Liebe Ines, lieber Christian,
vielen Dank für eure Beiträge. Ja, das sind die Dinge, die helfen. Viel trinken, ich mag Kräutertees, und Sport ist sehr hilfreich. Ich fahre Fahrrad und ich versuche zu joggen. Gern würde ich skaten, aber meist ist der Asphalt zu feucht und die Gummirollen rutschen.
Montag vor einer Woche erhielt ich von einem Lungenfacharzt die Diagnose COPD und Lungenemphysem. Seit etwa 6 Monaten geht es mir gesundheitlich miserabel. Ich musste meine Arbeit kündigen, weil ich ständig Herzrhythmausstörungen hatte und extrem kurzatmig war. Nach einer Röntgenuntersuchung wurde mir versichert, ich hätte nichts, kein COPD, kein Emphysem etc. Der Lungenfacharzt sieht das anders. Das Internet ist Segen und Fluch zugleich. Mir hilft es, mich klug zu machen. Den Dienstag verbrachte ich lesend vor dem Bildschirm. Endlich habe ich die Zusammenarbeit von Lunge und Herz kapiert. Damit war für mich klar: wenn ich noch ein paar Jahre leben will, ich werde demnächst 64, ist rauchen einfach nicht mehr drin. Ich musste mich entscheiden. Seit Mittwoch rauche ich nicht mehr.
Meine Raucherbiografie ist eine lange, bedingt durch mein Lebensalter. Leider höre ich schon ein zweites Mal auf zu rauchen. Das hätte ich mir sparen können. Aber angefangen zu rauchen, habe ich mit 13 Jahren, das war 1969. Da kostete eine Schachtel Zigaretten 1 Mark. Der Einstieg war niedrigschwellig, überall hingen Automaten, auch für Kinder zugänglich.
Mit 28 Jahren habe ich das erste Mal versucht aufzuhören und bin kläglich gescheitert. Damals gab es kein Internet für die Öffentlichkeit, Selbsthilfegruppen gründeten sich gerade zahlreich, aber ich war mit meinem Problem ziemlich allein. Anschließend glaubte ich, ich könnte überhaupt nicht aufhören, das sei eine Sucht, zu der ich nun lebenslang verurteilt sei.
2003 diagnostizierten die Ärzte Brustkrebs und mir war klar, wenn ich dem nicht erliegen will, muss ich meinen Körper so gut es geht stabilisieren, vor allem das Autoimun-System. Rauchen schwächt gerade dort. Inzwischen kannte ich Selbsthilfegruppen und wählte eine Gruppe der Anonymen Raucher, eine Untergruppe der Anonymen Alkoholiker mit ihrem 12-Schritte-Programm. Damit habe ich es damals geschafft. Aber der Entzug war scheußlich, wie man sich vorstellen kann. Ich hatte einen üblen Rückfall nach, wie ich zu erinnern meine, 14 Tagen. Danach war endgültig Schluss und ich habe 9 Jahre nicht geraucht, viel Sport gemacht, mir hat nichts gefehlt. Auch in brenzligen Situationen musste ich nicht rauchen.
2012 kündigte sich im Urlaub mein erster Herzinfarkt an. Rechtzeitig schaffte ich es noch auf die Intensivstation in Malmö und bekam meinen ersten Stent. Nach drei Tagen klopften Ärzte und Pfleger mir auf die Schulter und wünschten schöne Ferien. Ich hatte eine Blockhütte in Schweden gemietet, wo ich malen und schreiben wollte, was ich auch tat. Aber ich dachte auch viel über meine Situation nach, und sie machte mich sehr traurig. Ich hatte in den letzten Jahren viel für meine Gesundheit getan und was hatte es mir gebracht? Wenn es nichts nützte, konnte ich ebenso gut wieder rauchen. Und genau das tat ich, ein Fehler, wie ich heute weiß.