[quote=619011]Grüß Dich Susee,
beim Streunen durch das Forum purzle ich mal so in Dein Wohnzimmer hinein, weil mir zu Deinen Ausführungen so der eine oder andere Gedanke durch den Kopf gegangen ist. Darf ich?
Also erstmal, auch meinen herzlichen Glückwunsch zu Deinen heute 21 rauchfreien Tagen - tatsächlich ist das einer der vom Nichtmehrraucherpapst Allan Carr definierten Meilensteine, und den hast Du heute schon hinter Dir gelassen: dafür gebührt Dir größte Anerkennung![/quote]
Hallo Lydia,
ich freue mich doch immer über Besuch in meinem Wohnzimmer und vielen Dank für deine Glückwunsche zu den drei Wochen - hoffentlich werden es noch viele, viele mehr. Nun sind es schon fast vier.
[quote=619011]Ja es ist völlig richtig, daß die Entwöhnung und Wellen verläuft, die mal hochschlagen und mal ausrollen, bis sie schließlich ganz abebben. Du wirst schon vor dem Abschluß der Entwöhnung schmachtärmere Phasen erleben, die Dir Zeit geben um durchzuatmen und Kraft zu tanken. Laß Dich bitte nicht davon entmutigen, daß das Rauchen in Deinem Kopf noch so präsent ist! Das kann sie gut, die Sucht, sich während wir uns ihr entziehen wollen, in unseren gedanklichen Vordergrund zu drängen. Das ist aber im Rahmen völlig normaler Aufhör-Parameter, und das bleibt auch nicht ewig so, auch wenn es sich im Moment so anfühlt.
Wir haben hier auch Aufhörer kennengelernt, und das nicht wenige, die gerade während der ersten drei Wochen massiv gelitten und gekämpft haben, und gerade diese spürten nach besagten ersten drei Wochen ein deutliches Nachlassen der Schmacht und der fortwährenden Gedanken an die Zigarette. Möglicherweise läßt es bei Dir auch in der nächsten Zeit etwas nach? Erlaube Dir, Dir dies eine Perspektive sein zu lassen Susee. Vielleicht entspannt Dich dieser Gedanke ja etwas.[/quote]
Dass es in Wellen ist, kann ich total bestätigen, vor allem meine Gefühle sind manchmal wirklich unmöglich. Aber es gibt tatsächlich Momente, in denen ich nicht an eine Zigarette denke - ein schönes Gefühl. Nach dem Aufstehen und im Auto (dank Bonbons) habe ich sie schonmal nicht vermisst. Ein Schritt in die richtige Richtung. Nach dem Essen, nach der Arbeit oder auch nach dem Sport vermisse ich sie schon massiv. Aber wenn das andere besser wurde, wird es da auch besser.
[quote=619011]Was für mich aus Deinen Ausführungen noch herausstach, war Deine Überlegung, das "Ich darf nie mehr rauchen" in ein "Ich muß nie mehr rauchen" umzuformulieren. Das ist eine schöne Variante, das Nichtmehrrauchen positiv zu verstehen, auch wenn es gerade noch ganz schön schwer ist, gefällt mir gut! Ich lade Dich sogar ein, noch einen Schritt weiter zu denken, zwei eigentlich sogar: Der erste Schritt ist der, daß Du Dir sagst, "Ich möchte gar nicht mehr rauchen!" - und das stimmt auch, denn Du hast schließlich aufgehört und bist nun hier, um Dir Unterstützung zu holen, also Du möchtest sicherlich nicht mehr rauchen. Wer möchte, daß Du rauchst, das ist die Sucht, die sich nunmehr in ihrer Existenz bedroht sieht und aufmuckt, _die_ möchte , daß Du rauchst, nicht Du selber! Aber hey, so selbstbestimmt wollen wir doch wohl schon sein, daß wir entscheiden, was wir tun, und uns nicht von der Sucht rumbossen lassen, oder? Also: "Nein danke, ich möchte nicht mehr rauchen, mein Kopf, meine Regeln. Muß ich ja auch gar nicht." Soooooo.[/quote]
Ich finde diesen Gedankengang sehr interessant, aber tue mir sehr schwer damit. Ich sehe die Sucht nicht als getrennt von mir, sondern als ein Teil von mir. Sicherlich nicht als meinen besten Teil, aber einen mit dem ich leben muss, und der jetzt nicht mehr ausgelebt wird und so vielleicht irgendwann mal in der Vergessenheit versinkt. Genauso wie ich manche Aggressionschübe bei manchen Menschen ja auch nicht auslebe.
