Hi Hasenmutter,
zunächst mal möchte ich Dir meinen Respekt dazu ausdrücken, daß Du den permanenten Gedanken ans Rauchen in den letzten Tagen so tapfer standgehalten hast. Du hättest Dir eine anstecken können, sagst Du? Hast Du aber nicht, das ist es was zählt. Sehr stark, wirklich gut gemacht. Hältst tapfer dagegen, wirklich. (Und sei versichert, uns hat die Sucht genauso beherrscht. Ist unglaublich ja, unvorstellbar - aber in der Entwöhnung merken wir, wie die Sucht über uns regiert hat... das geht Dir nicht alleine so.)
Wann es aufhört... hier kann Dir keiner eine Faustregel an die Hand geben, Dir sagen, mit Tag X ist es vom Tisch. Es ist auch eher nicht zu erwarten, daß es von einem Tag auf den anderen aufhört. Es wird weniger werden, schwächer, erträglicher, dann wird es auch Pausen geben, die immer länger werden... Einen Lichtblick, den ich Dir anbieten möchte, ist der, daß nach drei Wochen viele Aufhörer eine Erleichterung verspüren. Viele, die die ersten drei Wochen so gekämpft haben, merken danach einen deutlichen "Spannungsabfall". Nun bist Du zwar mal gestolpert, aber ich glaube, auf das Level wie vor dem Rauchstopp hast Du es doch nicht wieder gebracht und bist ja immer schnell wieder aufgestanden. Du hörst immer noch auf. Daher denke ich, vielleicht nicht nach exakt drei Wochen, doch möglicherweise zeitnah könntest Du erste Erleichterungen merken.
Tipps daß Du nicht immer dran denken mußt, kann man Dir kaum geben, diese Geanken gedeihen anfangs wie Unkraut, ich fürchte mal, außer Ablenkung kann man da wenig tun. Ich sage ja immer, man beschäftigt sich zu Beginn des Entzugs mit nichts anderem als mit dem Rauchen und dessen Unterlassung. Und zwar ob man will oder nicht. Diese Gedanken sind Teil des Auseinandersetzungsprozesses. Du kannst versuchen, sie beiseite zu schieben, um ihnen nicht so viel Raum einzuräumen, doch kaum vermeiden, daß sie wiederkommen. Ablenkung ist die Wahl. Und - leider, aber das ist auch eine Erkenntnis, die Aufhörer immer wieder mal hier einbringen: Manchmal wollen die Gedanken einfach ausgehalten werden...
Was kann ich Dir mitgeben, um auf dem Geburtstag rauchfrei zu bleiben... also da möchte ich gleich nochmals die 4 A-Tipps strapazieren, die immer und überall anwendbar sind. Wenn Dich die Situation zu überwältigen droht: Abhauen. Wasser trinken oder Gesicht kühlen gehen. Dann bewaffne Dich mit scharfen Bonbons und/oder scharfen Kaugummis. Schärfe dämpft Schmacht. Knabbere Salzstänglein statt Zigarette. Wenn es Dir nicht zu blöd ist, nimm Dir einen auf Zigarettenlänge zurechtgeschnittenen Strohhalm mit und "rauche" Luft durch ihn, wenn Du glaubst, Du "müßtest" jetzt rauchen. (Das ist zugleich eine Atemübung durch das Einsaugen der Luft.)
Und wenn gar nichts hilft, verabschiede Dich höflich beizeiten. Meide die Situation (das wäre das Ausweichen der 4 A-Tipps), wenn Du glaubst, Du kannst in ihr nur baden gehen. In der gegenwärtigen Situation finde ich, hast Du dieses Recht als ultima ratio. Und versuche doch, die Angst nicht zuzulassen. Die Sucht ist wie so ein Bluthund, wenn sie Angst riecht, greift sie Dich an. Sieh es so: jede Schmacht, die Du aussitzt, stärkt Dich, und schwächt die Sucht. Also laß die Schmachter kommen, Du brauchst sie, um rauchfrei zu werden. Und wenn sie kommen, sitze sie aus. Und freu Dich und sei stolz darauf, daß Du mit jedem einzelnen davon Deinem Ziel, dauerhaft rauchfrei zu werden, wieder einen Schmachter näher gekommen bist.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und Optimismus. Und trotzdem morgen viel Spaß bei der Geburtstagsfeier. Viele Grüße sendet Dir
Lydia