Liebe Verena,
ich habe gerade an anderer Stelle eine Bemerkung von Dir gelesen, dazu ich gerne etwas sagen würde. Du beschreibst eine Leere, die Du Dir wünschst zu füllen, die auch bei Ablenkung immer da ist. Es tut mir leid, daß Du solches empfindest. Aber es ist ja auch nicht abwegig. Viele Jahre lang hat uns die Zigarette begleitet, in jeder Lebenslage, in jeder Gefühlssituation, als Stütze, Krücke, zur Kompensation, sogar Genuß haben wir damit verbunden (fälschlicherweise). Und die Funktion sämtlicher Glücksbotenstoffe in unserem Gehirn hat das Nikotin übernommen, was dazu geführt hat, daß der Körper die Notwendigkeit, diese selber zu reproduzieren, nicht mehr hatte. Und es verlernt hat.
Und jetzt lassen wir die Zigarette weg. Was passiert? Unsere ständige Begleitung ist weg. Unsere Krücke, unser Kompensationsmechanismus, unsere mißverstandene Entspannung. Und die Rezeptoren für die Glücksbotenstoffe sind im Moment ja wirklich "leer", weil die körpereigene Produktion noch nicht wieder angelaufen ist. Diese empfundene Leere ist also momentan recht real.
Im Moment mußt Du sie noch bewußt und verstärkt mit angenehmen Erfahrungen füllen. Tu was Dir angenehm ist, erlaube Dir, was Dir gut tut, genehmige Dir, wozu Du Lust hast. Hör in Dich hinein, was Du brauchen könntest. Belohne Dich!
Die gute Nachricht ist, daß dieses Gefühl der Leere vergehen wird. Denn erstens wirst Du sukzessive Deine Lebensgewohnheiten verändern. Wirst die Zeit, die Du nun nicht mehr mit Rauchen verschwendest, anderweitig sinnvoll füllen. Zweitens wirst Du die Zigarette als Stütze, Begleitung, Entspannungshilfe oder als was auch immer wir sie mißverstanden haben, nicht mehr brauchen und auch gar nicht mehr vermissen. Drittens rollt die Produktion der Glücksbotenstoffe nach und nach wieder an. Und viertens wird der Entzug vergehen. Das Leeregefühl hat irgendwann keinen Platz mehr, die Leere ist aufgefüllt.
Ich meine doch, 35 Tage sind schon eine wunderbare Leistung Verena. Zu der kann ich Dir auch nur gratulieren, was ich hiermit gern tu! Aber ich denke nicht, daß wir uns eine Sucht, die wir über Jahre hinweg gepflegt und gefüttert haben, in 35 Tagen aus unseren Knochen bekommen. Ich möchte Dich daher noch um etwas Geduld bitten. Laß die Entwöhnung fortschreiten, arbeite sie ab. Du wirst merken, Du findest zu Form zurück, zu Deiner Balance und zu Deinem Wohlbefinden. Wahrscheinlich sogar noch besser als es vorher war.
Das ist nicht der Stein der Weisen, den Du so dringend suchst, leider. Aber vielleicht hilft Dir ja diese Erfahrung, positiv gestimmt nach vorne zu blicken. Ich wünsche es Dir in jedem Fall.
Viele liebe Grüße sendet Dir
Lydia