Eine neue bescheuerte Situation
Ich war einkaufen und parkte auf auf dem äußerst rechten Behindertenparkplatz, was ich nicht gerne mache, da die Gefahr, dort derart zugeparkt zu werden, verhältnismäßig riesig ist. Selbst, wenn auf dem äußerst linken einer berechtigterweise parkt, komme ich mitunter mit Rolli schlecht auf der Fahrerseite rein, weil ich die Türe in Gänze aufbekommen muss, will ich einsteigen und den Rollstuhl auf dem Beifahrersitz verstauen. Dort neben kann keiner mehr parken, deshalb wäre mir der am liebsten, aber seit ca. 2 Wochen ist es im Rewe, der bei uns in einem kleinen Einkaufscenter liegt, derartig voll, als wäre übermorgen Weihnachten, sodass kaum eine Auswahl an Behindertenparkplätzen besteht.
Natürlich wurde ich zugeparkt.
D.h. ich wartete und Warten ist ein mit Zigarette verbundener Zustand, die mir nun nicht zur Verfügung stand. Nach einer Weile, Korb bereits im Kofferraum verstaut, denn an den kam ich ja dran, wünschte ich, zu rauchen. Nach einer längeren Weile, ich wurde immer wütender, erwog ich, Zigaretten zu kaufen.
Ich muss erklären, dass ich immer wütend werde, wenn mir so was passiert, also ca. 1 x wöchentlich, meistens freitags. Aber heute wurde ich noch wütender. Mit analytischem Interesse im Nachhinein betrachtet war mir durchaus bewusst, dass die potenzierte Wut etwas mit Entzugserscheinungen zu tun hat, aber das hilft ja nur bedingt.
Als der Verursacher meiner Zeitverschwendung nach endlos langer Zeit (ca. 15 Minuten) an seinem Fahrzeug erschien, musste ich zunächst ja mal nur böse gucken. Dabei belasse ich es sonst auch. So nicht heute. Ich hielt ihm einen längeren Vortrag darüber, dass er erstens widerrechtlich auf einem Behindertenparkplatz steht und dann auch noch derartig eng, dass nicht einmal eine zu Fuß gehende Magersüchtige in meinem Auto, das berechtigt auf dem Behindertenparkplatz daneben steht, einsteigen könnte. Und er möge doch mal bitte einen Blick auf mein Seitenfenster werfen, an dem sich ein kleines Schildchen mit einem Rollstuhlpiktogramm befände, nebst der Aufforderung BITTE Abstand zu halten.
Rechtfertigend erwähnte der Mann, dass er nur kurz weg war. Kurz ist eine relative Zeitangabe, erkläre ich genervt. Wenn er über meine Zeit verfügen würde, ist das in letzter Konsequenz Respektlosigkeit und genau genommen wenn nicht Freiheitsberaubung, dann zumindest Nötigung. Er behauptet daraufhin, dass das kein Auto wäre, das ein Behinderter fährt.
Ich schreie: "Das sehen sie doch!"
Er sagt, das hätte er nicht gedacht.
Ich frage ziemlich laut, wie denn seiner Meinung nach ein Auto aussehen darf, das von rollstuhlfahrenden Behinderten gefahren wird und fordere ihn auf, über seine Vorurteile nachzudenken. Desweiteren, gifte ich, wüsste ich nicht, wie viel Hinweisschilder ich an meinem Fahrzeug noch anbringen müsste. Ein rechtlich korrekter blauer Parkausweis, das Piktogramm und bei genauem Hinsehen ein kompliziertes Handgassystem.
Er steigt in sein Auto und braust davon. Ich habe garantiert Bluthochdruck und lechze nach einer Zigarette.
Ich widerstehe.
Rückwirkend stellt sich mir die Frage, wer ich in dieser Situation war:
War ich, wie ich immer wäre, wenn ich Nichtraucher wäre. Also ohne Entzug?
Oder war ich wegen des Schmachts so unverhältnismäßig?
Und was heißt überhaupt UNVERHÄLTNISMÄßIG in diesem Zusammenhang?
Da mir das andauernd passiert und ich normalerweise nur giftig dreinsehe, wenn der jeweilige Fahrer zu seinem Auto kommt, könnte es sein, dass mir jetzt einfach nur der Kragen geplatzt ist, weil ich wartend keine Zigarette geraucht habe.
Aber auf der anderen Seite, habe ich gesagt, was ich sonst nur denke. Die Wut, auch in der Form ist ja immer da.
Vielleicht ist es ja gesünder, was heute passiert ist.
LG
Billa