Hallo ihr lieben "Kampfgenossen",
da ich auf eure Hilfe und Unterstützung hoffe, stelle ich mich erstmal bei euch vor. Ich habe 34 Jahre geraucht und es in der ganzen Zeit NIE geschafft mal länger als 1-2 Tage aufzuhören. Sogar in der Schwangerschaft hab ich es nicht ganz lassen können - eine oder zwei konnte ich mir nicht verkneifen, was ich natürlich unfassbar schrecklich und armselig fand. Kaum war meine Tochter dann auf der Welt (ich habe nicht gestillt), hab ich dann auch sofort wieder richtig angefangen. Ich war ja den ganzen Tag zu Hause, hatte Stress mit dem Baby und die Zigarette war mal wieder mein Anker, mein Freund und Halt...
Sooo irre viele Zigaretten waren es dann zwar zumindest in den letzten Jahren nicht - ca. 12 - 15 - aber ich musste mir schon morgens die erste in den Hals stecken. KIPPE war der erste Gedanke am Morgen und je süchtiger ich mich gefühlt habe, umso mehr hab ich mich vor mir selbst, meiner Tochter (inzwischen 12 Jahre) und meinem Mann (selbst Raucher, aber nur abends) geschämt. Wie wohl jeder Raucher wollte ich natürlich auch aufhören, aber logischerweise erst später, wenn dann der richtige Zeitpunkt da ist, wenn erst dies oder jenes erledigt und abgeschlossen ist, wenn, wenn, wenn... Aufschiebe- und Verzögerungstaktik also... Aber beschäftigt hat mich das Thema schon immer mehr. Ich hatte auch in den letzten Monaten zwei Hypnosen, die ich aber auch nicht genutzt habe, um WIRKLICH aufzuhören. Da das Rauchverlangen trotzdem noch da war und ich mich nicht einfach plötzlich gefühlt habe, als hätte ich nie geraucht, hab ich einfach weiter gemacht. Der Rauchstop sollte zwar erfolgen, aber bitteschön nicht mit blöden Entzugserscheinungen und schlechter Laune. So hatte ich das schließlich nicht gebucht :wink: Außerdem war der Zeitpunkt ja auch wieder gaaaanz schlecht. Ich hab mich grade selbstständig gemacht, arbeite viel, hab viel Stress, da hab ich doch wenigstens meine Belohnungszigaretten verdient. Und noch mehr Veränderung kann ich grade auch nicht gebrauchen, da leb ich doch lieber mit der ständigen Angst vor Raucherkrankheiten... Um Ausreden und noch mehr Verzögerung ist man ja schließlich nie verlegen. Armselig, zum Kotzen, aber vermutlich kennt ihr das?!
Dann kam am 18. Januar 2019 der Tag, an dem einfach KEINE Ausrede mehr zählte. Eine meiner besten Freundinnen (49 Jahre), von der ich länger nichts gehört hatte, rief mich an und erzählte mir: "Bei mir haben sie vor acht Wochen Lungenkrebs diagnostiziert. Es ist alles ein absoluter Alptraum zwischen Chemo und Bestrahlung. Ich darf noch nicht sterben, meine Tochter (17) braucht mich doch..." Bei diesem Telefonat habe ich meine letzte Zigarette geraucht.
Wenn ich wieder mal gehört habe, dass dieser oder jener Schauspieler Lungenkrebs hat, habe ich mich immer damit beruhigt, "ach, der hat bestimmt viel mehr geraucht und wahrscheinlich war er auch Asbest o.ä. ausgesetzt"... Das ist was ganz anderes... IST ES NICHT! Das Rauchverhalten meiner Freundin kann ich beurteilen und sie hat es erwischt. Die Gefahren des Rauchens sind - so gern ich es mir eingeredet habe - eben nicht nur von den Medien hochstilisiert. Menschen sterben an dieser beschissenen Seuche. Einen mieseren "Retter", einen "falscheren" Freund und einen "hinterlistigeren" Tröster kann es also nicht geben! Was für ein Psychogift, Gedankenverdreher und Verstandräuber Zigaretten zudem sind, sehe ich an meiner Freundin: Sie ist ein intelligenter, gebildeter Mensch mit einer tollen Familie. Weil sie aber jetzt so viel Angst hat und gestresst ist, raucht sie weiter! Wie krank macht diese Droge unseren Verstand, wenn wir uns noch hilfesuchend an sie schmiegen, derweil sie uns schon die Luft abdreht?
Ich bin heute den 11. Tag rauchfrei und weiß: Nie wieder eine Kippe anzupacken, ist ABSOLUT alternativlos! Trotzdem bin ich irre nervös; mir wird meistens schlecht, wenn ich was esse; manchmal überfällt mich der Glaube, dass das Leben ohne Zigaretten nie wieder richtig Spaß machen wird; oft habe ich Angst, dass die Schmacht-Attacken nie besser werden und ich mein Leben damit verbringen werde, Verlust zu fühlen.
Man, ist das alles schlimm! Was für eine Seuche der Menschheit!!! Danke, dass ihr hier seid und ich mir alles von der Seele schreiben durfte. Für jegliche Unterstützung bin ich von Herzen dankbar. Heute ist ein ganz, ganz schlimmer Tag: Heule still vor mich hin, kann mich nicht konzentrieren, fühl mich komplett elend und hoffnungslos...
Liebe Grüße
das hoffentlich wirklich irgendwann "freie Mädchen"