Hallo Doc,
ich bin auf meinem Streifzug durch das Forum gerade an Deinem Wohnzimmer vorbei gekommen und hab durch das offene Fenster geschaut... habe hier etwas gesehen, zu dem ich was sagen möchte, darf ich kurz eintreten...?
Ich möchte Dir nur sagen, dass es völlig in Ordnung ist, wenn Deine Laune sich derzeit nicht auf einem sonnigen Gipfel, sondern eher in der Kanalisation befindet. Und nicht nur das, es ist auch in Ordnung, wenn Du Dir dieses auch zugestehst!
Schau mal, Du hast 17 rauchfreie Tage auf der Uhr. Das ist eine ganz großartige Leistung, zu der ich Dich schon mal beglückwünsche! Und der Rauchfreiprozess ist in vollem Gange. Dein Körper wuppt die Entwöhnung, mit der schrittweisen Regeneration und der Umstellung chemischer Prozesse. (So hat zum Beispiel das blöde Nikotin die Funktion sämtlicher körpereigener Glücksbotenstoffe übernommen und diese damit verkümmern lassen, sodaß der Körper die eigene Produktion derselben erst wieder hochfahren muß - erklärt und rechtfertigt schlechte Gefühle doch durchaus, findest Du nicht? Dein Körper leistet Schwerstarbeit, da darf man sich anderweitige Schieflagen durchaus genehmigen, finde ich.) Dein Geist hält derweil tapfer gegen Rauchgelüste, die nach 17 Tagen zwingend noch da sind, denn wir können uns etwas, das wir jahrelang kultiviert haben, nicht innerhalb weniger Wochen rückstandslos aus den Knochen schaffen. Das ist auch für ihn erschöpfend und fordernd Doc! Ich weiß, es fühlt sich ganz furchtbar an, macht keinen Spaß und ist nicht leicht. Und es tut mir leid, daß Du gerade so schlimme Tage hast, ich fühle mit Dir. Doch es ist (leider) alles im Rahmen normaler Parameter - und Du darfst es häßlich finden und Du darfst Dich mies fühlen.
Was Du jedoch auch darfst, ist gerade in dieser Zeit gut für Dich sorgen. Dich so gut Du kannst, zu verwöhnen, zu belohnen. Wenn Du sagst, Du kannst arbeitsbedingt heute nichts schönes unternehmen, dann nimm Dir dafür ruhig etwas schönes vor, für heute abend, morgen oder einen arbeitsfreien Tag. Etwas, das Du magst, das Dich immer froh gemacht oder beruhigt hat (außer Rauchen natürlich, aber das hat Dich ja auch nur betrogen). Oder mach mal ein Päuschen mehr als sonst, falls es sich irgendwie einrichten läßt (vielleicht mit einer Atemübung?). Sorge gut für Dich, bei allem, was Dein Körper und Dein Geist jetzt in der Entwöhnung leisten, hast Du Dir das verdient. So.
Weißt, viele Aufhörer knabbern in den ersten drei Wochen am schwersten. Schon öfters wurde von Erleichterungen nach Ablauf der ersten drei, vier Wochen berichtet. Vielleicht fechtest Du ja auch so einen Drei-Wochen-Kampf aus? Fakt ist, es bleibt nicht so schwer Doc. Auch vor Abschluß der Entwöhnung werden sich schon Phasen einstellen, die erträglich sind - in denen Du sogar nicht mal mehr Gedanken ans Rauchen hegst - und in denen Du Kraft schöpfen kannst. Bleib dran, es lohnt sich so sehr. Auch wenn es jetzt nicht einfach ist.
Ich schick Dir eine große Portion Power und Durchhaltevermögen. Belohne Dich für Deine tollen Erfolge als Nichtmehrraucher - das hast Du verdient! Herzliche Grüße sendet Dir
Lydia