[quote=619011]Und der zweite gedankliche Schritt, den ich Dir vortrappsten möchte, ist folgender: "nie wieder" ist natürlich ein sehr unüberschaubarer Zeitraum, unwägbar und höchstwahrscheinlich sehr lang. Das kann einem schon mal Unbehagen verursachen, finde ich! Gerade wenn man am Anfang eines großen Projektes steht: wenn man da die Gesamtheit aller Maßnahmen beäugt, kann man sich schon mal so überfahren fühlen, daß man gar nicht erst anfangen will. Es ist wie beim Bergsteigen: "Da rauf???? Oh nee, das ist mir viel zu hoch und zu weit, ob ich das schaffe? Ob ich es gleich lassen soll?" Besser, man geht so ein großes Unterfangen Schritt für Schritt an. Immer ein Schritt nach dem anderen, das führt auch ans Ziel, schaut aber nicht so beängstigend aus. Statt "für immer nicht mehr rauchen" lade ich Dich ein, Dich darauf zu konzentrieren, daß Du jetzt nicht rauchst, nur diese Schmachtattacke aussitzt oder den heutigen Tag. Heute rauche ich nicht, ich möchte heute nicht rauchen. Das schaffst Du definitiv, das weiß ich (na und Du weißt es natürlich, schaffst ja schon seit 21 Tagen nur heute!) . Na und wegen morgen machen wir uns heute noch keine Gedanken. Heute rauchen wir nicht, das ist eine machbare Aufgabe. Wenn Du Deinen Rauchstopp nun jeden Tag in so eine machbare Aufgabe einteilst, gelangst Du an dasselbe Ziel, nämlich daß Du nicht mehr rauchst. Und nach einer bestimmten Anzahl so machbarer Aufgaben ist es auch keine Schwierigkeit mehr, die Finger ganz von der Zigarette zu lassen. Und so ist es nicht so unüberschaubar, unwägbar und verunsichernd wie der Gedanke an ein "nie wieder", aber mit demselben Effekt... Also was denkst Du Susee, heute rauchen wir nicht? Das schaffen wir oder, ganz klar![/quote]
Das versuche ich mir auch immer wieder zu sagen, aber ich bin daran wirklich sehr schlecht, vor allem da ich ja weiß, auf was es rauslaufen soll. Und ich bin jetzt etwas gelassener diesbezüglich geworden. Ich möchte es im Moment überhaupt nicht - meine Gesundheit ist mir wichtiger! Aber wenn mir wirklich eine herausrutscht, geht das Leben auch weiter. Aber da ich die ersten Wochen nicht nochmal durchmachen möchte, lasse ich es lieber gleich bleiben. Im Moment hilft mir diese Gelassenheit tatsächlich weiter, vor allem da ich im Moment ja wirklich nicht möchte. Und so wie ich halt bin, hab ich mir bereits schon Gedanken darüber gemacht, wie es in drei Jahren bei einem Klassentreffen ist oder in ein paar Monaten auf einem Geburtstag. Und wenn ich jetzt drei Jahre nicht rauche, aber dann schon mal eine. Davon muss meine Welt [i]heute[/i] nicht zusammenbrechen, sondern ich kann ganz gelassen abwarten, was bis dahin passiert. Vielleicht will ich ja gar nicht mehr!
LG Susee