Liebe Jaeline,
herzlich willkommen hier in unserem Kreise der Aufhörwilligen! Ich freu mich, daß Du zu uns hergefunden hast.
Weißt Du, ja, für die meisten Aufhörer ist es möglicherweise zielführender, einen Schlußstrich unter die Raucherkarriere zu ziehen und direkt aufzuhören. Eine schrittweise Reduktion versucht habe ich auch, und für mich hat es nicht funktioniert. Aber: Jeder Aufhörer hat seinen eigenen Weg. Wenn Du Dich mit dem Gedanken an die Reduktion schon wohler fühlst, dann gehe diesen. Da wird Dir keiner hineinreden. Und schon gar nicht, wenn Du Deine Ärztin im Boot hast, die Dich unterstützt und Dir entsprechend zurät. Ich bin übrigens sehr froh, daß Du auch beim Thema Rauchausstieg auf Deine Ärztin zurückgegriffen hast und auf sie zählen kannst, ich finde das richtig von Dir, sie da mit einzubeziehen. Und wenn sie Dich da mit Medis unterstützt, dann stellen wir Euer beider Entscheidung nicht infrage. Ich finde es toll, wenn Du einen für Dich gangbaren Weg findest!
Was den Gedanken angeht, nie mehr rauchen zu dürfen: Du, damit bist Du gar nicht allein, vielen Aufhörern verursacht diese Vorstellung erst einmal Unbehagen. Weil dieses "nie mehr" so unüberschaubar ist und so unwegbar. Natürlich macht einen so ein Gedanke erstmal mulmig. Viele hier kennen das, verstehen das - ich auch. Aber - müssen wir diesen Gedanken denn fassen? Erstmal reicht es doch, sich vorzunehmen, erstmal nur die nächste Zigarette nicht zu rauchen. Jetzt nicht. Das steht ja nicht im Widerspruch zur Reduktion. Reduzieren kann man auch, indem man "jetzt nicht" raucht. Und solltest Du in einem späteren Schritt dann tatsächlich ans Aufhören gehen, funktioniert diese Denkstrategie auch. Nur jetzt nicht, die nächste nicht. Diese Denkweise erleichtert vielen Aufhörern den Ausstieg, die Akzeptanz. Könntest Du Dir vorstellen, daß sie auch Dir eher entgegenkommen würde?
Deine Strategien, die Du Dir zurechtgelegt hast, gefallen mir sehr gut - nichtrauchende Tätigkeiten langsam machen, gleich morgens nicht, und vor allem Dir zusätzlich nichts zu verbieten. Der Rauchstopp bzw. die Reduktion sollen ja auch nicht wie eine Strafe daherkommen - Du tust Dir ja was Gutes, kannst ja nur gewinnen! Mit jeder einzelnen Zigarette, die Du nicht rauchst. Vielleicht darf ich Deinen Strategien hinzufügen, Dich für nicht gerauchte Zigaretten zu belohnen? Sie auszutauschen, quasi? Gegen etwas besonders angenehmes, einen neuen aromatischen Tee zum Beispiel, ein Stückchen Trockenobst? Wieder "nur eine", die Du nicht geraucht hast, dafür erlebst Du vielleicht einen anderen Genuß. Nur so als Idee...
Und was schlußendlich dieses "Trotzrauchen" angeht, das kann ich Dir glaub ich erklären. Ist nämlich auch gar nicht so selten: ich meine, tief in uns drin wissen bzw. wußten wir Raucher ja immer, daß wir es eigentlich besser lassen sollen. Wenn uns nun einer sagt, wir sollten nicht/nicht mehr/nicht schon wieder rauchen, erzeugt uns das natürlich ein unangenehmes Gefühl - denn wir wissen zwar, daß das richtig ist, aber auch, daß wir süchtig sind und es momentan nicht so einfach ist, nicht zu rauchen. Diese Ambivalenz erzeugt Streß. Na und wie kompensiert ein Raucher Streß? Richtig, er raucht. Ich kenne das auch, immer wenn das Gespräch darauf kam, hab ich mir eine angezündet - die verschiedensten Reaktionen zeigend, Schuldbewußtsein ("jaaa, ich weiß ja..."), Resignation ("ach, da komm ich doch nicht davon weg"), Trotz ("ist aber meine Entscheidung!") oder Genußlüge ("ich rauche aber gern, es schmeckt doch")... Also auch was das angeht, bist Du nicht allein Jaeline.
Nun freue ich mich daß Du Dich entschlossen hast, uns auf Deinem Weg ein bißchen mitzunehmen. Lies jederzeit hier und schreib uns, wie es Dir geht. Ich wünsche Dir erstmal einen guten Start in die neue Woche - und vorsorglich viel Erfolg für Deine Prüfungen und die Vorbereitung derselben. Auf bald grüßt Dich
Lydia