Grüß Dich Tulpi
und erst einmal ganz herzliche Glückwünsche zu Deinen heute ganz genau 50 rauchfreien Tagen! Eine tolle Leistung, für Dich Du Dich feiern und belohnen darfst, das ist hochverdient! Dafür gebührt Dir großes Lob und Anerkennung.
Ja man liest es öfters, daß depressive Zustände während des Rauchstopps auftreten bzw. sich bestehende ausweiten können. Es geschieht bisweilen ja schon bei nicht depressiven Menschen, daß die Stimmung während der Entwöhnung massiv zusammenbricht. Das liegt an der Anstrengung, die ein Rauchstopp nun mal definitiv ist, an dem Fehlen des Glücksbotenstoffersatzes Nikotin (der die körpereigene Glücksbotenstoff-Produktion zum Erliegen gebracht hat, und diese Produktion rollt nur langsam wieder an) und am Wegbrechen eingefahrener (Rauch-)Routinen und Rituale, die einem Menschen Halt und Sicherheit gegeben haben. All das muß erst wieder anrollen, um zum Gleichgewicht zurückzufinden. Und es tut mir sehr leid, daß Du im Moment leidest, und leide mit Dir.
Sag Tulpi, wenn Du schon entsprechend vordiagnostiziert bist, hast Du dann Hilfe? Vielleicht in Person des Hausarztes, eines Therapeuten oder ähnliches? Denn weißt Du, gerade bei vorbestehenden Krankengeschichten lade ich immer gern dazu ein, den Arzt oder Therapeuten Deines Vertrauens in Deine Rauchfreiwerdung einzuweihen. Er kann, bzw. muß vielleicht sogar therapeutische oder medikamentöse Hilfe leisten und ist, falls notwendig, auch reagibler als ohne die Kenntnis Deiner Entwöhnung. Entscheide gerne, ob Du Dich von der medizinischen Fachkraft Deines Vertrauens begleiten lassen möchtest, ich möchte Dich gerne darum bitten.
Jede Entwöhnung ist indes irgendwann ausgestanden, die Körperfunktionen sind wiederhergestellt, die Routinen im Kopf vom Rauchen entkoppelt, der Entzug abgeschlossen. Und ja Tulpi, dann wird es besser (was das Rauchverlangen angeht, sogar gut, weil es irgendwann nicht mehr da ist). Wann das sein wird, ist leider nur schwer prognostizierbar, da jede Entwöhnung anders ist: jeder erlebt seinen eigenen Entzug, auch von der Dauer her. Daher mag ich Dir jetzt gar keine Versprechungen machen, wann es besser sein wird, doch Fakt ist: es wird! Es werden sich auch vor Abschluß der Entwöhnung bereits Phasen einstellen, in denen Dir das Nichtmehrrauchen weniger bis keine Probleme bereiten wird, denn - soweit ist es ja bereits erörtert - die Entwöhnung verläuft in Wellen. Und während diesen Ebbe-Phasen kannst Du Kraft für weitere Wellen - die irgendwann auch ganz ausbleiben werden! - schöpfen. Ich verstehe dieses mulmige Gefühl, das viele von uns Aufhörern - möglicherweise sogar unbewußt und nicht ausformuliert - verspüren: "Was wenn es jetzt für den Rest meines Lebens so schwierig bleibt, nicht zu rauchen???", denn das redet uns die Sucht ganz ganz toll ein. Aber sei Dir gewiß, daß es nicht so schwierig bleiben wird Tulpi. Gib Dir Zeit - auch wenn es nicht leicht fällt, das tut es bei niemandem.
Vielleicht hilft es Dir, Dir in düsteren Momenten so eine kleine Übung durchzuführen, die ich mir für Dich aus einem gaaaaanz alten Thread ausgeborgt habe: In solchen Momenten schreibe Dir drei bis fünf Dinge auf, die am heutigen Tage bisher gut gelaufen sind oder Dich gefreut haben. Hier wird das beschrieben (und viele haben das direkt im Thread praktiziert, wobei Dir natürlich überlassen bleibt, dies auch auf einem Stück Papier für Dich daheim zu machen):
http://rauchfrei-info.de/no_cache/community/forum/Topic/show/ASC/T/was-war-heute-gut-1595/
Zumindest helfen solche positiven Übungen auch ein wenig, diese Glücksbotenstoffproduktion wieder etwas anzukurbeln - und lenken auch mal kurz vom Rauchverlangen ab. Vielleicht magst Du sowas mal für Dich ausprobieren?
Ansonsten dienen natürlich die übrigen Hilfsmittel auch, Bewegung, am besten an der frischen Luft, wenn die Sonne scheint, unbedingt ins Freie gehen, und gut für Dich sorgen und sehr gut zu Dir selbst sein.
In jedem Fall machst Du einen großartigen Rauchfrei-Job Tulpi, gerade unter erschwerten Bedingungen ist es eine tadellose Leistung. Du darfst sehr stolz auf Dich sein.
Ich hoffe Du fühlst Dich bald besser. Wie gesagt, denke ruhig darüber nach, ärztlichen Beistand in Anspruch zu nehmen, das ist völlig legitim und bei Krankengeschichten sicher gut. Schreibe jederzeit, was Dich umtreibt, wenn Du Lust hast und es Dir hilft. Bis dahin weiterhin gutes Gelingen und ganz viele Grüße von
Lydia