Guten Tag Hermann,
Deine Schwindelgefühle könnten durchaus noch eine Auswirkung des Entzugs sein, eine Folge der nunmehr einsetzenden Umstellung von Stoffwechsel, Kreislauf und Körperfunktionen. Ich hatte in meiner Zeit als aktiver Aufhörer auch einen Blutdruck jenseits von Gut und Böse, auch da hat der Rauchstopp alles auf den Kopf gestellt.
Bitte laß Dich ärztlich beraten, wenn dieser Zustand vorhält oder wiederkommt. Möglicherweise kann, sogar sollte der Arzt hier unterstützend tätig werden, auch wenn es vielleicht ein eher vorübergehender durch den Entzug ausgelöster Zustand ist. Vielleicht kann er, muß er gegensteuern, was nach kurzer Zeit wieder eingestellt werden kann. Also bitte riskiere da nichts Hermann, auch wenn es ein Entzugssymptom sein kann. Laß Dir da ruhig Unterstützung angedeihen.
Ansonsten war Deine Reaktion, Wasser zu trinken und Dir etwas Zucker zuzuführen, goldrichtig. Viel trinken ist in der Entwöhnung sowieso angesagt, um den Kreislauf zu stabilisieren, die Entgiftung zu unterstützen, die Verdauung am Laufen zu halten und Schmachter zu minimieren. Das können auch Fruchtsaftschorlen sein, da sie möglicherweise entzugsbedingt einsetzendem leichten Unterzucker vorbeugen. Traubenzucker wurde schon geschrieben - auch richtig. Aber wie gesagt, bitte scheue Dich nicht, ärztlichen Rat einzuholen.
Tja der biochemische Aspekt der Sucht hat es schon in sich, da sprichst Du wahre Worte gelassen aus... Schlechterdings stellt der Körper die Produktion der Glücksbotenstoffe irgendwann ein, weil deren Aufgabe ja das Nikotin übernommen hat. Gescheit wie unser Körper nun mal ist, bildet er aber immer neue und mehr Rezeptoren, weil der Nachschub ja vorhält. Und blöd wie wir sind, geben wir dann auch immer mehr Suchtstoff nach, damit er andocken kann und sich noch mehr Rezeptoren bilden können... Bis der Körper wieder eigenständig Botenstoffe in ausreichender Menge produziert, möchte ich Dir vor allem anbieten: Belohne Dich selber. Sorge selber für Deine Glücksmomente, und kurble die Produktion so an. Frage Dich jeden Tag, was Du für Dich tun könntest, damit es Dir besser geht. Das kann ein Spaziergang sein, eine Schönheitsrenovierung an den eigenen Vier Wänden, ein gutes Essen oder ein Tag lang gar nichts tun, wenn es Dir liegt - Belohnung ist was Du draus machst. Außerdem helfen sie, die Motivation zu halten und die Laune zu verbessern. Daher, tu Dir jeden Tag etwas gutes und belohne Dich für Meilensteine Deiner Nichtmehrraucherkarriere (das können Tageszahlen sein, rauchfrei überstandene Events - was Du eben darunter verstehst). Das ist angenehm und auch hochverdient.
Und überhaupt... was für ein blaues Band wedelt denn bei Dir schon? Bei mir gibt es heute Schneeregen, trübe Feuchtkälte und eine geschlossene finstere Wolkendecke, aber bestimmt keine blauen Bänder. Sollte vielleicht umsiedeln...
Damit wünsche ich Dir einen angenehmen Abend, und wir lesen uns. Herzliche Grüße sendet Dir
Lydia