verhaltensmuster im Zusammenhang damit (und das sind ja fast alle) in uns wurzeln. Daß da ein wenig Zeit benötigt wird, und diese alle aus den Knochen zu tilgen, ist doch ganz klar. Du machst das wirklich gut, also geh mit Geduld Deinen Weg weiter. Komm jederzeit gerne wieder her zum Austausch. Bis dahin wünsche ich Dir weiterhin Power und Optimismus! Viele Grüße sende Dir
Lydia