[quote="Bonadea"]Wer läuft über eine Woche mit offenem Bein zur Arbeit? Kennst du den?
Also, ich muss mal mit dir schimpfen: Ein Ulcus cruris ist nun wirklich nicht so ein Kolibri, dass nicht jede Vertretung es behandeln könnte. Ist auf jeden Fall besser als ohne Behandlung. Und ob deine Nachtdienste in Keim verseuchter Umgebung so unbedingt den Heilungsprozess beschleunigen, möchte ich bezweifeln. Aber wem sage ich das? Wir in den sog. helfenden Berufen sind meistens gut darin anderen zu helfen, aber Selbstfürsorge scheint eher ein Fremdwort zu sein.[/quote]
Hallo und guten Morgen Marion,
was du da sagst oder besser gesagt schreibst, klingt auf den ersten Blick authentisch und folgerichtig. Leider aber nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick sieht es so aus:
Circa eineinhalb Jahre lief ich mit einer pAVK herum, über die schrieb ich genug. Kurz vor dem ersten Eingriff zeigte die Messung des Gefäßchirurgen, dass im linken Bein, das ist das, was jetzt vom Ulcus betroffen ist, Null Blutfluß, Null Durchblutung statt findet. Weil das über Monate so war, weil zusätzlich das Bein durch eine vor Jahren gehabte Thrombose bedingt geschädigte Venen hat, haben sich in den letzten Monaten die noch vorhandenen Venen weiter verschlechtert. Zu wenig Blutfluß = vermehrte Ablagerung in den Venen = Venen irgendwann dicht.
Dadurch kam und kommt es permanent dazu, dass sich Flüssigkeit in den Unterschenkeln staut, also letztlich eine ödematöse Schwellung. Passiert nun wie in der Zeit rund um meine Eingriffe, als ich mich so gut wie gar nicht mehr bewegen konnte und auch teilweise nicht durfte, solch eine ödematöse Schwellung über Tage, Wochen gar, wird die Haut geschädigt und es kommt zu einem Ulcus Cruris, in meinem Fall wahrscheinlich Typ Ulcus Cruris Mixtum.
Nach meiner depressiven Phase am vergangenen Sonntag habe gegen Abend mit Hilfe der vielen lieben Zuschriften angefangen, die Arbeit an dieser Baustelle auch aufzunehmen. Montag vor einer Woche hatte die ÄrztIn leider die Praxis geschlossen. Heute habe ich einen Termin bei ihr und werde mir dort zum einen von ihr sagen lassen, welchen Typ ich habe, darüber hinaus werde ich von ihr diverse die Heilung und später Prävention fördernde Hilfsmittel verschrieben bekommen.
Bis dahin habe ich in dieser Woche folgende erste die Heilung fördernde Maßnahmen konsequent durchgeführt:
[list]
[*] NICHT RAUCHEN (denn rauchen verschlechtert die Heilungsprozesse der Haut)
[*] Diät weiter halten, um Belastung durch Körpergewicht konstant so gering wie möglich zu halten
[*] Bewegung, Bewegung und nochmal Bewegung x1
[*] jeden Tag, noch vor dem Aufstehen eine Wundbehandlung durchführen x2
[*] ebenfalls jeden Tag VOR dem Aufstehen an dem Bein, am Unterschenkel einen sogenannten Pütterverband anlegen, also umgangsprachlich gesagt, einen Kompressionsverband
[/list]
x1 = Bewegung vermindert die Schwellung, weil Bewegung die Venenpumpe aktiviert und somit Flüssigkeit in den Körper zurück geführt wird, statt sich in den Beinen zu stauen. Auf der Arbeit, auf dem Weg dahin, habe ich genug Bewegung der Beine. An freien Tagen muss für diese Bewegung der hier im Forum bereits angesprochene 4,5 km lange Spaziergang herhalten. Nicht zu arbeiten, still zu Hause sitzen zu müssen wäre Gift für mich.
x2 = heute sprechen sie hochtrabend von Wundmanagement in Altenheimen, ich bleibe bei Wundbehandlung, die ist im Idealfall im Heim ein Verbandswechsel im Rhythmus von zwei Tagen, dabei wird die alte Abdeckung der Wunde entfernt, die Wunde dann gereinigt und desinfiziert und dann erneut mit sterilem Material abgedeckt. Sinnvollerweise sollte bei Ulcus Wunden der Verband ein feuchtes, somit die Heilung förderndes Milieu erzeugen. So habe ich es gemacht, aber im eintägigen Rhythmus, mit sogenannten Hydrokolloiden Verbänden.
Soviel zum zweiten Blick, liebe Marion. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich mich verteidigend dich ein wenig aufklären musste bezüglich eines Altenpflegers, der a) mit derlei Dingen bestens vertraut ist, b) die Lektion seiner Lehrschwester gelernt hat, die Frau sagte nämlich: "Nur wer sich selbst gut pflegt, kann andere gut pflegen." Und damit meinte sie nicht meine tägliche Rasur.
Zu guter Letzt freue ich mich, jetzt bereits schon sagen zu können, dass die kleine minimale Stelle, die Samstag vor einer Woche erstmalig aufgerissen war, bereits wieder verheilt ist, beim Verbandwechsel heute morgen blieb der Schorf hängen am Verband, die Haut darunter in Takt. Heute habe ich also nur den Pütter, bis ich wie gewollt von der Ärztin deren Rezept für Kompressionskniestrümpfe in den Händen halte und das in der Apotheke meines Vertrauens einlösen kann. Ja klar, unter dem Pütter Verband trotzdem noch eine sterile und leicht feuchte Abdeckung, mit Kompresse und Desinfektionsmittel selbst erstellt.
Und nun freue ich mich auf diesen freien Tag, nach dem Arztbesuch werde ich meinen üblichen Spaziergang machen, wegen des Arztbesuchs mal das 4,5 Kilometer lange O um den Kanal andersherum gehen. Danach Einkaufen, muss auch sein, und dann ist mein Beil wirklich wieder gründlich genug bewegt worden.
Euch allen einen ebenso guten Start in eine neue Woche,
[b][color=green]werdet oder bleibt gesund[/color][/b],
vor allem aber:
[b][color=green]werdet oder bleibt rauchfrei[/color][/b]
es grüßt Daniel aus dem Plänterwald
[color=red]Sehr geehrtes rauchfrei-team: Hydrokolloide Verbände und Pütter Verbände sind spezielle medizinische Verbände zu speziellem Zweck, es sind KEINE Markennamen[/color]