N2un denn, dann will ich auch einmal meine Geschichte erzählen.
Ich habe es am 3.10. gelassen - und nie ernsthaft zurückgeblickt. Aber der Weg dorthin war ein langer…
Weil ich froh bin, dass ich aus diesem Hamsterrad draussen bin, dass ich meinen Tag nicht mehr um die Zigaretten herum organisiere, dass ich nicht mehr planen muss, wie lange die Schachtel reicht, wann ich raus kann eine rauchen, dass ich vor meinen Kindern nicht mehr heimlich tun muss und so vieles mehr - darum will ich hier eine Übersicht bieten, wie es bei mir lief. Eventuell erkennt sich der eine oder andere wieder oder kann für sich etwas Hilfreiches rausziehen…
Meine Historie ist folgende:
Ich habe nicht in der Jungend begonnen wie so viele, sondern erst während dem Zivildienst - schön blöd. Freiheit und so, echte Gründe gibt es keine.
Erst war ich Partyraucher, dann kam die Langeweile-Raucherei im Zivi-Nachtdienst dazu und dann habe ich einfach immer weiter geraucht.
Studium, Praktika, Diplomarbeit, „echtes“ Arbeiten, auch dann als die Kinder unterwegs waren und meine Frau aufhörte zu rauchen - ich hab ab ca. 2001 eigentlich immer geraucht.
Letztendlich wurden es über die kommenden 18 Jahre dann circa 1 Schachtel am Tag, unter Stress oder beim Feiern auch mal mehr.
Und ich war einer von denen, die gerne geraucht haben.
„Gerne rauchen“ klingt ja auch viel kontrollierter und freiwilliger als „Süchtiger“.
Man weiß ja, dass es ungesund ist - man macht aus diesem Wissen aber nichts. Ich jedenfalls lange genug nicht. Ich hab’s verdrängt, ignoriert, aufgeschoben.
Außerdem habe ich meine gesamte Raucherkarriere hindurch intensiv Sport getrieben, bis hin zu Marathons und längerem - und keine Einschränkungen gemerkt. Klar, ohne Rauchen hätte ich vielleicht besser sein können, aber man macht’s ja eh nur zum Spaß, also geht es auch so.
Aufhören wollte ich trotzdem immer wieder:
„Nach der Abgabe der Diplomarbeit hör ich auf. OK, nach der Note. OK, nach der Feier.“
„Ah, das Projekt wird stressig, da macht’s kein Sinn, jetzt aufzuhören. Aber danach!“
„Ach, im Sommer, im Urlaub, da ist so ne Kippe der Inbegriff der Freiheit. Aber danach!“
„An Silvester/Geburtstag/Hochzeitstag/TerminFreierWahlEinsetzen lass ich’s dann endgültig.“
…hat immer super funktioniert. Für durchschnittlich 24 Stunden halt nur.
Immerhin hatte ich nie vor den Kindern geraucht, und nie im Haus. Dafür ging ich halt übertrieben oft mit dem Hund Gassi oder hab den Müll toootal freiwillig rausgebracht oder überraschend oft etwas im Auto vergessen oder voll gerne auf dem Balkon vom Büro telefoniert, natürlich nur um die anderen nicht mit meinem Gespräch zu belästigen. Ich musste auch untypisch oft aufs Klo, wenn ich lange Autofahrten zu absolvieren hatte. Und die liebste Zigarette von allen war die „Gipfelzigarette“ auf dem Berg.
Letztendlich war ein Flyer im Warteraum meines Hausarztes der Auslöser für meinen Rauchstopp.
Rauchfrei durch Hypnose.
Mhmmm, so ein Blödsinn. Mal wieder was um Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Mit diesem Gedanken machte ich mich auf die Suche nach anderen Lösungen zur Raucherentwöhnung und fand das Seminar, das die Gebietskrankenkasse hier anbietet.
Hypnose kommt nicht in Frage, weil ich weiß, dass etwas an das ich von vornherein nicht glaube, nichts bringen wird bei mir.
Das 6 wöchige Seminar mit psychologischer Begleitung und Therapeuten in Gruppensitzungen war da deutlich stimmiger für mich und ich meldete mich an. Termin 1-3 war vorbereitend, nach dem 3. wäre (spätestens) für alle Schluss, die 3 Folgetermine sind zur Stabilisierung und gegenseitiger Unterstützung.
Noch vor dem dritten Termin und somit dem „offiziellen gemeinschaftlichen“ Stopp hat’s mir am 3.10. Abends gereicht.
Schachtel leer, letzte um 21.00 geraucht, keine neue mehr gekauft, Feuerzeuge aus Jacken und Hosen, alles was nach Rauch stinkt in die Waschmaschine geschmissen.
Jetzt sinds fast 11 Wochen seit der letzten, über 7 Stangen, die ich nicht geraucht habe. Und es wird mit jedem Tag leichter, besser, freier.
Ich hatte zur Vorbereitung die erste Woche ein Rauchprotokoll geführt, dass u a auch abfragt, ob die Zigarette nötig war, Genuss war usw - und ehrlicherweise war es keine einzige: es ist Sucht, es ist Ritual, es ist gelernt, es ist bescheuert. Ich hatte keinerlei Lebensqualität oder Entspannung gewonnen dadurch. Es ist eine Fremdbestimmung, die ich sonst in keiner Lebenssituation je hatte. Nie wieder - hoffentlich. Ich bin unglaublich froh, dass ich’s los habe und kann’s jedem dem aufhören will nur empfehlen, es zu tun - es klappt irgendwann - und es ist es wert!
Fragen? Gerne.