Gekämpft und durchgehalten

Mein Mann und unsere Söhne waren Ostern 2019 bei meiner Schwägerin und Ihrem Mann zum Kaffee eingeladen. Mein Mann, meine Schwägerin und ich starke Raucher (ca. 1,5 bis 2 Schachteln am Tag). Mein Schwager hatte nach seinem Herzinfarkt aufgehört.
Meine Schwägerin hatte 3 Wochen vorher die Diagnose Lungenkarzinom bekommen. Zu diesem Zeitpunkt war Sie 61 Jahre alt. Als wir bei ihr waren, hatte sie die ersten Chemo-Sitzungen schon hinter sich. Mein Mann ging zwischendurch eine rauchen. Ich blieb mit ihr alleine drinnen. Sie zeigte mir die ersten Auswirkungen der Chemo, ihre Haare gingen büschelweise aus. Mir wurde regelrecht schlecht.

Als wir abends nach Hause gingen, rauchte ich auf der Terrasse meine letzte Zigarette. (Aber das war mir nicht bewusst.) Sie schmeckte nicht, mir wurde übel. Am nächsten Tag wachte ich mit Fieber auf. Ich blieb zwei Tage zu Hause. Am dritten Tag ging ich wieder arbeiten. Ich hatte bis dahin nicht geraucht. Also nahm ich mir vor, es so lange, wie möglich ohne auszuhalten. Meine Zigaretten hatte ich in der Tasche. Meine Kollegen waren irritiert als ich in den Pausen nicht mit raus rauchen ging.
Abends kam ich nach Hause und war stolz, einen Tag im Büro geschafft zu haben. Dann kam mein Mann nach Hause und fragte, ob ich mit auf die Terrasse gehen wollte, um eine zu rauchen. Ich sagte ihm: „Ich rauch doch seit 3 Tagen nicht mehr“.

Jeder Abend war ein Kampf. Fast drei Wochen lang. Im Büro hatte ich Stress und Ablenkung und keine Zeit zu rauchen. Keine Ahnung, wo ich vorher die Zeit hergenommen habe… Abends hab ich an manchen Tagen durch einen Strohhalm „geraucht“, so sehr hat es mir gefehlt. Aber jeder Tag, den ich mehr ohne Rauchen geschafft hatte, gab mir die Kraft, weiterdurchzuhalten.

Mitte Mai fuhr ich mit meiner Freundin nach Andalusien. Unsere langersehnte Rundreise durch das Land. Wir beide hatten immer zusammen geraucht. Jetzt kamen wir in Málaga an. Wie immer aus dem Flugzeug raus und die Kippen an. Ähm, ich rauch ja nicht mehr. Scharfe Minzbonbons gelutscht. Zum Glück hatte ich drei Tüten mit. Nach elf Tagen hatte ich keine Bonbons mehr… aber: ich hatte auch nicht geraucht. Es war nicht einfach, aber ich habe gekämpft.

Dabei hat mir das Forum hier sehr geholfen. Ich habe hier so oft geschrieben. Hier habe ich Unterstützung und viele Tipps bekommen.

Ich würde sagen, ab da ging es aufwärts. Es wurde einfacher. Es gab und gibt immer wieder Situationen da geistert der Gedanke durch den Kopf: Jetzt eine rauchen. Dann bin ich manchmal echt irritiert und frage mich, wo kommt denn der Gedanke jetzt her?
Mein Mann raucht immer noch, meistens stört es mich nicht, oft leider doch.
Es ist so, zu mindestens war es auch bei mir so, nach ca. 1 Jahr, wenn man die meisten Situationen einmal ohne Zigarette erlebt hat, dann wird es einfacher.

Die 1. Beerdigung als Ex-Raucher war nach ca. 9 Monaten, die Beerdigung meiner Schwägerin. NICHT EINE SEKUNDE HAB ICH ANS RAUCHEN GEDACHT!!! Mein Schwager drückte mich zum Abschied und sagte: sie war so stolz auf dich, dass du aufgehört hast.

Ich frage mich oft, warum habe ich angefangen? Als ich mich für Kinder entschieden habe, hörte ich ca. sieben Jahre auf zu rauchen. Warum habe ich danach wieder angefangen?

Mein Fazit: Die Nikotinsucht ist eine der schlimmsten Süchte überhaupt.
NIE WIEDER EINEN EINZIGEN ZUG!!!
Dies ist nicht nur der Titel eines Buches, sondern auch mein Leitspruch.

Ich rauche jetzt seit 1 ¼ Jahren nicht mehr und es fehlt mir (meistens) nicht mehr.

Eingesendet von SP2019