Liebe Seni,
das tut mir so leid, wie du fühlst:cry:. Dennoch will ich versuchen deinen Blick auf das Positive zu lenken und dich mit konkreten Vorschlägen für Vorgehensweisen unterstützen (ob sie für dich passen kannst du ja entscheiden). Also:
Du hast dein Problem genau benannt. Schon alleine das ist eine Leistung, denn viele Menschen sehen aus verschiedensten (sehr menschlichen) Gründen den "Wald vor lauter Bäumen nicht" und haben deshalb nicht die leiseste Ahnung, was sie eigentlich belastet. Deshalb: Chapeau!
(1) Angst vor dem Verlust der Arbeit, weil du glaubst es nicht wert zu sein (= die Arbeit selbst und das Geld das du damit verdienst).
Wow, das ist ein sehr lähmender, vernichtender Gedanke, der natürlich entsprechende Gefühle auslöst. Ich kenne es sehr genau (siehe Beginn meines Tagebuches), bin jedoch anders damit umgegangen als du: mich hat es zu Höchstleistungen angespornt. Trotzdem konnte ich lange nicht sagen/denken, dass ich etwas kann, etwas beherrsche oder sogar dass ich - wertfrei - etwas deutlich besser kann als andere. Ich versteh also deine Problematik.
Was würde ich dir raten?
Du brauchst dringend reales Feedback. Keine Angst (!): Feedback ist IMMER (!) ein Geschenk, egal ob positiv oder negativ! Deshalb: hole dir in [b]hoher Taktung[/b] (z.B. wöchentlich) Feedback von deinem Mentor bzw. Vorgesetzten und bitte hierbei explizit um Aufrichtigkeit. Betone dabei die Wichtigkeit für deine persönliche Sicherheit im Sinne von "Dich selbst real einzuschätzen zu können". Frage nach deinen konkreten Stärken und deinen Räumen für Weiterentwicklung und bitte hierbei um konkrete Beispiele aus der Arbeit.
Bedenke hierbei bitte immer eines: in jeder Stärke liegt immer eine Schwäche UND umgekehrt. Beispiel: Jemand der mit hoher Frequenz sehr konzentriert arbeitet, kann sehr schnell an sein Ziel kommen. Die Schwäche, die es zu beachten gilt ist, dass diese Form des Arbeitens auf viele Menschen kalt wirkt und sich Menschen deshalb unwohlfühlen.
(2) DU bist ein Seismograph für Stimmungen und hats wahrgenommen, dass das Team von deiner Leistung enttäuscht war (Verspätet im Release)
Ich glaube dir sofort, dass du ein Seismograph für Stimmungen bist. Allerdings hege ich Zweifel, ob du (nicht negativ gemeint !) "korrekt geeicht" bist. Weshalb?
Wenn man kein Grundvertrauen aufbauen kann (so entstehen Selbstzweifel), besteht eine hohe Gefahr, dass man die Welt eher durch eine Brille mit "Grauschleier" als in "Rosa" wahrnimmt. Handlungen, die für anderer Personen vollkommen neutral sind, werden negativ wahrgenommen. Ich mach mal ein Beispiel:
In meiner Familie wurde die Aussage "Du bist doch krank!" genutzt, um jemanden sehr verletzend und abwertend zu sagen "Du bist doch verrückt, du hast nicht mehr alle Tassen im Schrank etc.!". Viele Jahrzehnte später war ich einmal sehr nahe an einem Erschöpfungszustand. Eine Person, von der ich wusste, dass sie mir zu 200% positiv gesonnen war, sagte zu mir "Du bist doch krank!" und meinte damit lediglich, dass ich Unterstützung benötige. Was glaubst du, wie ich diesen Satz gehört habe? Ich habe mich tagelang gefragt, was los ist ... bis ich verstanden habe, dass mich da etwas aus meiner Jugend "eiskalt" erwischt hat und ich daraus eine vollkommen andere Realität gebaut habe.
Deshalb: bitte spekuliere nicht rum, sondern frage auch in diesem Fall um Feedback. Geh auf die Kollgen/innen zu und frage, ob sie enttäuscht waren von deiner Leistung. Wenn nein, alles gut! Wenn ja, dann versucht gemeinsam Pläne zu schmieden, wie sich dich dabei unterstützen können, dass das nicht mehr passiert. Werdet ein Team ... denn nur so versetzt ihr Berge!
Ach Seni, ich würde dich wirklich gern drücken:smileumarmung:, um dich zusätzlich noch zu trösten! Aber das kann ich nicht. Deshalb sage ich etwas anderes, voran ich wirklich fest glaube: ALLES WIRD GUT! UND DU BLEIBST WEITER RAUCHFREI!
Liebe Grüße
Micha