Hallo zusammen :)
Mein Name ist Sabine, bin knapp über 50, und neu hier. Ich bin ..... nach dem gefühlten 1 Millionsten Anlauf... seit Freitag rauchfrei.
Gerade sitzen in meinem Kopf ein paar lila-vernebelte-Männchen, gemütlich in einer Bar an einem Tisch, schunkeln einhängt und singen lauthals: Bine komm schon und mach mit, zünd dir eine an, das wär der Hit! .... :bang:
Grins, das ist jetzt echt eine Momentaufnahme, man.... Also etwas zu mir, und ich darf hier meinen Gedanken freien Lauf lassen. Habe nicht alles hier gelesen, mich drängt es selbst zu schreiben, muss es loswerden... Ihr kennt das vielleicht selber?.... Man möge es mir nachsehen .... :rose:
Habe mit 32 Jahren erst zu rauchen begonnen. Jaja, schmunzel, ich weiss: doof um es gelinde auszudrücken. Zu dem Zeitpunkt war es nicht doof *nachdenke* War gerade in Trennung vom Exmann, neue Stadt, neue Wohnung, und hatte wieder mal einen Anruf vom Ex, welcher mich extrem bedrängte, zurückzukehren. Ich hatte 7 Jahre gebraucht, mich von ihm loszueisen (das hatte so seine Gründe), und jetzt wurde er sehr lästig. Ich habe aufgelegt, und saß am Balkon einer Freundin. Meine Arme lagen auf meinen Oberschenkel, und die Oberschenkel zittern so stark, dass sie fast flogen - fertig mit den Nerven.... Meine Freundin drückte die Oberschenkel runter, sodass die Fusssohlen wieder den Boden berühren konnten. Vergeblich. Ich war nicht ansprechbar. Sie schob mir eine Kippe zwischen den Lippen und flüsterte: Zieh an, und konzentriere dich auf die Glut! .....
Tja was soll ich sagen? Mit 15 hatte ich vorerst meine erste und letzte Zigarette geraucht, und sie schmeckte mir... Nun saß ich da am Balkon und paffte. Die meisten können sich vorstellen was jetzt kam: es dauerte nicht lange, und ich habe inhaliert. Und angefangen, so gewisse Dinge zu zelebrieren: Nach dem ersten Schluck Frühstückskaffee; Zigarette nach dem Essen; ins Auto setzen - angurten - eine anzünden; von irgendetwas/irgendwem angenervt sein: eine anzünden; eine komplizierte neue Situation die es zu lösen gilt: eine anzünden, etc.etc.etc.
Und dann kam der Tag X im Jahr 2018... Ende 17 ist mein Vater verstorben, und ich bin die einzige Tochter. Kümmere mich um Mama, die selbst daran zu schaffen hatte, nach fast 50 Jahren Ehe, wieder alleine zurecht zu kommen. Es war - neben meinen stressigen Job - ebenfalls stressig, weil sie nicht gerade bei mir ums Hauseck wohnt. Es war Sonntag und ich saß mal wieder ausgepowert, am Sofa, da spürte ich leichte Vibrationen in der Brust. Ich lümmelte auf den Kissen, richtete mich daher auf, aber die Vibrationen waren immer noch da. Ok, ich würde jetzt mal eine rauchen, das beobachten und wenns nicht besser sein würde, am nächsten Tag mal den Hausarzt fragen. Es war nicht besser, es war ärger, keine Schmerzen oder sonst was, nur die Vibrationen stärker und länger. Also zum Doc. Der meinte wir machen jetzt mal ein EKG, und dann schauen wir mal gechillt um einen Termin beim Internisten, der genauer nachschaut. .... Das EKG ratterte, die Ordinationsschwester riss die Blätter für den Doc ab. Der kam zu mir, und sagte: Nix Termin beim Internisten, ich hol jetzt die Rettung. Shit und WTF soll das???!! Bitte eine Zigarette, bitte!!! ... Das war also meine erste Fahrt im Rettungswagen, und ich bekam im Hirn immer noch nicht mit, was los war. Die Werte wären abnormal und gehörten gecheckt, das kann nur die Kardiologie in der Klinik. Mann war ich gestresst, und ich hatte nicht mal die Möglichkeit zu rauchen, verdammt!
