Hallo alle,
ich bin Astrid aus dem goldenen Oktober-Zug. In mein altes Wohnnzimmer von vor fast 4 Jahren mag ich nicht mehr schreiben, weil es mich ja doch eher daran erinnert, dass ich es nicht geschafft habe.
Und heute hatte ich so einen Moment, den ich unbedingt teilen wollte...und weil solche Moment hoffentlich noch öfter kommen, mache ich mal ein Aha-Soistdasalso-Klickgemacht-Wohnzimmer auf.
Meine Gefährt*innen aus dem Oktoberzug haben sicher mitbekommen, dass ich im Moment ziemlich am strugglen bin. Seeehr deprimierte Stimmung. Der böse Nikotin-Teufel schickt mir den schwarzen Hund vorbei, um mir weiszumachen, dass ich es eh nicht schaffen werde und gleich aufgeben kann. Diese Suchtargumentation, mir wohl bekannt, baut sich seit 4 Tagen auf.
Und nun, heute morgen auf der Arbeit/in der Schule eine absolute Stresssituation: Musste zwei Schüler nach Hause schicken, weil sie sich weigerten eine Maske zu tragen - auf dem Weg in die Pausenaufsicht rief mir eine Kollegin zu, dass einer meiner Schüler durch gerade durchs Fenster in den Pausenhof gesprungen war- die Kinder blieben dann in der Pause auch nicht brav in ihren Kohorten und sprangen wild durcheinander....
Ich: "Okay, das wars jetzt. Du MUSST jetzt eine rauchen. hat ja doch alles keinen Zweck. Und jetzt ist ja auch wirklich kein guter Zeitpunkt mir diesem ganzen Corona Sch***. Ich hab ja jetzt eine Stunde frei, ich kauf mir jetzt Zigaretten."
Zum Glück wollte mich dann die Chefin sprechen. Moment erstmal vorbei. In der nächsten Pause ging ich dann mit meiner rauchenden Kollegin zu unserem Rauchplatz vor der Schule. Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe. Wollte ich mir eine schnorren? Passiv mitrauchen? Ich weiß es nicht. Die Kollegin wollte sich eine anstecken, fand aber kein Feuer in ihrer Handtasche , hektisches Suchen...und ab diesem Moment habe ich nur noch beobachtet:
wie sie immer hektischer suchte
verzweifelt auf den Kollegen mit Feuer wartete
sich beide eine ansteckten
tief inhalierten, die Zigaretten quasi in einem Zug wegatmeten
wie sich ihre Münd erum die brennenden Stängel quasi verkrampften
und vor allem: wie sie die zweite Zigarette direkt an der ersten angezündet haben.
Da hat es bei mir plötzlich Klick gemacht. Ich hatte alles vor Augen, warum ich nicht mehr rauchen will, warum ich aufgehört habe...und warum ich auch nicht mehr anfangen will.
Ich möchte kein Opfer meiner Sucht mehr sein. Rauchen ist nicht schön, kein Geschenk. Ich tue mir damit nichts Gutes. Nichtrauchen ist kein Verzicht sondern ein Gewinn.
All das, was ich mir vorher mantramäßig immer wieder aufgesagt hab, ist plötzlich glasklar auch in meiner Seele angekommen.
Und siehe da: Seitdem ist die große Traurigkeit über den Verlust, die große Leere, die vermeintliche Sinnlosigkeit eines rauchlosen Lebens aus meinem Kopf verschwunden.
Ich habe plötzlich Hoffnung, dass selbst ich es schaffen kann, dass die Sucht mich nicht im Griff hat, sondern ich auch etwas beitragen kann. Und das selbst die schlimmsten Schmachtattacken, verzweifelten Momente vorbei gehen.
Ohne Zigarette.
Ich bin wirklich froh.