26.12.2015
20:33 Uhr
Hallo Alex,
Du hast von Frust über Deine eigene Dummheit und Unzulänglichkeit geschrieben. Also da möchte ich Dir gleich mal zwei Zähne ziehen, denn ich denke weder das eine noch das andere trifft zu.
Denn: wie dumm kann es denn sein, das Rauchen aufzugeben? Das ist nicht dumm, das ist eine weise Entscheidung, auf die und deren Umsetzung (denn eine leichte Entscheidung ist das nicht, das wissen wir alle hier, sonst hätten wir sie ja viel früher und schneller getroffen!) Du schon mal richtig stolz sein kannst. Und wie unzulänglich kann es denn sein, schon fünf Tage durchzuhalten? Das ist doch in Anbetracht dessen, wie schwer es uns diese blöde Sucht macht, schon mal eine echt große Leistung!
Und das Rauchen anzufangen - gut, war sicherlich nicht unsere größte Glanzleistung, das möchte ich ja einräumen. Aber gleichwohl muß man auch sehen, daß das Ausmaß dieser Sucht, ihre Macht über uns, ihre Gewalt, von vornherein nicht von uns Menschen eingeschätzt werden kann. Sicher haben wir davon gehört, daß es schwer ist, das - einmal damit angefangen - wieder zu lassen, aber so ganz konnte das nicht bei uns ankommen. Daß uns diese Sucht so dermaßen unsere Selbstbestimmung rauben kann, das konnten wir uns glaube ich alle nicht vorstellen, da reicht glaub ich die Vorstellungskraft einfach nicht aus. Also auch da möchte ich nicht von Dummheit und Unzulänglichkeit sprechen. Es gibt so viele kluge Menschen - die trotzdem angefangen haben zu rauchen...
Die Stimmungsschwankungen, die Du beschreibst, sind kein Unbekannter hier. Bitte gesteh sie Dir zu, schließlich bleibt nach langen Jahren des Rauchens sowohl körperlich als auch geistig kein Stein auf dem anderen. Da kann man schon mal ein wenig durcheinander geraten. Doch das ist kein Dauerzustand, Du bist bald wieder Du selbst. Und - glaub mir eins aus Erfahrung - Menschen säuern sich auch wieder aus, solltest Du einem aus Gereiztheit mal auf die Füße treten. Ich habe selber zu meiner Aufhörzeit einmal furchtbar obenraus geschossen, so kannte ich mich bis dato nicht - es sollte sich herausstellen, daß es zu meinem Nachteil nicht sein sollte. Wie gehst Du denn mit dem Rauchstopp um, weiß Dein Umfeld davon? Kannst Du Dir eventuell einen Verständnisvorschuß erbitten?
Genieße die guten Momente, die ohne Schmacht, die Dir schon mal einen kleinen Vorgeschmackt auf Deine Freiheit geben - und hol diese Momente in schwierigeren Phasen zurück. Denn am Ende gibt es nur noch so freie Momente - und da willst Du hin, richtig? Außerdem stärkt jede Schmachtattacke, die Du aussitzt, Dich und schwächt die Sucht. Also nimm die Schmachtattacken an, laß sie kommen - und dann watsch sie ab, indem Du nicht rauchst, mit dem guten Gewissen, daß Dich auch diese ausgesessene Verlangensattacke Deinem großen Ziel, Deiner Freiheit, wieder ein Stück näher gebracht hat.
Es ist zu schaffen Alex - und das Gefühl am Ende ist richtig, richtig gut. Ich wünsche Dir weiterhin alles, alles Gute. Viele Grüße sendet Dir
Lydia