[quote="roxy"]
Vor einer Woche um diese Zeit habe ich mich gefragt, wie es wohl werden würde mit dem Aufhören. Das frage ich mich natürlich immer noch, die Antworten kommen scheibchenweise, Tag für Tag.
Liebe/r Natifo,
selbstverständlich hast Du recht, wenn Du das Verteufeln als eine wichtige Waffe im Kampf gegen das innere Stimmchen nennst. Irgendwoher muss die Motivation ja kommen. Diese Stimme ist Realität.
Realität ist aber auch, dass der Aufhörwillige sich einer Welt der einander widersprechenden Botschaften gegenübersieht, die den Gebrauch von legalen Drogen vordergründig zu einer Frage der persönlichen Entscheidung erklärt, hintergründig aber alles daran setzt, diese Drogen attraktiv scheinen zu lassen. Neben der inneren Stimme stehen andere, von außen kommende.
Tabak ist nicht der eine Teufel, der unser Leben zerstört, sondern steht in einer Reihe mit Alkohol, Kaffee, Zucker, Psychopharmaka - all jenen Substanzen, die einen Kick versprechen und unser Funktionieren und Stillhalten garantieren. Jede Substanz hat ihre eigene Botschaft, die des Tabaks ist die Freiheit.
Ich weiß ehrlich nicht, wer heute noch an [Markenname vom rauchfrei-team entfernt] Country glaubt, aber die Verbindung von Tabak und Freiheit / Unabhängigkeit hat lange Tradition und ist sehr tief verwurzelt. Es lohnt sich, die Frage zu stellen, was genau mit "Freiheit" gemeint ist (diese Frage lohnt sich bei komplexen Begriffen ja immer). Kann es sein, dass ein durch Rauchpausen strukturierter Tag das ist, was von uns gefordert wird - ein Tag, an dem Stimulantien uns darüber hinwegtäuschen, dass Freiheit eigentlich etwas ganz anderes ist? Die Rauchpausen entfallen, die Forderung aber bleibt bestehen? Kein Wunder, dass der Schweinehund kläfft.
In diesem Falle träte neben den inneren Schweinehund ein äußerer, gut versteckter. Der Kampf gegen Abhängigkeit ist allein eine persönliche Angelegenheit? Come on. Dann wäre ein Scheitern ausschließlich ein persönliches Versagen. Und der Scheiternde zu verurteilen. Wir sollen funktionieren und uns zugleich ständig optimieren? Durch den Gebrauch von Stimulantien bzw. den Kampf dagegen? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Der Kampf gegen Tabaksucht ist eine ernste Angelegenheit, und benötigt sehr viel Kraft. Ich glaube nicht, dass es gut ist, diesen Kampf nur mit sich selbst und seiner Schwäche auszutragen. Kein Mensch ist eine Insel, und die Schweinehunde da draußen gehören beim Namen genannt.
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