Hallo Hurb,
hochinteressant, deinen Weg mitzuverfolgen. Und damit möchte auch ich dich gerne herzlich willkommenheißen, in dieser großartigen Community.
Wie du schon bemerkt haben wirst, hält sich die Resonanz auf deine bisherigen sechs Beiträge in überschaubaren Grenzen. Und auch ich muss gestehen, dass Snus nicht unbedingt zu meiner Kernkompetenz zählt. Und so habe ich mich zunächst einmal belesen, was das ist, was das macht, was das kann. Schnell wurde mir klar, dass die Kreativität der Menschen, auf der Suche nach dem "Kick", erst dann zu Ende gehen wird, wenn es diesen Planeten nicht mehr gibt. Und auch du hattest ja vom "Kick" berichtet. Ich habe ihn auch erlebt. Als ich wegen eines komplizierten Beinbruchs im Krankenhaus lag, zwangsweise zehn Tage lang nicht rauchen konnte, habe ich einen verständnisvollen Pfleger gefunden, der mich mit Bett in die Raucherzone geschoben hat. Raucher halten eben zusammen.
Ich hatte eine Zig ohne Filter geschnorrt. Nachdem ich sie angezündet hatte, ging 5 Sekunden später die wilde Fahrt los. Gefühlt eine ganze Minute hat sich mein Leben gedreht, ich muss gestehen, das fühlte sich so richtig toll an. Gut, dass ich liegen konnte...
Nie habe ich danach dieses Feeling jemals wieder gehabt.
Bei der Vorbereitung auf diesen Beitrag durfte ich lernen, dass pures Nikotin nur wenig, Tabakzigarettenrauch dagegen ein sehr hohes Suchtpotenzial aufweist. So beleuchtet, könnte dich dieser Umstand darin bestärken, deinen aktuellen Weg in ein suchtfreies Leben weiter zu gehen. Schließlich hast du DAS SCHWER erfolgreich hinter dir. Wie du beschrieben hast, bist du seit geraumer Zeit rauchfrei. Sicher wirst du dich zurückerinnern können, wie herausfordernd dein Weg in die Rauchfreiheit seinerzeit gewesen ist. Du liest dich sehr klar und davon überzeugt, dass du deinen Weg aus der Nikotinabhängigkeit erfolgreich beenden wirst. Das ist, glaube ich, dein schärfstes Schwert. Und du bist sehr reflektiert. Glaub mir, das ist Gold wert!
Nun bringt es meine Rolle als Lotse mit sich, auch mal "zwischen den Zeilen" zu lesen. Und so ist für mich eine wesentliche Frage aufgetreten, ach, was rede ich, ein Fragenkomplex, auf den ich noch keine Antwort von dir lesen konnte. Mir kanns wurscht sein, denn du bist mir keine Antwort schuldig. Dir schon!
Was ist der Grund dafür, dass du die Nikotinabhängigkeit ablegen möchtest? Was treibt dich an. Was denkst du, was in deinem Leben ist dann anders, bzw. besser? Im Moment experimentierst du ein bissel rum, mit dem Zeitpunkt deiner ersten Pflasterapplikation. Wenn du merkst - schriebst du - die ersten unangenehmen Entzugserscheinungen nehmen zu, klebst du ein Pflaster und dann ist Ruhe. Hab ich nicht verstanden. Wenn du doch jetzt Entzugserscheinungen hast, dauert es noch eine geraume Zeit, bis das Pflaster seine Wirkung entfalten kann. Oder anders gesagt: wenn es jetzt juckt, kratze ich mich doch nicht erst eine Stunde später...
Schau doch mal im Netz nach: vielleicht ist für deine Zwecke ein Nikotin-Spray zur Substitution sinnvoller? Du spürst direkt nach der Anwendung den Effekt und musst nicht erst abwarten, bis sich was tut. Und dieses Spray kannst du genauso reduzieren, wie die Pflaster auch. Nur so ne Idee. Der Vorteil der Pflaster ist natürlich nicht von der Hand zu weisen. Suchtattacke und Nikotinzufuhr sind bei dieser Form der Anwendung entkoppelt. Das ist beim Spray nicht der Fall.
Hast du dir schon überlegt, wie du deine Zeit verbringen könntest, wenn du am Ziel deines Weges bist?
Jemand in diesem Forum hat gerade geschrieben: "Die innere Leere, die Lücke, womit soll ich die bitte füllen?"
Was ist es, das dich glücklich machen könnte? Was nichts mit dem Konsum irgendeiner Substanz zu tun hat? Dass du die Nikotinpflaster so nehmen möchtest, wie es für dich am Besten passt, ist ein Tanz auf der Rasierklinge. Das kann funktionieren, weil du ja nicht zu der Zielgruppe gehörst, für die sie gemacht sind. Ich wünsche es dir zumindest.
Du spürst schon jetzt die ersten Erfolge, schreibst du. Zahnfleisch heilt, der Schlaf ist besser, allgemein das Mundgefühl hat sich verbessert. Das, Hurb, sind all die positiven körperlichen Prozesse, für die du dich wahrlich nicht anstrengen musstest.
Alles andere, die Wunden, die es sonst noch so gibt, die aufrichtige Bilanz, was Snus für dich war, was im Detail der Nikotinkonsum für einen Stellenwert hatte, das wird dauern und erfordert eine Menge Arbeit.
Ja, ich gebe dir recht: Eigentlich wäre Nikotin irgendwie ne sehr coole Droge. Fühlt sich gut an und du bleibst bei Verstand. Aber es ist zu schön um wahr zu sein. Denn machen wir uns nichts vor es gibt ihn nicht:
Den Genuss ohne Reue.
Wie ich schon einmal an anderer Stelle formuliert habe, möchte ich auch hier damit schließen:
"Kein Job der Welt ist so hart, wie die Arbeit an sich selbst."
Viel Erfolg
wünscht dir
Meikel