Hallo Christiane,
herzlich willkommen hier im Forum. Ohne diese Gemeinschaft, Erfahrungsaustausch, Tipps, Tricks, Ehrlichkeit, für Einander da sein, und ganz Vieles mehr, hätte ich es nie bis heute geschafft.
Auch ich lebe alleine, bin gerade 59 Jahre alt geworden und habe davon 42 Jahre geraucht, immer so 20-25 Stück am Tag.
Es gibt viele Tricks, die man anwenden kann, aber rückblickend würde ich sagen, das eine gute Vorbereitung das Wichtigste ist.
Lies dich durch verschiedene Wohnzimmer (unter Forum gibt es verschiedene Themen, draufklicken, dann erscheint eine Liste mit verschiedenen Threads=Wohnzimmer von jedem von uns,da kannst du unsere Geschichten nachlesen und uns direkt schreiben) (sorry, evtl wusstest du das schon?)
Wie bereitet man sich vor? Ich kann dir nur von mir berichten:
Ehrlich zu sich selbst sein, auch wenn es manchmal wehtut.
Liste 1: Warum möchte ich aufhören (Gesundheit, Finanzen, Stolz sein, Lebensqualität, Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung etc.)
Liste 2: Was kann ich stattdessen machen (Atemübungen, Gemüse knabbern, duschen, Tee trinken, Wasser trinken, Müll runterbringen etc. suche so viele Dinge wie möglich.)
Schreibe es dir auf und trage es immer bei dir. So hast du immer Hilfe zur Hand
Ich habe meiner Sucht einen Abschiedsbrief geschrieben und ihn hier veröffentlicht. Ich dachte mir, wenn mir andere helfen sollen, müssen sie mich verstehen können, das geht nur, wenn ich mich ihnen öffne und mich mitteile. Es fiel mir anfangs schwer, aber dann hat es mir immens geholfen.
Möchtest du ihn lesen?
"Abschied
Heute verabschiede ich mich von einem alten Freund, dem Nico
Er war sehr lange bei mir, nun wird es wirklich Zeit das er geht
Am Anfang kam er sporadisch vorbei, meist abends und wir haben zusammen gefeiert
Dann auch tagsüber
Mittlerweile klebt ständig an mir, hat mich und mein Leben fest im Griff, engt mich ein, will mich kaputtmachen
Ich will wieder Platz haben, Raum zum atmen, ist schliesslich meine Wohnung
Er zahlt auch keine Miete, im Gegenteil, er verursacht hohe Kosten
Er kennt eine eine Menge Leute, auch wenn sich sein Freundeskreis in den letzten Jahren reduziert hat, seine Schuld, bei mir ist jetzt auch Schluss
Im Moment jammert er mir etwas vor, will bei mir bleiben, es ist so schön bei mir
Ich will ihn aber nicht mehr sehen, heute Abend muss er gehen, die Sachen werden gepackt
Nun droht er mir, er wird jeden Tag mehrfach bei mir vorbeikommen, klopfen und klingeln
Soll er, ich mache einfach nicht auf, notfalls kann man die Klingel auch abstellen
Irgendwann wird er es einsehen und einfach nicht mehr kommen, ich kann auch stur sein !!
Anfangs werde ich ihn sicher vermissen, wir hatten ja auch schöne Momente, aber das geht vorbei
Habe mir stattdessen alte Bekannte und Freunde eingeladen, ein paar neue Bekanntschaften werden auch kommen:
Mein alter Freund, der Tee, riecht gut, schmeckt fast immer anders, treue Seele, vielseitig, er wärmt mich wenn mir kalt ist, im Sommer bringt er seine Kumpels mit, die Eiswürfel und sie erfrischen mich, seine beruhigende Variante ist neu in meinem Haus
Mein alter Freund, der Kaffee, riecht gut, schmeckt gut, ist mal heller, mal dunkler, ich glaube, der sonnt sich ,ist ein Süsser, er weckt und belebt mich, im Sommer kommt er ab und zu mit seinem Kumpel, dem Vanilleeis
Gute Bekannte, das Äpfelchen, rundlich und trotzdem knackig, trägt immer rot oder grün, na ja, Geschmackssache
und die Mohrrübe, rank und schlank und knackig, will mir immer die Hände orange färben, lass sie, wenn´s Spass macht, geht mit Wasser und Seife wieder weg
Ein gaaanz alter Freund, das Wasser, will mir Schluck für Schluck beistehen, auch mal mit seinem Kumpel, der Zitrone, hat zur Verstärkung extra ihr Kind, die kleine Flasche mitgebracht, die will immer mit nach draussen.
