Hallo Claudia,
ich möchte in dasselbe Horn tuten wie all meine Vorredner: Bitte mach Deinen Frieden mit dem Vorgang. Es ist in der Tat so, daß viele Aufhörer mehrere Versuche brauchen. Das liegt einfach daran, daß die Sucht so fies und einfallsreich darin ist, uns Falltüren zu bauen, das müssen wir einfach erstmal herausfinden. Entweder man ist von der Heftigkeit der Schmacht erschlagen, oder von der gefühlsmäßigen Achterbahn, oder was auch immer es für den einzelnen ist - das muß man doch erstmal herausfinden, das kann man doch ganz zu Anfang gar nicht abschätzen. Dazu kommt noch, daß nicht jeder Ausstieg gleichermaßen läuft. Manchmal trifft es einen einfach härter als ein anderes Mal (das weiß ich aus Erfahrung). Und schließlich spielen die Umgebungsparameter auch noch eine Rolle - ernste Gespräche können einen da am Anfang schon mal ins Wanken bringen. Ein Mitaufhörer hat es einmal ganz wunderbar so formuliert: "Der Erfolg meines Ausstiegs hing auch maßgeblich vom Nichteintreten bestimmter Ereignisse ab". Da kann einem so eine Streßsituation gerade am Anfang schon mal ein Bein stellen.
Jeder Ausstieg ist eine Erfahrung, die wir machen - und die wir beim nächsten Ausstieg gegen die Sucht verwenden können. Deshalb sehe ich es auch nicht als Scheitern an, wenn der Ausstieg nicht gleich zur dauerhaften Rauchfreiheit führt: Du nimmst immer noch eine Erfahrung mit, die Du brauchen kannst. Außerdem: wie kannst Du denn scheitern? Denn: egal wo Dich der Ausstieg hinführt, Du stehst in keinem Fall schlechter da als vorher. Nur besser: mindestens um eine Erfahrung reicher. Also ist es kein Scheitern. Eher ein Sammeln von Erfahrungen.
Und noch einen kleinen Anstoß möchte ich Dir gerne mitgeben: Du schreibst, Du mußt Dir noch einen Ablauf aufschreiben und Vorbereitungen treffen - nichts dagegen einzuwenden Claudia. Ersinne Dir Ideen für Ablenkung und neue Abläufe, gerne, es kann Dir nur zugute kommen. Aber bitte setze Dich nicht unter Druck. Es klingt so militärisch, wenn Du sagst, Du mußt irgendwas. Bitte nimm den Druck da ein wenig raus. Du willst gerne aufhören - das ist eine tolle wichtige Voraussetzung! Du bereitest Dich vor, versuchst eine Strategie - großartige unterstützende Maßnahme. Doch was passiert, wenn man unter Zwang gerät, unter Druck? Man ist aufgeregt, angespannt, und was haben wir bei Anspannung immer gemacht? Richtig, geraucht. Also wird es sich doppelt schwer gestalten, gerade in der ersten Zeit unter Druck nicht zu rauchen. Deshalb mein Vorschlag: gehe es doch ein wenig entspannter an, stelle für Dich in den Vordergrund, auf was Du Dich alles freust, auf Deine Freiheit, mehr Geld, bessere Gesundheit, nicht mehr nach Rauch riechen etc. Und halte Dir auch nochmal vor Augen: Was passiert Dir denn, wenn Du es nicht gleich schaffst, für immer rauchfrei zu bleiben? Du kannst doch nur gewinnen, stehst in keinem Fall schlechter da als vorher. Richtig? Macht es dieser Gedanke vielleicht ein wenig leichter für Dich?
Bleibe in jedem Fall bei uns, wenn Du Lust hast, unterhalte Dich weiter, sammle Inspiration, Du wärst auch nicht die erste, die auf diese Weise in die Rauchfreiheit hineinschliddert. Du schaffst das schon noch ich bin sicher.
Du mußt auch nicht unbedingt umziehen, finde ich, Kannst ruhig hier weiterschreiben. Dann hast Du und haben wir nur einen "Handlungsstrang" zu verfolgen, das ist schon in Ordnung.
Gestalte den Rest des Tages, Andrea sagte es schon, sehr angenehm für Dich. Komm zur Ruhe, finde Deine Mitte wieder - und dann gehe es entspannt wieder an, wenn Du das Gefühl hast. Laß gerne wieder von Dir hören. Liebe Grüße,
Lydia