Ich durfte nicht gehen, und wurde im Rollstuhl gefahren - muss ein eigenartiges Bild abgeben haben: Sonnenbrille am Kopf, Lederjacke an, und die Tasche auf den Knien... War dort überall die Nummer 1, obwohl massenweise die Leute auf die Untersuchungen in der Amulanz warteten. Oh Gott war mir das peinlich - bitte eine Zigarette! - Ich schaute, wo ich mich hinstellen könnte, aber der Ausgang war zu weit entfernt, und ich stand als erste vor der Tür, was ist, wenn die jetzt und jetzt mich reinholen? .... Das Krasse hier war: ich wurde untersucht, ob etwas lebensgefährliches vorlagt - wie z.B. ein kommender Herzinfarkt - und ich machte mir ausschließlich Gedanken darum, wie ich zu meiner Zigarette komme - nein zwei Zigaretten, weil eine langt nicht! ... sorry, aber das ist doch wirklich krank!
Ok, die ersten Untersuchungen waren abgeschlossen, nichts lebensgefährliches, also der Entscheid: Aufnahme in die Kardiologie, 1 Tag vorerst fix an Geräten zur Beobachtung, und dann sieht man weiter. Fein!:| ... Und dann, dann wars soweit. .... Du liegst da, x-Kabel von dir weg, sobald du dich etwas mehr rührst, piepst es,.... kein Fernseher, kein Internetempfang fürs Handy, kein Radio. Keine Zigaretten. Nur du, Kabel, und 4 Wände. Und du bist gezwungen, dich mit dir selbst auseinander zu setzen. Du bist alleine mir dir und deinen Gedanken.
Diagnose: Rhythmusstörungen, bleibende. Vorerst. Und der Arzt: was können Sie ändern? Geflasht, unfähig, zu denken, zuckte ich mit den Schultern. Er meinte: hören Sie sofort auf zu rauchen, das ist das erste! (Thema Bluthochdruck, Arterienverkalkung etc.) Hören Sie auf? Ich nickte. Er: Wann? WANN? Ich: Jetzt!!
Fast eine Woche war ich zur Beobachtung, und es kam was kommen musste: die lila Teufelchen. Und ich bildete mir doch glatt ein, ich könnte meinen Nikotikentzug selbst checken, indem ich nur drei Zigaretten am Tag rauche, dann jeden zweiten Tag 1 weniger, bis das ich fertig war, haha, der war gut ..... Ich hatte nebenbei noch etwas anderes vergessen: dass es mir schmeckt!
Seitdem habe ich es mehrmals probiert - und das ist der richtige Ausdruck. Probiert - aber nicht geMACHT! Die Macht fehlte - auch wenn es Anstrengung kostet - sie gegen die lila Wesen aufzubringen. Ihr fragt euch, warum ich jetzt echt etwas mache? Antwort: zwei Implantate. .... Es ist unbestritten, dass man weniger Probleme hat, wenn nicht geraucht wird. Und das ist die Gelegenheit, fix auf den Zug aufzuspringen. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Ich weiss, dass ich nie wieder hingreifen darf. Dann bin ich verkauft. Ich hasse es, so abhängig zu sein. So nervös zu sein, wenn am Wochenende nur mehr 2 Stück in der Packung sind... ich hasse dieses Verlangen, welches mich anscheinend in die Knie zwingt. Ich habe einiges durch - das oben ist nur 1 % - und ich bin überzeugt, ihr habt ebenso vieles anderes geschafft. Und wir lassen und in die Knie zwingen, von etwas Kraut mit Gift von Papier umhüllt? Was wiegt das scheiß-kleine Ding? ..... Diese paar Tage habe ich mich wirklich gefragt, wieviele Leute jetzt aufhören zu rauchen. Ob ich alleine bin? Ob man alleine leidet? Die Gedanken.... die quälend sein können ... ist man alleine?
NEIN - WIR SIND HIER NICHT ALLEINE! JETZT HABEN WIR ALLE MIT DEM GLEICHEN ZU SCHAFFEN - in der Minute - in der Sekunde! Es ist schön, Euch gefunden zu haben - irgendwie ist es doch auch so, dass wir uns hier selbst therapieren. ;)
Alles Liebe und Gute für Euch, und denkt an das Gefühl, dass ihr habt, wenn die "Verlangenswelle" überstanden ist .... es ist doch eine geile Sache; nicht??!!!! ;)