Ein neuer Bekannter, der Strohhalm, verbreitet viel heisse Luft, da kann ich aber mit leben. Dafür darf ich an ihm ziehen.
Noch ein neuer Bekannter, die nikotinfreie E-Zigarette, die darf anfangs mal kommen, aber die verbreitet Dampf und Nebel, muss auf Dauer nicht sein
Liebe Gefährten, zuckerfreie Bonbons und Lollies, die dürfen meinen Mund besetzen.
Süsse Früchtchen, die kleinen Erdbeeren, muss eine riesige Familie sein, die kommen immer gleich als Horde, lassen sich vernaschen und es kommt eine Weile trotzdem wieder Nachschub. Dann kommen sie eine Weile mal wieder nicht, aber nächstes Jahr sind sie dann wieder da. Was die in der Zeit wohl treiben?
Meine lange Wegbegleiterin, die Musik, passt sich jeder Stimmungslage an, mal laut, mal leise, mal wild, mal liebevoll. Bringt mich mal zum Innehalten, mal zum Singen oder Tanzen. Dafür hatte ich schon lange weniger Puste, als mir lieb war.
Also Nico, dass musst du jetzt doch einsehen. Du musst heute Abend gehen, damit endlich Platz ist für die Anderen, da störst du nur und in deren Gesellschaft würdest du dich eh nicht wohlfühlen und ich habe dann auch gar keine Zeit mehr für dich.
So, nun packt deinen Kram zusammen, damit du alles hast, wenn du heute gehst. Wenn du was vergessen solltest, mit Absicht, wie ich dich kenne, schicke ich es dir per Post, per Nachnahme. In meine Wohnung lasse ich dich nicht mehr, auch keine kurzen Besuche. Musst halt alleine klar kommen. Gibt ja noch ein paar Freunde, die dich brauchen, aber ich zähle dann nicht mehr dazu.
Ich habe nämlich nettere Freunde gefunden, denen mein Wohlergehen am Herzen liegt.
Auch habe ich ehemalige Freunde von dir kennengelernt, wir schreiben uns jetzt. Oft ziehen wir über dich her, und siehe da, du warst zu uns allen so mies. Aber wir haben dich durchschaut und helfen uns jetzt gegenseitig, so wie gute Freunde bei Liebeskummer. Den kennen wir wohl auch alle und wissen, es geht vorbei, auch wenn man es anfangs nicht glauben kann.
So, nun lass mich in Ruhe, raus aus meinem Kopf und Körper, ich mag mich jetzt an unserem gemeinsamen letzten Tag nicht die ganze Zeit mit dir beschäftigen. Hör also auf zu jammern, kannst mich eh nicht umstimmen, also lass es einfach. Bis heute Abend darfst Du noch bleiben und dann: Auf Nimmerwiedersehen !!!!! Vergiss mich einfach. "
Ich habe diesen Brief fotografiert und somit auf dem Handy immer dabei. Wenn es ganz schlimm wurde, lese ich ihn durch.
Nein, es geht nicht von alleine, auch mit Hilfe nicht, ja es gibt Krisen, ja manchmal ist man kurz davor wieder anzufangen, aber es ist machbar.
Ich bin das beste Beispiel. Mein vorletzter Versuch dauerte 4 Stunden, dann habe ich wieder über ein Jahr lang geraucht. Da war mir mal wieder klar, ich kann das nicht, schaffe es nicht, werde es nie schaffen. Habe mich geschämt.
Nie hätte ich gedacht, dass ich es solange schaffe und ich mache weiter. "Einfach" immer weiter, Minute für Minute, Stunde für Stunde, Tag für Tag. die Abstände werden automatisch länger.
Ich wäre ohne die Unterstützung des Forums nie so weit gekommen. Ich wünsche dir sehr, dass es auch dir helfen kann.
Also: vorbereiten, lesen, schreiben, anfangen, wenn umfallen, aufstehen, weitermachen.
Du bist nicht alleine, hier gibt es viele verschiedene Schicksale, auch bzgl. Krankheiten. Aber wir verstehen einander, da wir alle dasselbe Kernproblem haben: Eine Zeit als Raucher. Hier muss sich keiner schämen, egal was kommt. Viele brauchen viele Versuche, trotzdem sind wir immer wieder bei jedem neuen Start an ihrer Seite.
Mach doch mit bei uns, du kannst eh nix verlieren, nur gewinnen.
So, nun hast du was zum lesen und zum überlegen.
Melde dich einfach, wenn du was brauchst.
Viele Grüsse
Andrea