Hallo Puca,
lass bitte den Kopf nicht hängen. Wenn Du mal bei mir im Thread liest, wirst Du vielleicht wieder schmunzeln können.
Ich habe mich 2016 hier angemeldet und wollte aufhören. Das hatte ich ja 2006 schonmal gemacht und auch 6 Jahre erfolgreich gelebt. Damals hatte ich meine 20 Zigaretten am Tag geraucht und habe mit Nikotinpflastern aufgehört. Anstatt mir immer die nächst kleinere Dosis zu kaufen habe ich immer die stärksten gekauft und die Pflaster immer um 1/4 kleiner geschnitten. Laut Packungsbeilage soll man das nicht. War mir egal. Hat geklappt.
Dieses Mal bin ich aber ohne Pflaster gestartet und das immer und immer wieder. Mal habe ich 10 Tage durchgehalten, mal nur 1-2 Tage. Immer wieder bin ich gestürzt. Immer wieder aufgestanden. Mal sofort, mal hat es wieder einige Wochen gedauert. Ein ewiges Hin- und Her. Habe in der Zeit hier viel gelesen. Vieles was ich las, fand ich zunächst auch doof. Ganz ehrlich. Eine Liste mit den Dingen die mich stören. Eine Liste mit den Dingen die mich ablenken können. Und und und. Aber ich habe es getan und es hat wohl dazugeführt, dass sich was in meinem Kopf verändert hat. Dadurch, dass ich mich täglich mit dem Aufhören beschäftigt habe, kamen verschiedene Dinge langsam zusammen:
- Es nervte mich, dass ich immernoch rauchte, obwohl ich doch nicht mehr wollte
- Es nervte mich, dass sich immer nur noch alles um die Kippe drehte (Schmachten, Rauchen, Hier lesen, Schmachten, Rauchen, Hier lesen...)
Ich könnte noch lange so weitermachen, bringt aber nix. Fakt ist, dass ich zwar "eigentlich" nicht mehr rauchen wollte, andererseits aber auch nicht Schmachten wollte. Aufhören mit möglichst wenig Leiden.
Wie oft ich angefangene Zigarettenpackungen weggeworfen habe möchte ich garnicht wissen. Immer mit dem Vorsatz, morgen nicht mehr zu rauchen. Und irgendwann bin ich dann doch an der Bude gelandet und habe mir die nächste Packung gekauft. Mir hat das wegwerfen nix gebracht. Man bekommt die Droge doch rund um die Uhr an unzählichen Stellen verkauft. Das war es also auch nicht.
Immer wieder habe ich von dem "Klick" gelesen. "Es muss Klick machen". "Irgendwann kommt der Moment, indem es Klick macht", "Du den Schalter gefunden hat". Ja. Das wusste ich von früher und las es immer wieder hier im Forum. Aber auch, wenn ich Ihn 2006 bereits gefunden hatte, in 2016 suchte ich Ihn vergeblich. In 2017 immernoch. Vor 12 Tagen aber war irgendwas anders. Mein ewiges Hin- und Her ging mir so auf die Nerfen, dass ich den ersten Tag in Angriff genommen habe. Ich wollte nicht rauchen. Heute nicht. Heute schaffe ich. Morgen kümmere ich mich um morgen. Der erste Tag war hart. Tausend mal an die Kippe gedacht. Das Monster wollte diskutieren. Rauch doch eine. Willst Du Dich quälen? Was willst Du denn heute Abend tun? Auf der Terrasse sitzen und schmachten? So ging es den ganzen Tag. Was hab ich getan? Mir die Liste mit den negativen Erinnerungen an die Giftrolle angesehen. Mich erinnert, wie ich hinter der Gartenhütte zwischen den Mülleimern im Regen geraucht habe. (Anmerkung: Den Platz hatte ich mir schon lange ausgesucht, um mir selbst das Rauchen so ungemütlich wie möglich zu gestalten). Mich erinnert, wie ich an Heiligabend Kilometer durch die Nacht gelatscht bin, auf der Suche nach einem Kippenautomaten, weil alle Tankstellen und Buden geschlossen waren. Und und und. Als es Abends auf der Terrasse dann brinzlig wurde bin ich Ausgewichen und ab ins Bett. Es war ein Tag des Verzichts. Auch wenn gewisse Autoren schreiben: "Sie verzichten auf nichts, Sie gewinnen hinzu", ist der erste Tag ein Tag des Verzichts. Und man fragt sich: Wie soll ich das durchhalten? Heute, Morgen, Übermorgen, IMMER? :|
Nein. NUR HEUTE. Und siehe da. Der erste Tag war geschafft. Tag 2 begann und die Schmacht war natürlich weiter da. Aber es war auch etwas winziges neu entstanden. Wie ein Saatkorn, was den ersten Tropfen wasser sieht, entwickelte sich ganz langsam ein ganz ganz winziges bisschen Selbstachtung. Noch nicht belastbar, aber da war was. Mit jedem Tag, den ich nun weiterging entwickelte sich dieses Selbstwertgefühl weiter. Der Moment morgens in den Spiegel zu schauen und mir selbst sagen zu können: "Geschafft". ist für mich persönlich unbezahlbar. Die Seele lebt im Körper und wenn der Körper leidet, leidet auch die Seele. So war und ist es bei mir. Bis heute an Tag 13 ist das Selbstwertgefühl immer weiter gewachsen. Wenn wir bei dem Vergleich mit dem Saatkorn bleiben ist es weiterhin ein zartes und empfindliches Pflänzchen, aber es entwickelt sich. Und diese Entwicklung bestärkt mich jeden Tag ein bisschen mehr darin, dass die Entscheidung den Kippen lebewohl zu sagen die einzig Richtige war und ist. In einer Kapelle, die ich beim Wandern zufällig entdeckte lag ein kleines Heftchen aus. Für 1€ durfte man es auch mitnehemen. Ein Ausspruch fiel mir ins Auge "Weil Du Dein Leben entscheidest". Das gefiehl mir. Darüber musste ich nachdenken. Wer entscheidet bei mir? Zu dem Zeitpunkt war es die Sucht, die mir jeden Tag sagte, was ich zu tun hatte. Das war Fakt. Aber ich will mein Leben wieder selbst entscheiden. Und vielleicht findest Du ja auch "Deinen Schalter" oder "Dein Saatkorn". Im aktuten Schmachtfall hilft dem Einen Knäckebrot, dem Zweiten Senf im Mund und die Dritte geht Joggen. Bei mir sind es die Atemübungen und die Einstellung. Klingt blöd aber ist so. Ich "genieße" den Schmachter. Er zeigt den Heilungsprozess auf und in meiner Vorstellung halt den Hilfeschrei des Monsters. Lass es schreien. "Verreck Du Aß":lol:
So. Das musste ich mir mal von der Seele schreibe. Puca, bleib Dir treu und finde Deinen Weg. Setz Dich nicht unter Druck aber mach nicht den gleichen Fehler wie ich und Eiere nicht 2 Jahre rum. Stell Dir die Frage: Willst Du rauchen oder willst Du es nicht. Hört sich banal an, aber aber die entscheidende Frage.
Ich wünsche Dir viel Erfolg und sage bis neulich,
Samsy
:butterfly:
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