Hallo -dot-,
ich gratuliere Dir ganz herzlich zu Deiner ersten Woche ohne. Ganz besonders, weil es Dir gerade so gar keinen Spaß macht. Das durchzuhalten, ist wirklich ganz großes Kino, für das Dir besondere Anerkennung gebührt. Meinen Respekt -dot-.
Ja, viele Aufhörer knabbern in den ersten Tagen besonders. Man hat noch so gar keine Routine im Nichtmehrrauchen, überall lauern Situationen, in denen man geraucht hätte. Und es ist unfaßbar, wie viel man sich in seinem Kopf auf einmal mit einer Handlung beschäftigt, bzw. deren Unterlassung - ja das nervt wie nichts gutes, da bin ich absolut bei Dir. Und es tut mir leid, daß Du gerade so damit zu schaffen hast. Ich leide da so richtig mit Dir mit.
Weißt, der Nichtmehrraucherpapst Allan Carr hat die drei Phasen "drei Tage, drei Wochen, drei Monate" definiert. Damit meint er, daß ungefähr um diese Zeithorizonte herum sich die Qualität der Entwöhnung ändert. Nach drei Wochen spüren tatsächlich viele Aufhörer Veränderungen, oft verbunden mit Erleichterungen. Weil da schon etwas Routine eingetreten ist. Man kennt die Befindlichkeiten, die man während der Entwöhnung hat, schon etwas, wundert sich nicht mehr darüber, erschreckt nicht mehr. Und fängt an sich damit abzufinden. (Da lösen sich dann, wie Du sagst, die Synapsen.) Ich kann Dir jetzt nicht versprechen, daß es Punkt Woche drei so eintritt, aber es ist ein Erfahrungswert, den ich Dir so mit an die Hand geben kann. Es wird leichter -dot-, das auf jeden Fall. Bitte lass Dich davon trösten.
Deine geliebten Hobbies sollst Du natürlich gar nicht aufgeben oder weglassen in der Zeit, das wäre ja wie Strafe. Bitte gehe diesen trotzdem weiterhin nach - auch das löst nämlich die Verknüpfung Hobby-Rauchen. Aber wenn Du merkst, es wird langsam drängend, dann wirf eine Pause ein und verlasse die Szene. Geh mal vors Haus an die Luft und atme tief. Oder ins Badezimmer und klatsche Dir eine Portion kaltes Wasser ins Gesicht. Das verändert den Moment, durchbricht ihn, so kannst Du den Schmachter abwarten. Und mit der Zeit wirst Du merken, daß diese Sachen auch ohne Zigarette gehen, und das sind ganz wichtige Schritte auf dem Weg.
Wie Du wußte ich auch oft nicht, was ich mit der plötzlich zur Verfügung stehenden Zeit anfangen soll (und das unterschätzt man vorher, wie viel Zeit man aufs Qualmen verwendet und jetzt plötzlich nicht mehr weiß, wie man die füllen soll). Wie schaut es mit Kontakten aus, gerade diese merkwürdige Zeit könnte man ja mal wieder Leute anrufen, die man länger nicht gesprochen hat - und die Zeit dazu hast Du ja auch plötzlich. Oder das Gericht kochen, was Dir normalerweise immer zu lang dauert. Was sind die Dinge, von denen Du immer gesagt hast, "da fehlt mir im Moment die Zeit dazu"? Wäre das nicht etwas, wofür Du die Zeit jetzt hast und verwenden kannst?
Hoffe nicht, daß Du durchhältst. Nimm es Dir vor! Und zwar für heute. "Heute rauche ich nicht". Das ist doch absolut überschaubar, meinst Du nicht auch? Was morgen, die nächsten Tage, die nächsten Wochen mit dem Durchhalten ist, mußt Du Dir heute noch nicht überlegen. Heute ist der Tag, an dem Du durchhalten wirst - und das schaffst Du, stimmt's? Ein Tag ist überschaubar, das ist nicht so beängstigend, wie wenn Du Dir überlegst, wie lange das dauert und wie lange Du das durchhalten mußt. Zerlege die Entwöhnung in Etappen: Heute rauche ich nicht. Hilft Dir diese Denkweise etwas?
Also - Deal steht? Heute ohne Zigarette. Und der Tag ist fast geschafft. Den Abend, diesen heutigen Abend, den bekommst Du rum -dot-. Das schaffst Du.
Viele Grüße sendet Dir
Lydia