[quote="Lalouna"]
Daniel, du jeckes Huhn. Schön dich zu lesen und wie du alles wegsteckst und meisterst.
Daniel deinen Optimismus brauche ich heute. Ich war heute morgen beim Arzt, dem speziellen, den ihr Männer nicht braucht. :lol: Er hat mir (mal wieder) eine Hiobsbotschaft gebracht, dass ich nen Besucher hab, den ich eigentlich nicht mehr haben dürfte nach meiner letzten großen OP letztes Jahr. Nun ist dieses Scheiss Vieh aber doch da, und er weiss selber nicht, wie das sein kann. Nun muss ich mal wieder "abwarten". Oh wie ich das hasse, hab ich schon sooo lange mitgemacht und sollte sich nach der OP von letztem Jahr eigentlich erledigt haben. Echt zum kotzen und abgewöhnen und überhaupt. Bin da ja erst 5x operiert worden. Juchuuuu.
Aber egal; the show must go on. Und trotz dieser sehr netten Nachricht wollte ich danach alles mögliche aber :evil: hat da sogar die Klappe gehalten. Dafür eher Frustfrass. Und das erlaub ich mir auch.
So genug gejammert. Ändert ja eh nichts.[/quote]
Hallo und guten Tag Sandra,
ich habe mal dein Gesagtes zitiert und das Zitat mal auf die mich persönlich betreffenden Abschnitte zurecht geschnippselt. Jeckes Huhn, die Bezeichnung kenne ich noch aus dem Rheinland, ja, sowas in der Art bin ich, und da stehe ich auch zu. Insofern war mein Beitrag vom 17.10.2016 23:10 mit voller Absicht genau so geschrieben wie er da steht. Und es hat Spaß gemacht, ihn so zu schreiben und so auszuformulieren.
Bezüglich des Optimismus, da greife ich mal auf meine Erziehung zurück, die war streng katholisch, das volle Programm von Messdiener über Sternsinger bis hin zum Lektor. Damals habe ich es teilweise gehasst, heute bin ich meiner Mutter dankbar dafür, dass sie mir damit einen wertvollen Schatz für mein Leben in die Taschen steckte. Ein unerschöpfliches Guthaben, auf das ich heute wie jeden anderen tag in meinem Leben zurück greifen konnte und auch weiterhin kann und werde.
Daneben gabs neben viel Katholizismus viel klassische Musik, von der ein Großteil auch sakrale Musik war. Es verging in meiner Kindheit kein Sonntag, an dem nicht die betreffende, die für den lithurgischen Tag passende Bachsche Kantate gehört wurde. Wenn ich nun beide Elemente meiner Erziehung miteinander verknüpfe, dann lese was du schreibst, dann höre ich Klänge, höre ich spezielle Musik ... im Kopf ... nicht real ... die richtigen, passenden Klänge zu diesem Text, den ich dir für heute ans Herz lege:
Was helfen uns die schweren Sorgen?
Sie drücken nur das Herz
Mit Zentnerpein, mit tausend Angst und Schmerz.
Was hilft uns unser Weh und Ach?
Es bringt nur bittres Ungemach.
Was hilft es, dass wir alle Morgen
mit Seufzen von dem Schlaf aufstehn
Und mit beträntem Angesicht des Nachts zu Bette gehn?
Wir machen unser Kreuz und Leid
Durch bange Traurigkeit nur größer.
Drum tut ein Christ viel besser,
Er trägt sein Kreuz mit christlicher Gelassenheit.
Es ist das im Text etwas ausführlichere Rezitativ der Bachkantate Nr.93, die auch gleichzeitig die Lieblingskantate meiner Mutter war, und die, wen wundert es, heute auch meine Lieblingskantate ist. Das dazugehörige katholische Kirchenlied, das aus dieser Kantate entstand, liest sich in allen drei Strophen wie folgt:
1)
Wer nur den lieben Gott lässt walten
und hoffet auf ihn allezeit,
den wird er wunderbar erhalten
in aller Not und Traurigkeit.
Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut,
der hat auf keinen Sand gebaut.
2)
Was helfen uns die schweren Sorgen,
was hilft uns unser Weh und Ach?
Was hilft es, dass wir alle Morgen
beseufzen unser Ungemach?
Wir machen unser Kreuz und Leid
nur größer durch die Traurigkeit.
7) in protestantischer Version
3) in katholischer Version
Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,
verricht das Deine nur getreu
und trau des Himmels reichem Segen,
so wird er bei dir werden neu;
denn welcher seine Zuversicht
auf Gott setzt, den verlässt er nicht.
Schlichte und einfache Worte, aber wer sie mal genau liest, wer die kernaussagen dahinter begreift, der merkt., dass man diese Kernaussagen heute immer noch leben kann, wenn man es will. Die Kernaussage der Strophe 2 ist doch eindeutig, oder? Soll ich sie zeitgemäß übersetzen? Hier kommt die Übersetzung: Jammer nich so ville, davon wird et ooch nich bessa. Möchtest du auch die Kernaussage von Strophe 1 und 3 haben? Bitte, voilá, da kommt sie: Mach dein Scheiß und glaub einfach mal dran, dass et allet jut wird.
Nichts anderes mache ich, wenn ich meine augenblickliche Situation betrachte wie sie ist, mit ihren Stents, mit ihren Schmerzen bis vor Wochenfrist, mit ihrer Gewichtsproblemen, mit der neu gewonnenen Freiheit, mit den tollen neuen gewinnen in meinem Leben.
Selbstredend hast du mein trotz allem mein vollstes Mitgefühl. Fünf invasive Eingriffe sind eine schreckliche Belastung, der sechste nicht besser als der fünfte oder der erste. Versuche es wie ich es veruche, wenngleich die Situationen nur sehr bedingt vergleichbar sind, sprechen wir bei mir doch nur von [b]minimal[/b] invasiven Eingriffen. Lasse sie zu, lasse sie geduldig zu, denke gemäß Strophe zwei nicht zuviel darüber nach, dadurch wird es nicht schöner, eher schlimmer.
Und lebe bis dahin wie ich die Strophe drei,. freue dich wie ich, wie toll du jetzt das Gemüse im Supermarkt riechen kannst. Freie dich, wie toll jetzt der frische herbstliche Zwiebelkuchen schmeckt, oder die Kürbissuppe. Stell dich vor den Spiegel, schau dir dein Gesicht an, schau genau hin, du siehst frischer aus, du siehst besser aus, du siehst so gut aus, du köntest fast schon das Etikett von Rotkäppchensaft zieren.
Haben wir uns verstanden? Mach weiter Große und bleib bei uns,
geh mit uns gemeinsam, dann macht das alles mehr Spaß.
Es grüßt und sehnet dich herzlichst, Bruder Daniel, der geringverdienende Teilzeitlaienpriester aus dem Plänterwäldlerischen rauchfrei Konvent
Nachträgliche Bearbeitung: Bruder Daniel hat seit dem 07.10. schon keinen Urlaub mehr. Das ist seit dem Eingriff am 10.10. Urlaub auf gelbem Schein, du verstehst? Bis 07.10. waren es reguläre freie Tage, Urlaub, teilweise regulär geplant und beantragt, zumindest die ersten beiden vollen Septemberwochen, der Rest war Urlaub und Freizeitausgleich für in höhere dreistellige Regionen angestaute Überstunden. Altenpfleger halt, wat soll ick machen.