Hallo allerseits, guten Abend, eigentlich schon guten Morgen,
ich könnte jetzt Goethes Faust zitieren indem ich sage: "Hier steh ich nun ich armer Tor .... und bin so klug als wie zuvor" oder ich zitiere Wilhelm Busch und sage: "Erstens kommt es, zweitens anders, drittens als man denkt".
Ein langer Tag geht zu Ende, le länger er wurde, desto unangenehmer wurde der Tag für mich, desto unruhiger wurde ich. Ich bin im Nebenerwerb das, was man hier in Berlin gemeinhin einen Hauswart nennt. Das bedeutet: in dem kleinen, privat von einer Gruppe privater Eigentümer verwalteten Mietshaus mit gerade mal vier Mietparteien, mich eingerechnet, bin ich zuständig für die Reinigung im Treppenhaus, die Gartenpflege, die Sauberhaltung der Zugänge, ggf. auch mal Winterdienst sowie dafür zuständig, bei anfallenden Havarien wie jüngst beim Brauchwasserspeicher unserer Heizungsanlage sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen.
Etwa gegen 16:30 Uhr wurde ich so unruhig, dass ich dachte, jetzt muss Ablenkung massiver Art her, also führte ich heute nochmal eine komplette Trocken- und danach eine komplette Nassreinigung des Treppenhauses durch. Das ist ein Vorgang, der mich etwa eine bis eineinhalb Stunden in Anspruch nimmt, den ich gewöhnlich immer am Monatsanfang in den ersten drei Tagen durchführe. So war es auch diesen Monat geschehen. Aber egal, ich brauchte massive Ablenkung durch Arbeit, an den Rechner wollte ich in keinem Fall mehr, also habe ich erneut eine komplette Reinigung des Treppenhauses vorgenommen.
Das klappte auch recht gut, ich dachte kaum mehr ans Rauchen, schließlich sind die Hände nass, schmutzig, ich habe zu tun, da denke und dachte ich noch nie ans Rauchen. Cirka 18:00 Uhr war ich fast fertig, als Mieter nach Hause kamen, die erst Anfang des Jahres eingezogen waren, junge Leute, ein junges Pärchen. Die Frau kam direkt auf mich zu, meinte: "Oh Herr M., wie schön das ich Sie sehe, warten Sie bitte einen Moment." Sprachs, huschte in ihre Wohnung in den ersten Stock, ihr männliches Gegenstück blieb bei mir unten, unterhielt sich mit mir.
Nach fünf Minuten kam sie wieder herunter, freudestrahlend und meinte: "Hier, den haben wir für Sie besorgt, vielen Dank für ihre tolle Arbeit bei der Havarie neulich, aber auch sonst vielen Dank für alles, was Sie hier im Haus machen." Damit überreichte sie mir eine Flasche Rotwein, an die allerliebst mit Kräuselgeschenkband zwei Päckchen meiner speziellen Zigaretten geknüpft waren. "Kommst du?" fragte sie danach ihren Partner, "wir müssen los, wissen Sie, wir wollen noch ins Kino." Und weg waren sie beide und ich stand da, hatte die Flasche mit dem Angebinde in der Hand, nicht wissend ob ich lachen oder weinen soll.
Jetzt wurde es für mich richtig kompliziert. Ich mache es kurz. Ich habe meine Reinigungswerkzeuge weggeräumt, bin in meine Wohnung gegangen und hätte am liebsten losgeheult. Denn das war immer der Moment, wo ich nach vollzogener Reinigung geraucht hatte, mit gewaschenen Händen auf dem Mäuerchen im Garten sitzend oder bei schlechtem Wetter halt auch an meinem Schreibtisch. Ich habe nicht geraucht, [b]NOCH NICHT![/b], habe es eigentlich auch nicht vor.
Aber meine gesamte Wochenendplanung ist hinfällig. Ich bin nicht mehr aus der Wohnung gegangen, mein Kiosk hat zu. Trotzdem habe ich hier nun die Zigaretten und weiß mir nicht mehr ein noch aus. Ich bin nach der Reinigung selbst unter die Dusche gegangen, habe lange und ausführlich geduscht und bin danach dann erst mal ins Bett gegangen, habe bis 23:30 Uhr geschlafen.
Nun sitze ich hier, an meinem Schreibtisch, bin wieder wach, bin wieder unruhig und muss an mich halten. Ich habe vor dem ins Bett gehen die Flasche ganz oben auf die Hängeschränke in der Küche gelegt, da sehe ich die immer noch dran hängenden Zigarettenpackungen nicht. Wegschmeißen kann ich sie nicht, dafür bin ich zu sehr old-school, abgesehen davon wäre es unschön, wenn die jungen Leute die Packungen voll und unangetastet im Müll sehen würden.
Ich habe keine Ahnung, we das jetzt nun noch ausgehen wird, ich weiß es echt nicht.
Ich versuche jetzt wieder ins Bett zu gehen und zu schlafen.
Habt heute alle einen schönen Sonntag, G.M.