Hallo Nic,
"COPD-Die Krankheit, die keiner kennt". Is noch so. Ich behaupte, das wird sich in den nächsten 10 Jahren drastisch verändern und wir reden dann über eine Seuche unter Rauchern, die alle Schrecken des Krebs in den Schatten stellen wird. Was aber nur die These von einem ist, der weder Mediziner, noch Wissenschaftler ist.
Aber ich habe sie. Die Krankheit COPD. Im Endstadium. Und genau deshalb möchte ich dir schreiben.
Genau wie du, erinnere ich mich an diesen Moment, als der Arzt mir die Diagnose mitteilte und mir erläuterte, was sie bedeutet.
Ich habe die Praxis in völliger Schockstarre verlassen, um mit diesem Schrecken irgendwie einen Umgang zu finden, habe ich mir zunächst 3 Zigaretten hintereinander angezündet. Jetzt ist ja eh alles zu spät, war ungefähr mein erster Gedanke. Kluges, besonnenes Handeln hätte anders ausgesehen, weiss ich heute.
Immer noch wie paralysiert fuhr ich im Auto nach Hause, zu meiner Frau. Unterwegs die nächste halbe Schachtel rauchend, kroch mir Ratlosigkeit, Selbstvorwürfe, Angst, Schuldgefühle, ein riesiges Kaleidoskop an Emotionen den Rücken hoch.
Der Moment, in dem ich meine Frau zur Begrüßung in die Arme nahm war es, als sich alle Schleusen bei mir öffneten und ich zitternd und weinend in Sprachlosigkeit gefangen war. Es dauerte, bis ich ihr davon erzählen konnte, was ich gerade erfahren hatte.
Dieses Schlüsselerlebnis ist jetzt ungefähr 12 Jahre her. Seitdem hat sich-die Erkrankung, mein Leben, betreffend-Vieles ereignet. Im Schlechten, wie im Guten. Dieser Prozess läuft so individuell ab, dass ich dir meine Erlebnisse nun nicht im Detail hier ausbreiten möchte.
Zunächst möchte ich Tanja recht geben, daß COPD heutzutage schon sehr gut behandelbar ist. Lebenserwartung und Lebensqualität müssen mit dieser Diagnose nicht zwingend reduziert sein. Ich habe in den letzten 12 Jahren 6 Rehas in Fachkliniken für Lungenerkrankungen mitgemacht und möchte dir zumindest 3 Erfahrungen mitgeben, die ich mitnehmen konnte:
1. Wer an COPD erkrankt, kann über ein körperliches Bewegungsprogramm, das im Zusammenwirken mit deinem Facharzt für dich erstellt wird, sehr viel gegen das Fortschreiten der Krankheit tun.
2. Das Internet ist voller Informationen über die COPD. Informiere dich. Es gibt Betroffene, Selbsthilfegruppen, die sich gegenseitig sehr gut unterstützen.
3. Ein konsequenter Rauchstopp ist unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg der genannten Maßnahmen.
Diesen Weg hast du begonnen, liebe Nic. Das "tiefe Tal der Tränen" gehört leider mit dazu. Dass es weitergeht, steht auf jeden Fall fest, unabhängig davon, was beim LuFa herauskommt. Wie es weitergeht, das hast du zum großen Teil selbst in der Hand. Ich drücke dir alle Daumen, die ich habe! Wenn du das möchtest, können wir das gerne noch per PN, oder hier in der Community vertiefen.
Life goes on!
Meikel