27.04.2018
10:04 Uhr
Hallo Hakl,
ich möchte Dir vor allem eins ausreden: Die Enttäuschung über den Rückfall. Genau dasselbe ist mir nämlich auch passiert. Und so vielen anderen.
Ich habe mit Anfang 30 aufgehört. War ganz einfach, von einem Tag auf den anderen und von Unmengen auf Null (meine Höchstleistung war, mir eines abends um 11 die vierte Schachtel aufzumachen). Und das ganze hat elf lange Jahre vorgehalten. Möglicherweise war es die Komplikationslosigkeit der Entwöhnung, die den Rückfalll begünstigte, da ich wohl das Gefühl hatte, aufhören wäre ja einfach und das könne ich ja dann wieder tun. Das ist eine Finte der Sucht. Wir haben uns nicht mit ihr auseinandersetzen müssen, sondern einfach aufgehört. Und allein damit hatte sie uns gleich wieder. Da mußt Du nicht von Dir enttäuscht sein, das ist nicht Deine Schuld oder Dummheit, wie Du sagst, sondern der absolut fiese Charakter der Sucht. Vielleicht haben wir diese Entwicklung gebraucht, um jetzt dauerhaft rauchfrei zu werden und zu bleiben. Bitte mach Deinen Frieden damit und schau nach vorne, in Ordnung?
Daß es nun nicht gleich direkt wieder mit dem Aufhören klappt, braucht Dir auch keine Sorgen zu bereiten. Deine erste Entwöhnung war easy, da muß man doch erstmal lernen, mit diesen Schmachtattacken klarzukommen! Man ist doch völlig erschrocken, daß die so heftig sein können, das muß man doch erstmal erfahren. Ging mir ebenso, ich dachte, "hörste halt einfach mal wieder auf" und merkte dann aber "oh! Geht wohl doch nicht so einfach!!!". Dann habe ich erstmal rumgeeiert mit Reduzieren und damit, mich selbst anzulügen: Da bist Du ja schon einen Schritt weiter, Du schaust den Tatsachen ins Gesicht: Du weißt schon von selber, Du bist süchtig, willst aufhören, und es ist nicht immer einfach.
Aber Hakl: es geht. Meine Vorredner haben Dir schon Supertipps gegeben; was Nikotinersatz angeht, hast Du da schon Tipps aus erfahrenen Quellen bekommen. Das Startset finde ich auch super. Bei absolut hartnäckigen Verlangensattacken kannst Du durchaus einiges tun. Ein Glas Wasser in kleinen Schlückchen trinken. Dich bewegen (es gab mal einen Aufhörer, der bei jedem Schmachtanfall Liegestützen gemacht hat). Man kann Schmacht auch "wegatmen". Oder Du schneidest Dir einen Trinkhalm auf Zigarettenlänge und "rauchst" im Schmachtfall durch ihn Luft. Es ist ein kleiner Workaround, der die Sucht schon allein durch den physischen Vorgang etwas besänftigt. (Und auch nicht blöder, als an einem übelriechenden Giftröllchen zu ziehen, denkst Du nicht?) . Auch bei jeder Schmachtattacke ein Stück Rohkost ist möglich. Schau mal, hier gebe ich Dir mal noch ein paar Textquellen mit ein paar Ideen, wenn Du Zeit und Lust hast:
http://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/tipps-fuer-ihren-rauchstopp/tipps-bei-verlangensattacken/
http://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/tipps-fuer-ihren-rauchstopp/hilfe-bei-entzugserscheinungen/
Die Tipps bei Entzugserscheinungen kann man ja auch prima bei Schmachtern einsetzen. Und was immer geht: Lies und schreibe hier, wenn Du magst. Schreib Dir den Frust und die Schmacht von der Seele und laß Dich unterstützen. Damit bist Du ja auch schon beschäftigt, bist nicht allein und bekommst sicher noch einigen Input.
Nicht verzagen Hakl. So mancher Ausstieg hier war schon heikel (meiner auch!), aber es ist machbar. Und Du schaffst es wieder. Viele Grüße sendet Dir
Lydia