Liebe Mel,
ich möchte Dich auch bitten, Deinen Ausrutscher jetzt nicht zu schwer zu nehmen. Bitte denke erstmal nicht mehr drüber nach, das machen wir später nochmal.
Nun versuche doch erstmal durchzuatmen und Deinen emotionalen Streß zu beleuchten, wenn er noch da ist. Welche Möglichkeiten hast Du, so ganz nüchtern betrachtet, um ihn zu lindern? Was kannst Du tun, damit es Dir besser geht? Ich weiß ja nicht, um was es geht, aber je nachdem, könntest Du ärztlichen Beistand brauchen? Oder reden mit Freund oder einer Freundin? Aktivitäten runterfahren? Dir Beistand beim Betriebsrat holen? Siehst Du, es gibt immer irgendwas, das man notfallmäßig tun kann, Du brauchst mit nichts allein bleiben und auch nichts tolerieren, ohne zumindest dagegen aktiv zu werden. Du bist dem Streß und der Zigarette nicht ausgeliefert. Bist nicht hilflos.
So, und dann kannst Du Deinen Ausrutscher nochmal reflektieren. Wenn ich es richtig herauslese, war es nur eine Zigarette? Die beendet Deinen Ausstieg nicht. Du kannst jetzt nahtlos weiter aufhören. Denn siehst Du, stolpern kann jeder mal, deswegen brauchst Du Dich nicht schlecht oder überfordert fühlen. Das passiert! Nimm es nicht so schwer. Du kannst weitermachen mit dem Ausstieg und es trotzdem schaffen. Diese Erfahrung hat Dir dazu verholfen, Dir eine Ersatzstrategie zu überlegen: Um das geht´s im Ausstieg. Änderungen vornehmen, Alternativen überlegen. Daher nimm den Ausrutscher als Anlaß, Dir etwas auszusuchen, das Du tun kannst, anstatt zu rauchen. Hast Du zum Beispiel einen Relaxball? Den kann man ganz fest knietschen unter Streß, das kann entspannend wirken. Oder immer erstmal eine beruhigende Atemübung machen: atme mal fünf Sekunden lang durch die Nase in den Bauch ein, sodaß er rund wird. Dann halte die Luft für fünf Sekunden an, und blase anschließend etwa acht Sekunden lang durch die Lippen leicht aus, als würdest Du vorsichtig eine Kerze ausblasen. Das wirkt entschleunigend und beruhigend - im Selbstversuch mehrfach erprobt. Vom Luftrauchen durch einen auf Zigarettenlänge gekürzten Strohhalm bin ich auch ein ganz großer Fan. Schnür Dir Dein persönliches survival kit, was Dir guttut.
Und ganz wichtig, belohne und verwöhne Dich derzeit. Gerade wenn Du die ersten Tage als besonders anstrengend erlebst (und das tun viele Aufhörer, damit bist Du nicht allein), dann tu Dir viel Gutes und Ausgleichendes. Und richtig, unter Druck setzen solltest Du Dich auf keinen Fall. Denn was haben wir unter Druck immer gemacht? Na genau, geraucht. Also versuche doch mal, Druck nicht aufkommen zu lassen, denn er triggert Rauchverlangen. Denke doch vielleicht mal nicht in Richtung "ich darf nicht rauchen" oder "ich muß aufhören", sondern eher mal in Richtung "ich muß nicht mehr rauchen, könnte zwar, aber dann ärger ich mich bloß." Nimm mal den Druck raus, Du mußt nicht aufhören, Du willst. Du willst Deine Selbstbestimmung zurück. Müssen mußt Du gar nix. Hilft Dir diese Denkweise vielleicht?
Geh den Weg so gelassen wie möglich weiter Mel. Du wirst das schaffen! Viele liebe Grüße sendet Dir
Lydia