24.08.2021
21:44 Uhr
Hallo GoeSchwa,
vielen Dank für deine PN. Gerne ziehe ich meinen Kommentar aus dem August-Zug hier in dein Wohnzimmer rüber:
[quote="SmoSa"]
Ich glaube, dass ich als Raucherin verlernt hatte, normal mit meinen Bedürfnissen und Emotionen umzugehen. Immer, wenn ich eine gewisse Leere empfand ... oder verunsichert war ... oder für ein Problem keine Lösung parat hatte ... oder mich gestresst fühlte ... habe ich erst einmal eine geraucht. Ohne darüber nachzudenken, dass ich damit eigentlich nur meine Sinne betäube ... meine Probleme und Gefühle (Ängste, Sehnsüchte, Unsicherheit, Hilflosigkeit etc.) in Rauchschwaden hülle, statt etwas daran zu ändern. "Ziggi" war für mich eine "Seelentrösterin". Mir war zwar immer klar, dass eine Zigarette keine Probleme löst, aber ich bildete mir einfach ein, dass Probleme und negative Gefühle rauchend viel leichter zu ertragen wären.
Nach dem Rauchstopp sah ich mich mit einer ganzen Menge von unvernebelten Gefühlen und Problemen konfrontiert. Ich musste lernen, diese Gefühle anzunehmen und meine Probleme anzugehen. Das war anfangs nicht einfach, aber es hat sich gelohnt. Die Nichtmehrraucher-Reise hat mein Selbstwertgefühl gestärkt. Sie hat mich erkennen lassen, was wichtig ist im Leben und was nicht. Sie hat dafür gesorgt, dass ich wieder achtsamer mit mir selbst umgehe. Sie hat bewirkt, dass ich wieder mit mir und der Welt im Reinen bin. Und sie hat mich gelehrt, dankbar zu sein. Ich habe erkannt, dass es in meinem Leben - trotz mancher Widrigkeiten - sehr viele Dinge gibt, für die ich dankbar bin. Und auf meiner Dankbarkeits-Liste findet sich auch dies:
[b]Ich bin dankbar, dass ich nicht mehr rauchen muss![/b][/quote]
Dein Wohnzimmer als eine Art Tagebuch zu nutzen, ist eine gute Idee - es kann sehr hilfreich sein, seine Ideen und Gedanken etc. schriftlich zu fixieren. (Aber denke bitte immer daran, dass hier die ganze Welt mitlesen kann.) Ich selbst habe auch Tagebuch geführt und das war für mich sehr hilfreich. Wenn du magst, kannst du ja mal reinlesen. Du findest es, indem du in meinem Kommentar unten auf das blaue "Profil" klickst und in meinem Profil dann unter "Die letzten Themen" auf den Link zum "Tagebuch einer Nichtmehrraucher-Reise".
Mir hat am Anfang meiner Reise in die Rauchfreiheit sehr geholfen, nur ganz kleine Schritte zu gehen. Der Vorsatz "Ich will nie wieder rauchen" ist ja schon eine ordentliche Hausnummer und so ein weit entferntes Ziel kann einen total überfordern, unter Druck setzen und entmutigen. Da kann es helfen, sich kleine Ziele zu setzen. Ich habe mir z.B. jeden Morgen "HEUTE rauche ich nicht" vorgenommen. Dieses Ziel ist überschaubar und deshalb gut machbar. Und abends kann man dann stolz sein, sein Ziel erreicht zu haben - das sorgt für viele motivierende Erfolgserlebnisse.
Was mir bei besonders schlimmen Schmacht-Attacken sehr gut geholfen hat, war die Strohhalm-Zigarette. Einfach einen dicken Strohhalm auf Zigarettenlänge kürzen und ein Fitzelchen von einer Küchenrolle oder Papiertaschentuch reinstopfen (für den Luftwiderstand). Das Ding hältst du dann wie eine Zigarette ... du ziehst daran wie an einer Zigarette ... du inhalierst die Luft und atmest sie wieder aus, wie du es früher mit dem Rauch gemacht hast. Das Gehirn lässt sich da erstmal richtig gut überlisten und bis es merkt, dass da nur Frischluft kommt, ist der Zenit der Schmacht-Attacke schon überschritten.
Im Prinzip ist das nichts anderes als eine Atemübung und Atemübungen waren - neben Bewegung an der frischen Luft und diesem Forum - für mich besonders hilfreich. Der Strohhalm verstärkt die Atemübung halt noch, weil es dir zusätzlich ein Rauch-Erlebnis vorgaukelt.
Mach dir keinen Kopf, dass es beim ersten Anlauf noch nicht geklappt hat. Hinfallen darf man, nur nicht liegen bleiben. Also aufstehen, Krönchen richten und weitergehen.
Für deinen morgigen Neustart wünsche ich dir gutes Gelingen. Ohne Angst! Dafür mit ganz viel Mut, Willensstärke und Geduld.
Liebe Grüße
Christine